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Dollar-neutrales Rohöl

08.05.2008  |  Adam Hamilton
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Ähnlich wie der Chart des Euro-Ölpreises verlief auch jener des Gold-Ölpreises von 2002 bis Mitte 2004 größtenteils flach, wie seine 200-Tages-Linie zeigt. Einige seltene Extreme haben immerhin geholfen, eine Unterstützungslinie zu definieren, die bis heute gehalten hat, sowie auch eine ursprüngliche Widerstandslinie, die der Gold-Ölpreis erst diese Woche erneut erreicht hat. Spätere Spitzen würden zu einer zweiten, höheren Widerstandslinie führen, aber es bleibt die ursprüngliche Widerstandslinie, die dem Gold-Ölpreis am stärksten entgegenhält.

Interessanterweise folgte der Gold-Ölpreis dem Euro-Ölpreis bis Mitte 2005 ziemlich genau. Bei den ersten drei wichtigen Hochs in diesem Bullenmarkt betrug das Verhältnis der Anstiege des Gold-Ölpreises zum Dollar-Ölpreis jeweils 0,63, 0,49 und 0,52. Das ist von den entsprechenden Werten für Euro-Öl und Dollar-Öl mit 0,65, 0,56 und 0,63 nicht allzu weit entfernt. Bis Mitte 2005 befand sich Gold in der ersten Phase seines Bullenmarktes, die von der Dollar-Baisse gesteuert wird, wodurch diese Ähnlichkeit auch Sinn macht. Seit Mitte 2005 hat sich der Goldpreis vom Dollar entkoppelt und wird nun in Phase Zwei von der weltweiten Investment-Nachfrage gesteuert. Die Gewinne von Gold haben die Verluste des Dollar seitdem also bei weitem überstiegen.

Der Ölpreis in Gold erreichte seine Spitze Ende August 2005, bei 0,162 Unzen pro Barrel. Interessanterweise ist dieser Wert viel höher als der heutige Gold-Ölpreis! Relativ zu Gold hat Öl also seither an Wert verloren. Das zeigt sicherlich ein anderes Bild dieses Öl-Bullenmarktes als die Betrachtung anhand ungedeckter Papierwährungen! Die Preisspitze von 2005 war zwar eine Anomalie, ausgelöst durch den Hurrikan Katrina, der damals durch US-amerikanische Ölfelder zog. Dennoch ist der heutige Gold-Ölpreis im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit keineswegs extrem.

Der Ölpreis in Gold ist natürlich die Umkehrung des klassischen Gold/Öl-Ratio. Während langfristige Analysen dieses Verhältnisses sehr interessant sind, gibt es einen entscheidenden Kritikpunkt an dieser Methode. Warum sollte das Verhältnis zwischen Gold, von dem fast alle jemals aus Minen gewonnenen Bestände noch vorhanden sind, und Öl, dass sofort nach seiner Gewinnung verbrannt wird und für immer verloren ist, in einem konstanten Bereich bleiben? Diese wichtige Frage muss man sich bei Studien des Gold/Öl-Ratio über mehrere Jahrzehnte immer stellen.

Kurzfristig gesehen ist diese Frage aber weit weniger relevant. Es gibt heute nicht viel mehr Gold auf der Welt als noch vor 5 Jahren. Der Ölpreis in Gold ist also über mehrere Jahre betrachtet viel aussagekräftiger als über mehrere Jahrzehnte betrachtet. Da sich der Gold-Ölpreis nun über 6 Jahre lang innerhalb seines aktuellen Aufwärtstrends gehalten hat, ist es wahrscheinlich, dass dieser Aufwärtstrend nach wie vor intakt ist.

Dies hat offensichtlich große Auswirkungen für Trader. Der Gold-Ölpreis befindet sich heute in der Nähe seiner unteren Widerstandslinie, also an dem Punkt, an dem der Ölpreis in Dollar üblicherweise wieder zurückging. Ein Rückgang des Gold-Ölpreises kann entweder durch einen Fall des Dollar-Ölpreises, einen Anstieg des Dollar-Goldpreises oder eine Kombination dieser beiden Szenarien erreicht werden. Da Öl heute bei den meisten Spekulanten sehr beliebt und überkauft ist, während Gold zu stark abverkauft wird, vermute ich, dass es tatsächlich zu einer Kombination beider Szenarien kommen wird.

In säkularen Bullenmärkten ist die 200-Tages-Durchschnittslinie die Unterstützungslinie mit der größten Wahrscheinlichkeit für das Ende einer Korrektur. Wenn der Ölpreis nun korrigiert, ist seine 200-Tages-Linie, die derzeit bei 90 $ (62 €) verläuft, ein logisches unteres Kursziel. Wenn der Gold-Ölpreis auf seine Unterstützung fallen sollte, würden wir von etwa 0,09 Unzen Gold für ein Barrel Öl sprechen. Bei einem Ölpreis von 90 $ würde das wiederum einen Goldpreis von 1000 $ pro Unze bedeuten.

Natürlich gibt es viele andere Öl- und Goldpreis-Szenarien, in denen der Gold-Ölpreis innerhalb seines gut etablierten Aufwärtstrend weiter steigen würde. Die meisten davon involvieren aber hohe oder steigende Goldpreise, relativ zu den jüngsten Preisniveaus. Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich habe über die Jahre viele Anekdoten über wichtige Ölproduzenten gehört, die den Ölpreis in Gold beobachten. Das gibt ihnen ein solides Maß für ihre sich erschöpfenden Ressourcen, unabhängig von den Manipulationen ungedeckter Währungen durch andere Länder.

