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Stärkerer US-Dollar verstärkt Preisrutsch bei Gold

02.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Im Gegensatz zu den meisten anderen Rohstoffen hat der Ölpreis gestern deutliche relative Stärke gezeigt und sich nach dem scharfen Rückgang sehr schnell wieder gefangen - vom vorläufigen Tief unter 100 USD ist der Preis im weiteren Verlauf auf über 102,5 USD gestiegen. Ausgelöst wurde die Korrektur am Rohstoffmarkt durch das negative Marktsentiment und einen überraschend starken US-Dollar. Heute Nachmittag werden die US-Lagerbestände für Rohöl und Ölprodukte veröffentlicht.

Der Markt erwartet einen Anstieg der Lagerbestände für Rohöl um 2,5 Mio. Barrel, nachdem sie letzte Woche unverändert blieben. Bei Benzin rechnet der Markt mit einem Rückgang der Bestände um 2,9 Mio. Barrel, bei Destillaten um 1,6 Mio. Barrel. Wir halten die heutige Veröffentlichung für sehr wichtig, weil sowohl die Rohölimporte als auch die Auslastung der Raffinerien ungewöhnlich niedrig für diese Jahreszeit sind. Bei der Raffinerie-Auslastung rechnet der Konsens mit einer Zunahme um lediglich 0,45%. Aus unserer Sicht sollte sich die Versorgung bald wieder normalisieren, und wir halten eine höhere Steigerung der Lagerbestände für wahrscheinlich. Dies dürfte den weiteren Preisanstieg bei Rohöl etwas bremsen. Dennoch erwarten wir derzeit noch keinen nachhaltigen Einbruch unter die psychologisch wichtige Marke von 100 USD je Barrel.

Die Versorgungssicherheit dürfte auch in den kommenden Jahren das Hauptthema am Ölmarkt bleiben. Die zunehmenden geopolitischen Risiken weltweit tragen zu einer massiven Produktionskostensteigerung bei und verlangen unkonventionelle Lösungen. Zuletzt wurde bekannt, dass China künftig Nigeria 40 bis 50 Milliarden USD für die Entwicklung der Infrastruktur und Energieprojekte zur Verfügung stellen wird. China bemüht sich seit Jahren um die Sicherung der Energielieferungen und der Ölprojekte und sogar Explorationslizenzen beim größten afrikanischen Ölproduzenten. Die geopolitischen Risiken rechtfertigen aus unserer Sicht langfristig einen gewissen Risikoaufschlag.


Edelmetalle

Bedingt durch einen stärkeren US-Dollar haben die Edelmetalle ihre Korrektur gestern noch verstärkt. Die Preise für Gold und Platin sind unter die wichtigen technischen Marken von 900 bzw. 2000 USD gefallen. Nichtdestotrotz erachten wir das momentane Umfeld für die Edelmetalle als günstig. Negative Realverzinsung, die latente Dollar-Schwäche und die Suche nach stabilen Investments sollte auch die physische Nachfrage nach Gold unterstützen. ETF Securities gab bekannt, dass das Volumen ihrer börsennotierten Goldfonds, die Gold physisch hinterlegen müssen, auf über 1 Mio. Unzen angewachsen ist. Auch sollte der Preisrückgang die preissensitiven Goldkäufer in Indien wieder zum Kauf animieren.

Gleichzeitig rechnen wir damit, dass die Minenproduktion von Gold, die seit dem Hoch im Jahr 2001 bereits um rund 8% zurückging, auch in diesem Jahr bedingt durch die Stromausfälle in China und Südafrika und steigende Kosten nicht wie vom Markt erwartet anziehen wird. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte sollte der Goldpreis wieder auf 1000 USD und der Silberpreis auf 20 USD je Feinunze anziehen.


Industriemetalle

Der japanische Metallkonzern Sumitomo Metals Mining rechnet in diesem Jahr mit einem Produktionsrückgang bei Kupferkathoden von 10%, weil die Konzentration im Kupferkonzentrat von den Minen in den letzten Jahren immer weiter zurückging. Die starke Nachfrage und die hohen Kupferpreise ermöglichen den Firmen auch niedrighaltige Erze abzubauen, was jedoch für weitere Kostensteigerung spricht.

Bei Aluminium erwartet das Handelshaus Mitsui ein Defizit von 220.000 Tonnen im Jahr 2009. Gleichzeitig teilte die Aluminum Association mit, dass die Nachfrage in den USA und Kanada im Januar um 3,1% gegenüber Vorjahr zurückging. Da die asiatischen Schwellenländer jedoch unlängst die führende Rolle am Aluminiummarkt übernommen haben und dort die Nachfrage sehr robust bleibt, bleiben wir mittelfristig für Aluminium positiv gestimmt, nicht zuletzt weil die enormen Kostensteigerungen das Angebot nur schleppend steigen lassen.

Die Eisenerzimporte Chinas haben im Februar ein neues Rekordhoch erreicht. Australien, Brasilien und Indien waren für insgesamt 82,5% der Importe von insgesamt 38,2 Mio. Tonnen verantwortlich. China möchte künftig die kleinen Kokereien im Lande mit einer gesamten Produktionskapazität von 70 Mio. Tonnen Koks pro Jahr schliessen, nachdem bereits im Vorjahr 12 Mio. Tonnen Kapazitäten abgebaut wurden. Die anhaltende Konsolidierung in den Eisenerz- und Kohlesektoren spricht u.E. für eine Verteuerung der Ausgangsrohstoffe in der Stahlproduktion.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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