USD gewinnt an Boden - Finanzmärkte erfinden sich neu …
02.04.2008 | Folker Hellmeyer
Der Euro zeigt sich zur Eröffnung im europäischen Geschäft schwach. Es wurden Tiefstkurse bei 1.5535 markiert. Der USD hat sich gegenüber dem JPY deutlich befestigt und notiert aktuell bei 102.15. "Carry-Trades" konnten in dem Zuge freundlicher Aktienmärkte an Boden gewinnen. EURJPY stellt sich aktuell auf 159.00 und EUR-CHF oszilliert bei 1.5790.
Für die Befestigung des USD lassen sich verschiedene Grundlagen anbieten. Sie haben freie Auswahl:
Der gestrige Tag an den unterschiedlichen Märkten offerierte interessante Interpretationsvarianten. Offensichtlich erfindet sich der Finanzmarkt im Rahmen alternativer Analysegesichtspunkte oder Analysemethoden, die als antiautoritär bezeichnet werden können, neu: Für den Aktienmarkt und Aktien des Finanzsektors (insbesondere auch für die betroffenen Banken) sind unerwartete massive Belastungen offensichtlich Grundlage für eine markante positivere Bewertung. Auch zum Teil unerwartete Molltöne in der Konjunkturerwartung seitens IWF und ADB wirken sich nicht belastend, sondern verstärkend am Aktienmarkt aus. Rentenmärkte haben sich der Sichtweise der Protagonisten des Aktienmarkts angeschlossen und jubeln die Renditen der Bundesanleihe (10 Jahre) in Richtung 4%. Gleiches gilt neuerdings für die Edelmetallmärkte. Je stärker die Krise sich in unerwarteter Manier zeigt, desto schwächer tendieren Gold und Silber. Ja, im Zuge einer Verstärkung der globalen Finanzkrise, die nicht erwartet war (UBS und DB), gewinnt der USD nachhaltig an Boden.
Wir erlauben uns, uns an dieser Stelle über unsere freien Märkte zu freuen. "Food for thought!" Heute steht zunächst die Veröffentlichung der Erzeugerpreise per Februar auf der Agenda. Analysten erwarten einen Anstieg auf Jahresbasis um 5,2% nach zuvor 4,9%. Aus den USA folgt der "Challenger Report", der Auskunft über angekündigte Massenentlassungen gibt. Konsensusprognose sind nicht erhältlich. Der ADP Beschäftigungsreport per März soll laut Konsensusprognose einen Verlust von 48.000 Jobs in der Privatwirtschaft belegen. Unsere kritische Haltung zu der Aussagekraft dieses Index für eine Punktprognose des "Nonfarm Payroll Reports" setzen wir als bekannt voraus. Den Abschluss des Datenreigens macht der Auftragseingang per Februar. Marktbeobachter erwarten einen Rückgang um 0,80% nach einem Minus um 2,50% im Vormonat.
Zusammenfassend ergibt sich nach dem Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5620-50 ein negativer Bias für den Euro, der zunächst Abwärtspotential bis in den Bereich von 1.5300 - 30 offeriert. Erst ein Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.5880 - 1.5910 dreht den Bias auf positiv.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Für die Befestigung des USD lassen sich verschiedene Grundlagen anbieten. Sie haben freie Auswahl:
- 1. Gestern waren mit der UBS und der Deutschen Bank zwei europäische Institute im Mittelpunkt der Debatte der globalen Finanzkrise dank unerwarteter Belastungen in Milliardenhöhe.
- 2. Der Euro hatte keine neuen historischen Höchstmarken oberhalb von 1.5900 setzen können. Daraus ergab sich technisches Rückschlagspotential.
- 3. Zentralbanker und Politiker haben die Codewörter "exzessiv" und "Volatilität" vermehrt in die Öffentlichkeit getragen. Ergo sind verdeckte Interventionen nicht auszuschließen.