Doch nun zurück zu unserer Analyse. Der moderate Aufwärtstrend des Gold-Ölpreises hat viele Implikationen. Der Ölpreis in Gold hat sich immerhin mehr als verdoppelt, sodass ein säkularer, fundamental gesteuerter, währungsneutraler Öl-Bullenmarkt vorliegt. Allerdings ist ein Anstieg um 107% über mehr als 6 Jahre eher moderat. Wir sprechen von durchschnittlichen jährlichen Anstiegen um nur 12,3%. Das lässt den Öl-Bullenmarkt viel angemessener und nachhaltiger erscheinen als die Betrachtung seines Dollar-Preises.

Diese konträre Betrachtungsweise stellt viele weit verbreitete Annahmen in Frage. An der Wall Street liebt man das Wort „parabolisch“, wenn es um die Beschreibung des Ölpreises geht, obwohl der Ölpreis noch nicht einmal in Dollars betrachtet auch nur annähernd an diese Beschreibung herankommt. Ein parabolischer Anstieg bedeutet viele aufeinander folgende Tage mit täglichen Preisanstiegen um 4% und mehr. In Gold betrachtet bleibt der säkulare Anstieg des Ölpreises immer noch derart moderat, dass es technisch gesehen den Anschein macht, als wären wir noch Jahrzehnte von wirklich parabolischen Anstiegen entfernt.

Politiker lieben es, sich gegen hohe Ölpreise aufzulehnen, während die Konsumenten es lieben, darüber zu jammern. In realen Werten ist Öl aber heute viel billiger als im Sommer 2005! Es ist zu schade, dass der US-amerikanische Kongress und die amerikanischen Bürger das nie verstehen werden. Wir sitzen alle in der Falle, die Welt nur durch die Brille unserer eigenen, ungedeckten Papierwährungen zu sehen. Dadurch, dass unsere Zentralbanken diese Währungen ständig unterminieren, werden unsere Vorstellungen von realen Preis-Trends radikal verzerrt.

Dollar-neutrale Ölpreise sind also ziemlich interessant. Einerseits ist es großartig, dass sich dieser Öl-Bullenmarkt als Resultat der globalen Angebots- und Nachfrage-Situation bestätigt hat, unabhängig von Währungen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung widerlegen die in letzter Zeit immer wieder vorgebrachte These der Wall Street, dass Öl nur aufgrund des schwachen US-Dollar steigt. Unsinn! Andererseits ist der Einfluss der ständig inflationierenden, ungedeckten Papierwährungen auf den nominalen Ölpreis größer als ich erwartet hatte.

In Euro-Preisen betrachtet scheint es, als wäre etwa die Hälfte des Öl-Bullenmarktes in US-Dollar fundamental begründet. In Gold bewertet sinkt dieser Anteil jedoch auf nicht einmal ein Fünftel. Das ist etwas verwirrend, da es sämtliche Annahmen über nominale Preisbewegungen aller Assets weltweit in Frage stellt. Vielleicht wird der Einfluss der Inflation ungedeckter Papierwährungen auf die Preise der verschiedensten Anlageklassen von uns allen ernsthaft unterschätzt.

Auch wenn unsere Währungen hoffnungslos verloren sind, gibt es keinen Zweifel, dass Rohstoffe und Rohstoff-Aktien in den letzten Jahren viel schneller gestiegen sind als alle anderen Anlageklassen. Das macht sie zur ersten Adresse für Investmentkapital und spekulatives Kapital. Wir von Zeal haben Rohstoff-Aktien seit Beginn dieser Bullenmärkte Anfang der 2000er-Jahre für Investitionen und Spekulationen genutzt.

Aufgrund der weiterhin bestehenden, weltweiten strukturellen Defizite in der Produktion dieser Rohstoffe, werden die entsprechenden säkularen Trends wahrscheinlich ebenfalls weiter bestehen. Die weltweite Produktion kann nicht im Geringsten mit der steigenden Nachfrage aus den Emerging-Markets durch die Industrialisierung Asiens Schritt halten. Wenn Sie Analysen über wichtige Rohstoffe und ihre Produzenten auf dem letzten Stand erhalten wollen, abonnieren Sie noch heute unseren renommierten monatlichen Newsletter. Wir analysieren ständig die weltweiten Märkte, um unter den elitären Rohstoff-Aktien die Trades mit der größten Erfolgs-Wahrscheinlichkeit herauszufiltern und unseren Abonnenten zu empfehlen.

Fazit ist, dass dieser Öl-Bullenmarkt, über den so viele Amerikaner sich wundern, sehr viel weniger beeindruckend ist, wenn man ihn dollar-neutral betrachtet. In Euros bewertet scheint es, als könnte die Dollar-Baisse für etwa die Hälfte der gesamten Preisanstiege bei Öl verantwortlich sein. In Gold bewertet könnte diese Zahl jedoch auf vier Fünftel nach oben schnellen! Jedenfalls ist die Dollar-Baisse aber nicht der einzige Grund, so wie man es uns an der Wall Street gerne weismachen würde. Das Öl-Angebot steigt im Vergleich zur weltweiten Nachfrage ganz einfach zu langsam.

In anderen Währungen betrachtet erscheint Öl nicht annähernd so überkauft wie in US-Dollars. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir weiterhin eine hohe Konsolidierung des Dollar-Ölpreises sehen werden, und nicht den scharfen Einbruch, auf den viele Mainstream-Trader hoffen und wetten.


© Adam Hamilton
Copyright by Zeal Research (www.ZealLLC.com)

Dieser Beitrag wurde exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. (Zum Original vom 25.04.2008.)





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