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Edelmetalle geraten unter Druck

24.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Gestern wurden die US-Lagerbestände für Rohöl und Ölprodukte veröffentlicht. Die Rohölvorräte sind zwar mit 2,4 Mio. Barrel stärker gestiegen als erwartet (1,5 Mio. Barrel). Doch zugleich fielen sowohl die Benzinlagerbestände (Rückgang um 3,2 Mio. Barrel statt der erwarteten 2 Mio. Barrel) als auch die Lagerbestände für Destillate (Rückgang um 1,4 Mio. Barrel statt lediglich 50 Tsd. Barrel) deutlich niedriger aus als vom Konsens erwartet. Dies passierte trotz erhöhter Ölimporte - die Importe für Rohöl stiegen um 13% auf 10 Mio. Barrel, die für Ölprodukte sogar um 15% auf nun 3,6 Mio. Barrel. Auch die Auslastung der US-Raffinerien ist spürbar um 4,2 Prozentpunkte auf 85,6% gestiegen.

Dagegen fiel die implizierte Benzinnachfrage in den USA auf nun 9,34 Mio. Barrel täglich zurück, wobei saisonbedingt die Nachfrage eigentlich zu dieser Jahreszeit bis zum Ende des Sommers in der Tendenz ansteigt. Alles in allem sind die Daten damit wohl eher als gemischt zu interpretieren. Der belastende Effekt des wieder etwas festeren Dollar konnte durch die Nachricht abgefedert werden, dass die Gespräche zwischen der Ineos Group und den Gewerkschaften in der Grangemouth Raffinerie gescheitert sind und nun für den 27./28. April ein Streik kaum noch abzuwenden ist.

Vor diesem Hintergrund konnte sich Rohöl der Sorte WTI mit einem per saldo leichten Rückgang auf 118 Dollar je Barrel gut halten. Außerdem bleibt der Öldurst Chinas eine kontinuierliche Stütze für den Ölmarkt. Ein Vertreter der nationalen Reformkommission (NDRC) äußerte die Einschätzung, dass Chinas Importabhängigkeit bei Rohöl bis zum Jahr 2010 von 50% auf 60% steigen werde.

Saudi Aramco gab zugleich bekannt, dass man die Lieferungen an China bis 2010 von derzeit 500 Tsd. Fass auf 1 Mio Fass täglich verdoppeln wird. Wir erachten das kurzfristige Rückschlagspotenzial für den Ölpreis deshalb als begrenzt.

Erdgas der Sorte Henry Hub konnte gestern gegen den Trend leicht zulegen. Heute werden die Lagerdaten veröffentlicht. Der Konsens erwartet einen weiteren leichten Anstieg um 30 Mrd Kubikfuss. Die EIA setzt sich in ihrem Wochenbericht mit dem Verbund zwischen Erdgas und Öl auseinander und weist darauf hin, dass die Entkoppelung der Entwicklungen an beiden Märkten in den letzten Jahren nicht unbedingt als dauerhaft angesehen werden kann.


Edelmetalle

Die Edelmetalle litten spürbar stärker als Rohöl unter dem stärkeren Dollar. Gold fiel zurück auf 900 Dollar je Feinunze, konnte sich dann aber im weiteren Handelsverlauf wieder etwas festigen. Die Furcht vor weiteren Rückschlägen steigt. Wir denken aber, dass ein hoher Goldpreis auch durch die stark steigenden Kosten in den Goldminen unterstützt wird. Ein Indiz dafür ist auch die Preisexplosion bei Schwefelsäure, das als sogenanntes Scheidewasser bei der Gewinnung von Gold benötigt wird.

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Platin gab gestern die Tagesgewinne im weiteren Handelsverlauf wieder ab. Das japanische Unternehmen Mitsui gab bekannt, dass man künftig Katalysatoren für Dieselautos verkaufen wolle, die statt Platin Silber verwenden würden.


Industriemetalle

Die Industriemetalle gaben gestern - mit Ausnahme von Zinn - leicht ab. Die Nachrichten über schwächere Produktionsdaten stützen den Aluminiumpreis: BHP Billiton berichtet für das erste Quartal einen Rückgang der Aluminiumproduktion um 4% auf 318 Tsd. Tonnen wegen der Energieverknappung in Südafrika. Chalco, Chinas größter Aluminiumproduzent, gibt zwar einen ordentlichen Produktionsanstieg von 7,1% auf 702 Tsd. Aluminium im ersten Quartal bekannt. Angesichts eines Anstiegs der chinesischen Aluminiumproduktion von gut 30% nach WBMS Daten im Jahr 2007 relativiert sich diese Zahl jedoch. Chalco verweist dabei auf die Produktionsausfälle aufgrund der Schneestürme.

Der chilenische Bergbauminister äußert sich optimistisch bezüglich der Chancen auf eine baldige Beendigung der Streiks in den Kupferminen, nachdem Coldelco ein Angebot für die Bonuszahlungen für die Subunternehmen vorgelegt hat. Ohnehin äußerte ein Vertreter des chinesischen Kupferproduzenten Jiangxi, dass man bislang noch keine Nachschubprobleme bei Kupferkonzentraten wegen der Streiks hätte.

Der Höhenflug am Zinnmarkt hält an. Antaike äußerte die Einschätzung, dass Chinas Nettoexporte 2008 43% niedriger ausfallen könnten als im Vorjahr. Nach jüngsten Zahlen des chinesischen Zollamts war China im ersten Quatal Nettoimporteur.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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