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Russische Ölreserven - vom Paulus zu Saulus

16.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Viele haben in ihren Hoffnungen auf eine Entspannung der Versorgungslage am Ölmarkt auch auf den derzeit zweitgrößten Ölproduzenten Russland gesetzt. Desto überraschender kommt nun die Meldung vom größten russischen Ölkonzern Lukoil, dass sich die Ölproduktion in Russland derzeit auf dem Peak befindet und künftig fallen sollte. Gleichzeitig wird auch die Aussage des Chefs der brasilianischen Erdölregulierungsbehörde, Haraldo Lima, dahingehend revidiert, dass sie auf den im Februar veröffentlichten Daten des Magazins "World Oil" basiere und weiterer Überprüfung bedürfe. Vom "Peak Oil" kann dennoch keine Rede sein.

Die Produktionsprobleme Russlands sind aus unserer Sicht hausgemacht, weil sich die ausländischen Ölkonzerne nach zahlreichen Vorfällen, wie z.B. der Affäre um den ehemaligen Großproduzenten Yukos und der Teilveräusserung der aussichtsreichen Projekte Sakhalin II und Kovykta seitens der RD Shell und BP an Gazprom, allmählich aus dem Lande zurückziehen. Dadurch wird das nach wie vor gewaltige Potenzial nicht voll realisiert, weil es an Technologien und Investitionen mangelt. Längerfristig sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass die Produktion weltweit trotz des zunehmenden Rohstoff-Nationalismus und Protektionismus kontiniuierlich ausgeweitet werden kann.

Vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Nachrichten aus Russland, der zwischenzeitlichen Sperrung eines wichtigen Exportterminals in Mexiko und weiterer starker Dieseleinkäufe Chinas mit Lieferzeitpunkt Mai konnte Rohöl der Sorte WTI gestern trotz eines etwas festeren Dollar ein neues Rekordhoch markieren: Der nächstfällige Kontrakt kletterte auf gut 114 Dollar je Barrel. Wir denken, dass der Aufwärtstrend intakt ist und schließen ein Erreichen der 120 Dollar Marke in den nächsten Wochen nicht aus. Die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden Lagerbestandsdaten könnten im Falle einer negativen Überraschung helfen: Der Konsens rechnet mit leichtem Aufbau der Rohölvorräte um 1,8 Mio. Barrel, einem Rückgang der Benzinvorräte um 1,8 Mio. Barrel und der Mitteldestillate um 1,7 Mio. Barrel.

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Edelmetalle

Gold konnte gestern zunächst von der Hausse am Ölmarkt profitieren und war als Inflationsschutz stark gesucht. Es verteuerte sich zwischenzeitlich auf 935 Dollar je Unze, gab aber unter dem Druck eines etwas festeren Dollar wieder ab. Die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden Verbraucherpreisdaten für die USA könnten hier neuen Auftrieb geben. Grundsätzlich bleiben die Aktivitäten am Bullion Markt hoch: Die LBMA berichtet beispíelsweise, dass die Transfers am Goldmarkt mit durchschnittlich 2.530 pro Tag im März auf ein Rekordhoch geklettert sind.

Silber konnte gestern zwischenzeitlich die 18 Dollar Marke überspringen, gab aber dann ebenfalls wieder nach. Hochschild, Perus zweitgrößter Silberproduzent - Peru - ist mit 16% der Weltminenföderung wichtigstes Produzentenland, berichtet, dass man die Produktion im ersten Quartal um 68% gegenüber Vorjahr auf 4,3 Mio Unzen habe steigern können. Allgemein wird am Silbermarkt mit einer spürbaren Ausweitung des Minenangebots im laufenden Jahr gerechnet, nach einer Steigerung um geschätzte knapp 4% im Vorjahr.


Industriemetalle

Die Industriemetalle gaben gestern mehrheitlich nach. Kupfer verbilligte sich um weitere 2%, kann sich aber noch über 8.500 Dollar je Tonne halten. Nach den preisstützenden Nachrichten des Vortages ist das Nachrichtenbild gemischt: Rio Tinto berichtet, dass die Minenproduktion verglichen zum Vorjahr um 6% gefallen sei. Dies sei vor allem das Resultat geringerer Erzgehalte. Dagegen wird aus Chile berichtet, dass die Exportumsätze bei Kupfer gegenüber Vorjahr um 33% auf 4,1 Mrd. Dollar gestiegen sind.

Weitere Indikationen könnten die heute Nachmittag zu Veröffentlichung anstehenden Hausbaubeginne in den USA geben. Wir denken nach wie vor, dass Kupfer zur Zeit überbewertet ist.

Aus China wird berichtet, dass in der südwestlichen Provinz Yunnan die Energieversorgung aufgrund von Kohleknappheit für einige Metallproduzenten gekürzt worden sei. In dieser Region befinden sich vor allem Stahl- und Aluminiumproduzenten. Solche Nachrichten dürften den Aluminiumpreis weiter stützen, auch wenn zugleich bekannt wird, dass die Aluminiumproduktion in Brasilien im März um 2,1% gegenüber Vorjahr gestiegen ist und auch Rio Tinto für Aluminium gute Produktionszuwächse zu verbuchen hat.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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