Stärkerer Dollar setzt Rohstoffe unter Druck
25.04.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Der festere Dollar zeigt nun doch seine Bremsspuren bei der Hausse am Ölmarkt: Rohöl der Sorte WTI verbilligte sich gestern um über 2 Dollar auf 116 Dollar je Barrel. Die Nachrichten über den kaum noch abzuwendenden zweitägigen Streik in der Grangemouth Raffinerie fallen in diesem Umfeld weniger ins Gewicht. Die eigentliche Problematik dieses Streiks liegt in der sich daran anknüpfenden Stilllegung anderer Infrastruktureinrichtungen der Ölindustrie in der Nordsee.
In diesem Zusammenhang ist vor allem das Forties Pipeline System mit einer Kapazität von 700 Tsd. Barrel pro Tag zu nennen. Letzte Hoffnungen setzt die Unternehmensleitung von Ineos auf die heutigen Diskussionen mit der Gewerkschaft. In Nigeria wurde ein eben erst begonnener Streik bei Exxon Mobil nach einem halben Tag wieder ausgesetzt. Bemerkenswert ist auch eine Nachricht aus Russland: Der russische Gasmonopolist Gazprom kauft die Mehrheit am russischen-britischen Joint Venture TNK-BP. Damit setzen sich die preis- treibenden Tendenzen eines "Rohstoff-Nationalismus" weiter fort.
Der Dollar dürfte zweifellos auch in den nächsten Tagen für die Entwicklungen an den Rohölmärkten richtungsweisend sein. Dessen derzeitige "Stärke" wird vor allem als Gegenbewegung interpretiert. Das Erholungspotenzial wird von unseren Währungsstrategen als nahezu ausgereizt erachtet. Für eine tatsächliche Trendwende wäre es wohl zu früh.
Erdgas der Sorte Henry Hub zeigt dagegen nach wie vor relative Stärke und kann das jüngste Zwischenhoch bei 10,7 Dollar je MMBtu nahezu halten. Hier dürfte der schwache Lageraufbau geholfen haben, der mit 24 Mrd. Kubikfuß immerhin 6 Mrd. Kubikfuß unter den Erwartungen lag. Die EIA hat darauf hingewiesen, dass die im ersten Quartal niedrigeren Importe von verflüssigtem Erdgas den Preisanstieg unterstützen. Darüber hinaus sind die spekulativen Netto-Short Positionen verglichen mit Anfang Januar stark abgebaut worden.
Dennoch ist das Niveau mit rund 65 Tsd. Kontrakten in der Woche zum 11. April noch hoch und liesse eine weitere Unterstützung zu. Es bleibt aber die Gefahr, dass die saisonalen Faktoren, die für niedrigere Preise im Frühjahr und Sommer sprechen, noch durchschlagen werden.
Edelmetalle
Der stärkere US Dollar setzte die Edelmetalle weiter stark unter Druck. Die Feinunze Gold fiel um weitere 20 Dollar auf 880 Dollar zurück. Ebenso wie bei Silber und Palladium wurden damit die Zwischentiefs von Ende März nahezu erreicht. Das Volumen des weltgrößten Gold ETFs StreetTracks Gold ist in den letzten sieben Tagen um knapp 8% gesunken und belief sich gestern auf 591 Tonnen. Aus Asien wird angesichts der Korrektur von einer etwas lebhafteren physischen Nachfrage berichtet. Deren Belebung sollte auch dazu beitragen, das Korrekturpotenzial zu begrenzen.
Platin gab ebenfalls nach, doch liegt der Preis mit 1.925 Dollar je Unze noch immer 3,5% über dem Zwischentief, da hier Mitte März markiert wurde. Gestützt haben dürfte die jüngste Analyse des GFMS, das für das kommende Jahr Rekord- kurse von 2.400 Dollar je Unze nicht ausschließt, weil die Risiken auf der Produktionsseite aufgrund von Fachkräftemangel, Sicherheitsproblemen und Energieengpässen nach wie vor groß seien. Die Lagerbestände seien von 1,55 Mio. Unzen auf 1,35 Mio. Unzen Ende 2007 geschrumpft, was einem Verbrauch von 2 Monaten entspräche.
Industriemetalle
Die Industriemetalle gerieten ebenfalls unter starken Abgabedruck. Der Drei- monatskontrakt für Kupfer an der LME fällt heute morgen unter 8.500 Dollar je Tonne, obwohl ein erneuter Gewaltausbruch in der El Teniente Kupfermine die gestern noch berichteten Chancen auf eine Beilegung der Konflikte etwas reduziert hat.
