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Öl und Industriemetalle fest, Edelmetalle abgeschlagen

29.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis konsolidierte gestern auf hohem Niveau und gibt heute Morgen weiter Richtung 118 Dollar je Barrel ab. Für leichte Entspannung sorgt die für heuteangestrebte Wiederaufnahme der Aktivitäten in der Grangemouth Raffinerie sowie die Bereitstellung des Forties Pipeline Systems von BP, für die allerdings eine Vorbereitungszeit von 24 Stunden veranschlagt wird. Es dauere ca. 2 bis 3 Wochen, bis die Grangemouth Raffinerie wieder mit voller Kapazität arbeiten würde, sagte eine Unter-nehmenssprecherin. Bemerkenswert ist, dass sich in diesem Zusammenhang der Preisabstand zwischen WTI für den amerikanischen Markt und Brent Blend für den europäischen Markt in den letzten Tagen kaum zugunsten der europäischen Sorte eingeengt hatte, sondern bei rund 2 Dollar verharrte. Ein Grund könnten die Produktions-ausfälle in Nigeria sein, denn 42% der nigerianischen Exporte werden an die USA geliefert.

Royal Dutch Shell berichtet für das erste Quartal zwar noch von einer ungefähr auf Vorjahresniveau liegenden Unternehmensproduktion, schließt aber einen leichten Rückgang für das Gesamtjahr aufgrund der Unsicherheit in Nigeria nicht aus. Im April seien Einbußen in Höhe von 170 Tsd Barrel pro Tag zu verbuchen. Bis 2010 will man den Ouptut um durchschnittlich 2 bis 3% p.a. steigern.

Während bei Shell die Produktionszahlen für die Förderung aus Ölsanden im ersten Quartal aufgrund widriger Witterungseinflüsse enttäuschend waren, dürfte die langfristige Aufwärtstendenz anhalten. Das bestätigen auch die Aussagen des größten Aktionärs von Syncrude, der größten Ölsandminengesellschaft. Sie möchte die Produktion von derzeit 500 Tsd. Barrel täglich auf 700 Tsd. Barrel ausweiten. Außerdem kauft Total für 480 Mio. CAD einen anderen Ölsandförderer, Synenco. Es zeichnet sich trotz eines enormen Investitionsaufwands, hoher operativer Kosten und teurer Lizenzgebühren ein klarer Trend zur Erschließung dieser Region ab, die Schätzungen zufolge mehr Ölressourcen in Form von Ölsand bzw. nicht-konventionellem Öl hat als Saudi Arabien, Russland, Iran, Irak und andere an sogenannten konventionellem Öl zusammen.

Für die kommenden Tage erwarten wir eine Fortsetzung der Konsolidierungsphase. Neue Impulse könnte die Sitzung der amerikanischen Notenbank am Mittwoch geben, denn die Fed Entscheidung bzw. der sich daran anknüpfende Kommentar könnte den Dollar in die eine oder andere Richtung lenken und damit auch wichtige Impuls für den Ölmarkt geben.

Bemerkenswert ist nach wie vor die Stärke von Erdgas der Sorte Henry Hub, das sich auf gut 11 Dollar je MMBtu. Unterstützt wird der Trend durch den Abbau der Netto-ShortPositionen der Spekulanten.


Edelmetalle

Die Edelmetalle konnten sich gestern nach der starken Korrektur etwas festigen, geben aber heute mehrheitlich wieder ab. Während am Goldmarkt die spekulativen Netto-Longpositionen in der Woche zum 22.April leicht abgebaut wurden, sind sie am Silbermarkt leicht gestiegen Die CFTC Daten bestätigen damit die Unsicherheit an den Edelmetallmärkten. Orientierung erhofft man sich von der Fed Sitzung am Mittwoch. Bemerkenswert ist der Börsengang des größten chinesischen Goldproduzenten, Zijin Mining. Die Aktie stieg nach dem Debüt um gut 200%.

AngloPlatinum, weltgrößter Platinproduzent und zu 75% Tochter von Anglo American, legte die konkreten Produktionszahlen für das erste Quartal vor: Die Produktion sei einschließlich der Joint Venture Partner wegen der Energieengpässe in Südafrika um 517.000 Unzen gesunken. Das sind knapp 20% weniger als im Vorjahr.


Industriemetalle

Die Industriemetalle tendierten gestern überwiegend seitwärts. Kupfer hält sich über 8.500 Dollar je Tonne. Die International Copper Study Group legte gestern ihre Prognosen vor. Nach einem leichten Defizit im Vorjahr dürfte der Kupfermarkt im laufenden Jahr einen leichten Überschuss aufweisen, der im kommenden Jahr auf gut 2% der Nachfrage ansteigen sollte. Der Nachfragezuwachs im laufenden Jahr dürfte sich merklich auf 2% nach knapp 6,5% im Vorjahr verlangsamen, zugleich bestehen auf der Produktionsseite wegen der Förderausfälle in den Kupferminen erhebliche Risiken.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Gewerkschaftsmitglieder für die Andina Mine eine Schließung der Mine bis Ende der Woche nicht ausschließen. Sobald sich ein Ende der Streiks in Chile abzeichnet, rechnen wir aufgrund der Verbesserung der Marktbilanz mit einer Korrektur am Kupfermarkt. Die derzeit relativ stark engagierten Spekulanten könnten sich dann rasch wieder aus dem Markt verabschieden


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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