- 4. Einige Veröffentlichungen aus den USA waren auf ersten Blick nicht ganz so negativ ausgefallen und wirkten sich damit auf den USD unterstützend aus: Die Bauausgaben in den USA sanken per Februar nicht wie erwartet um 1,0%, sondern sie gingen nur um 0,3% zurück (fünfter Rückgang in Folge). Der Vormonatswert wurde von -1,7% auf -1,0% revidiert. Der ISM-Index für den produzierenden und verarbeitenden Sektor legte leicht von 48,3 auf 48,6 Punkte zu (Prognose 47,5). Subindices konnten dagegen nicht überzeugen. Der Produktionsindex sank von 50,7 auf 48,7 Zähler. Der Auftragsindex sackte von 49,1 auf 46,5 Punkte. Der Beschäftigungsindex legte jedoch von 46,0 auf 49,2 Punkte zu. Fakt ist, dass der Index und die Subindices mit Ständen unter 50 Punkten den zweiten Monat in Folge Kontraktion implizieren.
- 5. Negative Veröffentlichungen aus den USA wurden ignoriert: Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" sank in der Berichtswoche von -31 auf -33 Punkte. Der Absatz an Kraftfahrzeugen stellte sich in den USA per März auf annualisiert 15,19 Mio. nach zuvor 15.36 Mio. Fahrzeuge (Jahresvergleich -12%, USMarken -17,6%). Der Anteil von US-Marken sank auf nur noch 48,4% (51,7% vor einem Jahr).
- 6. Solide oder positive Daten der Eurozone wurden ignoriert. Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone sank von 52,3 auf 52,0 Punkte per März. Mit einem Stand von deutlich mehr als 50 Punkten signalisiert der Index unverändert solide Expansion. Die Arbeitslosenrate der Eurozone per Februar stellte sich unverändert auf 7,1%. Der deutsche Arbeitsmarktbericht lieferte mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 8,0% auf 7,8% positive Signale.
Der gestrige Tag an den unterschiedlichen Märkten offerierte interessante Interpretationsvarianten. Offensichtlich erfindet sich der Finanzmarkt im Rahmen alternativer Analysegesichtspunkte oder Analysemethoden, die als antiautoritär bezeichnet werden können, neu: Für den Aktienmarkt und Aktien des Finanzsektors (insbesondere auch für die betroffenen Banken) sind unerwartete massive Belastungen offensichtlich Grundlage für eine markante positivere Bewertung. Auch zum Teil unerwartete Molltöne in der Konjunkturerwartung seitens IWF und ADB wirken sich nicht belastend, sondern verstärkend am Aktienmarkt aus. Rentenmärkte haben sich der Sichtweise der Protagonisten des Aktienmarkts angeschlossen und jubeln die Renditen der Bundesanleihe (10 Jahre) in Richtung 4%. Gleiches gilt neuerdings für die Edelmetallmärkte. Je stärker die Krise sich in unerwarteter Manier zeigt, desto schwächer tendieren Gold und Silber. Ja, im Zuge einer Verstärkung der globalen Finanzkrise, die nicht erwartet war (UBS und DB), gewinnt der USD nachhaltig an Boden.
Wir erlauben uns, uns an dieser Stelle über unsere freien Märkte zu freuen. "Food for thought!" Heute steht zunächst die Veröffentlichung der Erzeugerpreise per Februar auf der Agenda. Analysten erwarten einen Anstieg auf Jahresbasis um 5,2% nach zuvor 4,9%. Aus den USA folgt der "Challenger Report", der Auskunft über angekündigte Massenentlassungen gibt. Konsensusprognose sind nicht erhältlich. Der ADP Beschäftigungsreport per März soll laut Konsensusprognose einen Verlust von 48.000 Jobs in der Privatwirtschaft belegen. Unsere kritische Haltung zu der Aussagekraft dieses Index für eine Punktprognose des "Nonfarm Payroll Reports" setzen wir als bekannt voraus. Den Abschluss des Datenreigens macht der Auftragseingang per Februar. Marktbeobachter erwarten einen Rückgang um 0,80% nach einem Minus um 2,50% im Vormonat.
Zusammenfassend ergibt sich nach dem Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5620-50 ein negativer Bias für den Euro, der zunächst Abwärtspotential bis in den Bereich von 1.5300 - 30 offeriert. Erst ein Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.5880 - 1.5910 dreht den Bias auf positiv.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.