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Der stärkere US-Dollar belastet Rohstoffe

02.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die kurzfristige Korrektur am Ölmarkt hat sich in den letzten Tagen fortgesetzt. Der WTI-Ölpreis markiert jetzt mit 112 USD je Barrel ein Drei-Wochen-Tief. Die am Mittwoch veröffentlichten Daten für die Lagerbestände für Rohöl und Ölprodukte in den USA fielen eher "bearish" für Öl aus. Sowohl die Lagerbestände für Rohöl als auch die für Destillate lagen deutlich über den Erwartungen. Bei Rohöl wurde ein Anstieg von 900 Tsd. Barrel, bei Benzin ein Rückgang um 875 Tsd. Barrel und bei Destillaten von 250 Tsd. Barrel erwartet. Stattdessen nahmen die Rohöl-Lagerbestände um 3,85 Mio. Barrel und die für Destillate um 1,13 Mio. Barrel zu. Obwohl die Lagerbestände für Benzin um rund 1,5 Mio. Barrel, und somit deutlich stärker als erwartet fielen, ist die Benzinnachfrage in den USA derzeit anscheinend rückläufig, was im Vorfeld der Fahrsaison ungewöhnlich ist.

Insgesamt dürfte die Korrektur aus unserer Sicht jetzt anhalten, zumal nach der Beendigung des Streiks bei der Grangemouth-Raffinerie in Schottland nun auch der Streik bei Exxon in Nigeria, der die Produktion von 800 Tsd. Barrel täglich verhindert hat, zu Ende gegangen ist. Außerdem berichtet Bloomberg, dass der jüngste dramatische Anstieg der Tankerraten für die Route aus dem Persischen Golf nach Fernosten bei den Großtankern VLCC (Very Large Crude Carrier) nicht auf die verstärkte physische Nachfrage, sondern eher auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass der Iran nun 10 Großtanker zu großen Ölspeichern gemacht hat Sein schwefelreiches Rohöl wird derzeit nicht von den asiatischen Raffinerien nachgefragt und die Ölspeicheranlagen auf dem Land reichen nicht mehr aus.

Auf der positiven Seite für den Ölpreis kann man die Meldung aus dem russischen Energieministerium verzeichnen, dass die Ölproduktion Russlands im April mit 9,72 Mio. Barrel täglich auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2006 gefallen ist, was die Sorgen vorm baldigen Erreichen des Produktionsmaximums in Russland schürt. Wir glauben, dass nach einer vorübergehenden Abkühlung der Ölpreis den Aufwärtstrend wieder aufnimmt.


Edelmetalle

Die Edelmetalle erwiesen sich zuletzt weniger als knappe Rohstoffe, sondern eher als finanzielle Assets und Anti-USD-Währungen. Begleitet vom stärkeren US-Dollar fiel der Goldpreis im gestrigen Handel sogar unter 850 USD je Feinunze. Somit hat der Goldpreis seine Gewinne seit Jahresanfang fast komplett eingebüsst, obwohl der US-Dollar trotz der jüngsten Stärke viel schwächer als noch zum Jahresauftakt notiert. Offensichtlich war in den Goldanlagen auch teilweise kurzfristige Liquidität geparkt, die nun aus charttechnischen Gründen und wegen der sich verbesserten Aussichten für die Aktienmärkte wieder aus dem Goldmarkt abfließt.

Gold Fields hat heute berichtet, dass neun Minenarbeiter ums Leben kamen, nach dem der Kabel ihres Fahrstuhls in der Tiefe von 2900 Meter gerissen ist. Damit ist die Anzahl der Toten bei Gold Fields diese Woche auf insgesamt 15 angewachsen. Im Vorjahr haben die Unglücksfälle in den südafrikanischen Minen zu massiven Produktionsstörungen bedingt durch die Schließungen der Minen und den Massenprotesten für bessere Sicherheit geführt. Die jüngsten Vorfälle sind lediglich ein Ausdruck der teilweise dramatischen Arbeitsbedingungen in der Tiefe von bis zu 4000 Metern unter der Erdoberfläche und werden aus unserer Sicht zu einer weiteren Produktionsverknappung und -verteuerung führen.

Auch dürften Streiks für verbesserte Sicherheitsbedingungen bei Gold Fields, dem größten südafrikanischen Goldproduzenten, wieder aktuell werden. Auch in anderen Ländern steigen die Kosten und die Produktion stagniert. Centerra Gold hat für das 1. Quartal einen Rückgang der Produktion um rund 10% im Vergleich zum Vorjahr gemeldet, wobei die reinen Produktionskosten von zuvor 410 USD auf nun 610 USD je Unze gestiegen sind. Die Korrektur bei den Edelmetallen erachten wir gegenwärtig als weitestgehend abgeschlossen und rechnen in den kommenden Wochen mit einer nachhaltigen Bodenbildung, wobei wir signifikante Preissteigerungen erst im 4. Quartal dieses Jahres erwarten.

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Industriemetalle

Die geringeren Erzgehalte auf den größten Kupferminenprojekten von Codelco und BHP Billiton haben im 1. Quartal zum Rückgang der Produktion von Kathoden und Konzentrat in Chile von 8% beigetragen. Auch in diesem Quartal dürfte die Produktion im Land, das für rund ein Drittel der weltweiten Kupferproduktion verantwortlich ist, rückläufig sein, da der negative Effekt der Ausfälle durch die Streiks bei Codelco noch hinzu kommt. Auch ging die Kupferproduktion bei Kazakhmys in Kasachstan im 1. Quartal um 10% auf 75.500 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr zurück, wobei hier eher die kalten Temperaturen im Februar massgeblich waren. Zwar gehen wir nach wie vor davon aus, dass der Kupferpreis spätestens nach der Beendigung der Streiks unter 8000 USD je Tonne fällt. Dennoch dürfte das Korrekturpotenzial nach unten begrenzt sein.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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