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An den Rohstoffmärkten sollte Ruhe einkehren

07.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Ungeachtet der schwachen US-Arbeitsmarktzahlen kletterte der Ölpreis um über 2 USD auf 106 USD je Barrel und ist somit nur rund 5% vom Allzeithoch entfernt. Dies sollte nach wie vor für den Aufwärtsdruck am Ölmarkt sorgen, wobei wir kurzfristig mit dem Einpendeln des Ölpreises zwischen 105 und 110 USD rechnen. Auf der positiven Seite ist die sichtbare Positionierung der Spekulanten und Hedge-Fonds derzeit noch neutral. Letzte Woche sind die Netto-Long Positionen der nicht-kommerziellen Händler an der NYMEX um weitere 7 Tsd. Kontrakte auf 47 Tsd. Kontrake zurückgefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit Mitte Februar und lässt Spielraum für weitere Preisanstiege, da die spekulative Überhitzung offensichtlich zuletzt zurückging.

Außerdem ist die OPEC-Produktion im März schätzungsweise um 85.000 Barrel auf 32,35 Mio. Barrel täglich gefallen. Dabei wurden jedoch die Schätzungen für die Februar-Produktion um 160.000 Barrel pro Tag nach oben angepasst. Die OPEC hat nun mitgeteilt, dass sie keine ausserordentliche Sitzung bis September plant, weil die Versorgung am Markt ausreichend ist. Auf dem Energieforum in Rom Ende April, wo sich die OPEC-Mitglieder mit den größten Konsumenten treffen, werden keine signifikanten Entscheidungen erwartet.

Petrobras hat Pläne veröffentlicht, bis zum Jahre 2015 seine Produktion auf 4,15 Mio. Barrel zu verdoppeln. Dafür sei man bereit, in den kommenden Jahren 15 Milliarden USD für die Infrastruktur, neue Projekte, Aufrüstung und Akquisitionen auszugeben. Auch BHP Billiton, der größte Öl- und Gasproduzent in Australien, rechnet damit, dass seine Produktion in den nächsten 4-5 Jahren zweistellige Wachstumsraten aufweisen wird. Aber auch dieser Anstieg ist mit hohen Investitionen verbunden. Allein in diesem Fiskaljahr wird die Gesellschaft ihre Explorationsausgaben auf 700 Mio. USD verdoppeln. Aber auch diese hohen Ausgaben werden in den Schatten gestellt von den 300 Milliarden USD, die Indien laut des dortigen Ölministeriums in den nächsten fünf bis sieben Jahren in die Exploration von Öl investieren wird. Die hohen Explorations-, Erschliessungs- und Umrüstungskosten werden für ein nachhaltig hohes Preisniveau beim Ölpreis sorgen.

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Edelmetalle

In Abwesenheit starker Impulse sowohl vom US-Dollar als auch von der US-Zinsentwicklung stabilisiert sich der Goldpreis derzeit auf über 900 USD je Unze. Die Netto-Long-Positionen der Großanleger gingen zuletzt weiter zurück, bleiben mit 161,3 Tsd. Kontrakten jedoch noch relativ hoch. Bei Platin und Palladium, bei denen die Positionierung der Hedge-Fonds schon traditionell sehr positiv ist, übersteigt die Anzahl der Long-Positionen der Großanleger die Short-Positionen um das Vielfache, was die Gefahr einer kurzfristigen Korrektur trotz der positiven langfrsitigen Aussichten für den Sektor relativ hoch hält.

Der Platinpreis erklomm heute Morgen wieder die 2000-USD-Marke und der Palladiumpreis stieg erneut auf über 450 USD je Unze. Wir rechnen eher mit einer Seitwärtsbewegung bei Edelmetallen in den kommenden Tagen und glauben, dass die Richtung derzeit hauptsächlich vom US-Dollar vorgegeben wird.

AngloGold Ashanti hat die Schätzungen für seine Goldproduktion im 1. Quartal um 8% auf 1,19 Mio. Unzen angehoben, weil sich die Stromlieferungen zuletzt wieder stabilisiert haben. Wir sind dennoch der Meinung, dass sich die Energieversorgungsproblematik noch über Jahre hinziehen und für eine zurückgehende Produktion im Land am Kap sorgen wird.


Industriemetalle

Die Industriemetalle haben der schwachen US-Konjunktur zu Trotz in diesem Jahr eine sehr starke Performance hingelegt, wobei der Sektor gemessen am LME-Index seit dem Jahresanfang um über 20% zugelegt hat. Zwar ist China in den letzten Jahren zum größten Konsumenten bei den Industriemetallen geworden. Dennoch glauben wir, dass die Preissteigerungen schon vieles vorwegnehmen und die Marktteilnehmer die Auswirkungen einer mittelfristigen Konjunkturabkühlung in den USA auf den Industriemetallsektor unterschätzen. Aus unserer Sicht sind insbesondere die Preise für Kupfer, Blei und Nickel in den kommenden Wochen gefährdet.

Nicht zuletzt waren die anhaltenden Meldungen über die Streiks vor allem in den Kupferminen in Lateinamerika für den 30%-igen Preisanstieg bei Kupfer mitverantwortlich. Nun droht die Gewerkschaft der Arbeiter der Subunternehmer bei Codelco mit einem erneuten Streik, falls Codelco ihren Verpflichtungen zu höheren Löhnen aus dem Vorjahr nicht nachkommt. Nichtdestotrotz rechnen wir bei Kupfer mit einer baldigen Korrektur.

Posco, der drittgrößte Stahlproduzent der Welt aus Korea, hat dem Preisanstieg für Kokskohle von über 200% auf rund 310 USD pro Tonne für dieses Jahr zugestimmt. Auch sind die Preise für Stahlschrott seit dem Jahresanfang um rund 200 USD auf über 500 USD gestiegen. Die zuletzt starken Preissteigerungen bei Eisenerz, Kokskohle und Stahlschrott machen auch weitere Preisanstiege bei Stahl wahrscheinlich.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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