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Überraschender Lagerabbau treibt Öl auf neues Hoch

10.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Wie von uns erwartet konnte ein überraschender Abbau der Lagerbestände für Rohöl dem Ölpreis neue Impulse geben. Der nächstfällige Kontrakt für amerikanisches Leichtöl kletterte kurz nach der Veröffentlichung auf einen neuen Rekordwert von 112 Dollar je Barrel, gab aber im weiteren Handelsverlauf wieder einen Dollar ab. Das DOE gab gestern für die Woche zum 4. April statt des erwarteten Aufbaus einen deutlichen Abbau der Rohöllagerbestände bekannt. Sie fielen um 3,2 Tsd. Barrel gegenüber der Vorwoche.

Was auf den ersten Blick alarmierend aussieht, relativiert sich aber unseres Erachtens, wenn man die Zahlen im Kontext sieht. Zum einen waren die Lager in der Vorwoche stark gestiegen. Das Niveau ist zwar niedriger als im Vorjahr, aber immer noch leicht über dem Fünfjahresdurchschnitt. Zum anderen ist der Rückgang auf eine stärkere Auslastung der Kapazitäten in den Raffinerien zurückzuführen. Die Kapazitätsauslastung stieg von 82,4% auf 83%. Sie ist damit aber immer noch für diese Jahreszeit unterdurchschnittlich. Last, but not least war der Rückgang der stark volatilen Importe für diesen Abbau mitverantwortlich.

Der Rückgang der Benzinvorräte um 3,4 Tsd. Barrel lag im Rahmen der Erwartungen, die Lagerbestände für Destillate wurden mit 3,7 Tsd. Barrel etwas stärker abgebaut als geschätzt. Der zweite Blick auf die Daten zeigt also ein weniger „bullishes“ Bild. Dennoch: dem Markt ist derzeit jeder Anlass willkommen, die Notierungen von Rohöl weiter nach oben zu treiben, zumal die Hausse durch den schwächeren Dollar unterstützt wird. Angesichts der Aufwärtsdynamik sehen wir kurzfristig weiteres Preissteigerungspotenzial bis 115 Dollar je Barrel.

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Erdgas der Sorte Henry Hub verteuerte sich in den letzten Tagen mit Rohöl und notiert wieder über der psychologisch wichtigen Marke von 10 Dollar je MMBtu. Heute Nachmittag werden die Lagerbestandsdaten veröffentlicht: der Konsens rechnet mit einem Rückgang um nur noch 14 Mrd. Kubikfuß, nach 29 Mrd. in der Vorwoche.


Edelmetalle

Gold konnte gestern dank des schwächeren US Dollar deutlich zulegen. Es verteuerte sich um 20 Dollar auf gut 930 Dollar je Unze. Der Vorsitzende des GFMS, Philip Klapwijk, äußerte gestern die Einschätzung, dass die Rallye am Goldmarkt mindestens bis Ende des Jahres fundamental unterstützt sei. Bislang haben sich vor allem institutionelle Anleger und sehr vermögende Privatanleger am Goldmarkt engagiert. Man wies aber auch darauf hin, dass der Markt volatil bleiben sollte, weil sich auch die Spekulanten stark positioniert haben. Des weiteren wurden noch die Zahlen für die Minenproduktion 2007 vorgelegt. Sie sei um 0,4% gegenüber Vorjahr und damit auf den tiefsten Stand seit elf Jahren gefallen. Alle Regionen mit Ausnahme Asiens hätten Rückgänge zu verbuchen. Im laufenden Jahr rechnet GFMS mit einem stagnierenden Minenoutput.

Die übrigen Edelmetalle konnten ebenfalls vom starken Ölpreis und schwachen Dollar profitieren. Silber kann erneut über 18 Dollar je Unze steigen.


Industriemetalle

Die Industriemetalle konnten in der Breite zulegen. Aluminium verteuerte sich um gut 100 Dollar je Tonne und notiert aktuell wieder über 3000 Dollar je Tonne. Neben den gestern bereits erwähnten Einschätzungen von Alcoa und Rio Tinto, die eine Verknappung am Markt sehen, welche die hohen Preise bedingen würde, unterstützte auch der Hinweis auf eine spürbare Verknappung der Wertstoffe zur Wiederverwertung, der auf einer Konferenz der Recycling Industrie in den USA gegeben wurde. Knapp ein Fünftel des gesamten Aluminiummarktes ist sogenanntes Sekundäraluminium.

Kupfer konnte sich ebenfalls gestern wieder erholen und das Rekordniveau von 8890 Dollar je Tonne halten. Auch hier wiesen einige namhafte Unternehmen auf die zunehmende Anspannung am Markt. Der CEO von Freeport, weltgrößter gelisteter Kupferproduzent, wies auf die starke Nachfrage aus China und die möglichen Produktionsausfälle in Chile wegen der Energieproblematik hin. Gleichzeitig war aber aus Händlerkreisen zu hören, dass der Kassamarkt für Kupfer in Asien eher schwach sei. Die Kassapreise sind nah den nächstfälligen Futurepreisen. Darüber hinaus seien die Preise an der Börse in Shanghai derzeit unter den LME Preisen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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