Die International Nickel Study Group (INSG) hat ihre Prognose für den Zuwachs der Nickelproduktion im laufenden Jahr auf knapp 7% reduziert. Mit 1,54 Mio Tonnen wäre das Angebot aber noch immer höher als der erwartete Verbrauch von 1,47 Mio Tonnen. Angesichts des Marktüberschusses denken wir, dass der Nickelpreis bis Jahresende weiter Richtung 25.000 Dollar je Tonne fallen wird.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der festere Dollar zeigt nun doch seine Bremsspuren bei der Hausse am Ölmarkt: Rohöl der Sorte WTI verbilligte sich gestern um über 2 Dollar auf 116 Dollar je Barrel. Die Nachrichten über den kaum noch abzuwendenden zweitägigen Streik in der Grangemouth Raffinerie fallen in diesem Umfeld weniger ins Gewicht. Die eigentliche Problematik dieses Streiks liegt in der sich daran anknüpfenden Stilllegung anderer Infrastruktureinrichtungen der Ölindustrie in der Nordsee.
In diesem Zusammenhang ist vor allem das Forties Pipeline System mit einer Kapazität von 700 Tsd. Barrel pro Tag zu nennen. Letzte Hoffnungen setzt die Unternehmensleitung von Ineos auf die heutigen Diskussionen mit der Gewerkschaft. In Nigeria wurde ein eben erst begonnener Streik bei Exxon Mobil nach einem halben Tag wieder ausgesetzt. Bemerkenswert ist auch eine Nachricht aus Russland: Der russische Gasmonopolist Gazprom kauft die Mehrheit am russischen-britischen Joint Venture TNK-BP. Damit setzen sich die preis- treibenden Tendenzen eines "Rohstoff-Nationalismus" weiter fort.
Der Dollar dürfte zweifellos auch in den nächsten Tagen für die Entwicklungen an den Rohölmärkten richtungsweisend sein. Dessen derzeitige "Stärke" wird vor allem als Gegenbewegung interpretiert. Das Erholungspotenzial wird von unseren Währungsstrategen als nahezu ausgereizt erachtet. Für eine tatsächliche Trendwende wäre es wohl zu früh.
Erdgas der Sorte Henry Hub zeigt dagegen nach wie vor relative Stärke und kann das jüngste Zwischenhoch bei 10,7 Dollar je MMBtu nahezu halten. Hier dürfte der schwache Lageraufbau geholfen haben, der mit 24 Mrd. Kubikfuß immerhin 6 Mrd. Kubikfuß unter den Erwartungen lag. Die EIA hat darauf hingewiesen, dass die im ersten Quartal niedrigeren Importe von verflüssigtem Erdgas den Preisanstieg unterstützen. Darüber hinaus sind die spekulativen Netto-Short Positionen verglichen mit Anfang Januar stark abgebaut worden.
Dennoch ist das Niveau mit rund 65 Tsd. Kontrakten in der Woche zum 11. April noch hoch und liesse eine weitere Unterstützung zu. Es bleibt aber die Gefahr, dass die saisonalen Faktoren, die für niedrigere Preise im Frühjahr und Sommer sprechen, noch durchschlagen werden.
Edelmetalle
Der stärkere US Dollar setzte die Edelmetalle weiter stark unter Druck. Die Feinunze Gold fiel um weitere 20 Dollar auf 880 Dollar zurück. Ebenso wie bei Silber und Palladium wurden damit die Zwischentiefs von Ende März nahezu erreicht. Das Volumen des weltgrößten Gold ETFs StreetTracks Gold ist in den letzten sieben Tagen um knapp 8% gesunken und belief sich gestern auf 591 Tonnen. Aus Asien wird angesichts der Korrektur von einer etwas lebhafteren physischen Nachfrage berichtet. Deren Belebung sollte auch dazu beitragen, das Korrekturpotenzial zu begrenzen.
Platin gab ebenfalls nach, doch liegt der Preis mit 1.925 Dollar je Unze noch immer 3,5% über dem Zwischentief, da hier Mitte März markiert wurde. Gestützt haben dürfte die jüngste Analyse des GFMS, das für das kommende Jahr Rekord- kurse von 2.400 Dollar je Unze nicht ausschließt, weil die Risiken auf der Produktionsseite aufgrund von Fachkräftemangel, Sicherheitsproblemen und Energieengpässen nach wie vor groß seien. Die Lagerbestände seien von 1,55 Mio. Unzen auf 1,35 Mio. Unzen Ende 2007 geschrumpft, was einem Verbrauch von 2 Monaten entspräche.
Industriemetalle
Die Industriemetalle gerieten ebenfalls unter starken Abgabedruck. Der Drei- monatskontrakt für Kupfer an der LME fällt heute morgen unter 8.500 Dollar je Tonne, obwohl ein erneuter Gewaltausbruch in der El Teniente Kupfermine die gestern noch berichteten Chancen auf eine Beilegung der Konflikte etwas reduziert hat.
Die International Nickel Study Group (INSG) hat ihre Prognose für den Zuwachs der Nickelproduktion im laufenden Jahr auf knapp 7% reduziert. Mit 1,54 Mio Tonnen wäre das Angebot aber noch immer höher als der erwartete Verbrauch von 1,47 Mio Tonnen. Angesichts des Marktüberschusses denken wir, dass der Nickelpreis bis Jahresende weiter Richtung 25.000 Dollar je Tonne fallen wird.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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