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Der Ölpreis demonstriert weiterhin Stärke

05.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

In seinem letzten Weltwirtschaftsausblick hat der IWF für dieses Jahr ein Weltwachstum von lediglich 3,7% vorausgesagt, 0,5% weniger als noch im Januar. Sogar eine stärkere Abkühlung auf unter 3% p.a. wird nicht ausgeschlossen; vor allem wegen der Finanzkrise in den USA, die sowohl die anderen Industrienationen als auch die Schwellenländer treffen dürfte. Nichtsdestotrotz haben die Arbeitmarktdaten und die Auftragseingänge in den USA am letzten Freitag nicht nur den US-Dollar, sondern auch die Ölpreise unterstützt.

Vor allem unterstützen die geopolitischen Entwicklungen weltweit derzeit den Ölpreis. Das türkische Militär hat am Freitag kurdische Basen im Nordirak angegriffen, was zwar keinen direkten Effekt auf die irakischen Exporte oder Produktion haben dürfte, aber für zusätzliche Unruhe in der Region sorgt, die für den Großteil der weltweiten Ölexporte verantwortlich ist. Auch die Aussagen seitens des Ayatollah Ali Khamenei am Sonntag, dass sein Land nach wie vor am Atomprogramm festhalte, dürften den Preis unterstützen. Wieder wurden die Öleinrichtungen in Nigeria angegriffen, diesmal von Royal Dutch Shell, was sicherlich die Sorgen um das Produktionsprofil beim größten afrikanischen Produzenten schürt.

Im Vorfeld des Referendums in der reichsten Provinz Boliviens, Santa Cruz, hat die Regierung vier weitere Energieunternehmen „nationalisiert“. Die Provinz, die über große Öl- und Gasvorkommen verfügt, hat dennoch am Wochenende mit großer Mehrheit für mehr Autonomie votiert. Aus unserer Sicht werden die "kurzsichtigen" Entscheidungen über Enteignungen der ausländischen Investoren und der weltweit zunehmende Rohstoff-Nationalismus langfristig zum Aufwärtstrend der Rohstoffpreise beitragen. Angeführt von der Preisschwäche Anfang letzte Woche sind die Netto-Long-Positionen der Großanleger bei Rohöl letzter Woche um 17 Tsd. Kontrakte je 1.000 Barrel zurückgekommen und liegen bei 53,3 Tsd. Kontrakten. Dies lässt noch viel Spielraum nach oben und macht angesichts der Nähe zu den Allzeit-Hochs bei 120 USD je Barrel weitere Steigerungen wahrscheinlich.

Die Netto-Long-Positionen der Hedge-Fonds bei Erdgas in New York sind nach wie vor auf dem Rückzug. Letzte Woche fielen diese um weitere 7 Tsd. Kontrakte. Der Short-Überhang von über 94 Tsd. Kontrakten ist jedoch weiterhin so hoch, dass trotz des saisonalen Nachfragerückgangs auch weitere Preissteigerungen nicht ausgeschlossen werden können, weil die Gefahr kurzfristiger Short-Eindeckungen hoch bleibt.

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Edelmetalle

Die Netto-Long-Positionen der Großanleger bei Gold an der COMEX sind letzte Woche um 7 Tsd. Kontrakte zurückgegangen, bleiben dennoch mit 60,65 Tsd. Kontrakten relativ hoch. Bei Silber sind die Netto-Long-Positionen der Nicht-Kommerziellen-Händler sogar noch weiter auf nun 42,5 Tsd. Kontrakte a 5.000 Unzen angewachsen. Insgesamt glauben wir, dass die Edelmetallpreise auf dem gegenwärtigen Niveau durch einen nach wie vor schwachen US-Dollar, die anhaltende Volatilität der Finanzmärkte und eine fallende Produktion in Südafrika gut unterstützt sind. Lohnsteigerungen, geringe Mineralgehalte, große Tiefen der Schächte, die Stromausfälle und Sicherheitsvorkehrungen belasten die Minenproduktion am Kap. Die South Deep Mine von Gold Fields bleibt nach den Vorfällen letzte Woche, als 14 Minenarbeiter ums Leben kamen, geschlossen.


Industriemetalle

Die Kupferpreise in Shanghai waren zuletzt deutlich schwächer als in London. Auch heute sind die Preise an der SHFE nicht gestiegen trotz des Anstiegs an der LME am Freitag. Dies deutet aus unserer Sicht auf eine geringere Bereitschaft Chinas, das Metall zu den jetzigen Preisen zu kaufen und auf geringere Importe hin. Die anhaltenden Proteste der Zeitarbeiter bei Codelco in Chile haben zuletzt die Kupferpreise stark unterstützt. Sollten diese Streiks wie von uns erwartet in den kommenden Tagen enden, rechnen wir mit einer baldigen Korrektur des Kupferpreises auf unter 8000 USD je Tonne.

Ein eher längerfristiges Problem bei der Metallproduktion bleiben die unzureichenden Energiekapazitäten weltweit. Die Stromausfälle in Südafrika und China sowie eine Dürre in Chile, die die Wasserkraftreserven aufgezehrt hat, sorgen nach wie vor für eine Spannung bei der Energieversorgung. Am Freitag hat der staatliche kongolesische Energieversorger die Minengesellschaften in der südlichen Provinz Katanga aufgefordert, den Stromverbrauch zu reduzieren, nachdem rund 2 Km Stromkabel gestohlen wurden.

Die LME bleibt heute wegen eines Bankfeiertags geschlossen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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