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Ölpreis springt auf neues Rekordhoch

06.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Im gestrigen Handel sprang der Ölpreis für die Sorte WTI um 4 Dollar auf ein neues Rekordhoch von 120,36 Dollar je Barrel. Neben den erneuten Anschlägen auf nigerianische Ölfördereinrichtungen am Wochenende waren es die am Nachmittag veröffentlichten amerikanischen Konjunkturdaten, die dem Ölmarkt Auftrieb gaben. Denn der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe lag deutlich über den Erwartungen.

Mit einem Wert spürbar über 50 signalisiert er zunehmende Aktivitäten und dämpfte damit ebenso wie die Arbeitsmarktdaten am Freitag Ängste vor einer deutlichen Abschwächung der US (Öl-)Nachfrage. Hinzu kam, dass sich die Erholung des Dollar trotz dieser Daten nicht fortsetzen konnte und damit von der Währungsseite kein Störfeuer kam. Damit hat die Rallye am Ölmarkt erneut deutlich Fahrt aufgenommen.

Der heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehende "Short-Term Outlook" der EIA könnte die Euphorie jedoch ein bisschen dämpfen, sollten die Nachfrageprognosen erneut nach unten genommen werden. Indonesien, seit 1962 einziges Mitglied der OPEC aus Südostasien, wird voraussichtlich in Kürze aus dem Kartell ausscheiden. Die Regierung überdenkt diesbezügliche Pläne und gibt zugleich bekannt, dass sie ihre Schätzungen für die Ölverkäufe für das laufende Jahr um rund 25 Tsd. Barrel auf 950 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert.

Indonesiens Verbrauch hat die jährliche Produktion eingeholt, die ihren Hochpunkt Anfang der neunziger Jahre hatte, und zählt damit nicht mehr zu einem per saldo exportierenden Land. Nicht zuletzt ist zu erwähnen, dass Eric Sprott, prominenter kanadischer Vertreter der Peak-Oil Theorie, mit seinem Hedge-Fonds an die Börse geht. Auch wenn das Anlagevolumen nur 6,9 Mrd kanadische Dollar (4,38 Mrd Euro) beträgt, beunruhigt dieser Schritt den einen oder anderen Investor, weil hier Parallelen zum Börsengang der Beteiligungsgesellschaft Blackstone gesehen werden, als der Markt für fremdfinanzierte Übernahmen im Nachhinein zusammenbrach. Wir denken nicht, dass wir bereits den Höhepunkt der Rohstoffhausse gesehen haben und teilen deshalb diese Befürchtungen nicht.

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Erdgas folgte den Bewegungen am Rohölmarkt und verteuerte sich gestern binnen weniger Minuten am Nachmittag um mehr als 40 Cents auf 11,20 Dollar je MMBtu.


Edelmetalle

Die Edelmetallmärkte konnten sich von ihrem Rückschlag etwas erholen und profitieren von der Hausse am Ölmarkt. Heute Morgen hat AngloGold Ashanti, Afrikas größter Goldproduzent, seine Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Die Produktion lag mit 1,2 Mio. Unzen etwas höher als zunächst gedacht. Für das Gesamtjahr wird die Produktionsprognose leicht auf 4,9 bis 5,1 Mio. Unzen angehoben. Es wird auch auf die verbesserten Sicherheitsbedingungen hingewiesen: man habe die Zahl der tödlichen Unfälle um 80% reduzieren können. Gold Fields darf seine South Deep Mine, die nach den tödlichen Unfällen am 1. Mai geschlossen worden war, wieder öffnen. Wann die Arbeit wieder aufgenommen wird, ist aber noch unklar. Eine leichte Belebung der physischen Nachfrage stützt derzeit den Goldpreis: Händler berichten vor allem von einer lebhafteren Nachfrage aus Indien.


Industriemetalle

Gestern blieb die LME wegen eines Bankfeiertags geschlossen. An der COMEX konnte Kupfer gestern für den Juni-Kontrakt im Intraday Handel ein neues Rekordhoch verzeichen. Die Bekanntgabe von Codelco, dem staatseigenen weltgrößten Kupferproduzenten Chiles, eine Einigung mit den Zeitarbeitern erzielt zu haben und die Arbeiten in ihrer zweitgrößten Mine El Teniente nach dreiwöchigem Streik wieder aufzunehmen, dürfte den Preis aber unter Druck setzen. Auf El Teniente entfällt 24% von Codelcos Produktion. In Andina, wo die Arbeiten am Wochenende wieder aufgenommen wurden, konnte bereits wieder ein Auslastungsgrad von 80% erreicht werden. Die Mine El Salvador bleibt geschlossen.

Der Aufwärtsdruck auf den Kohlepreis hält an: Xstrata Plc, weltgrößter Exporteur für in Kraftwerken verwendeter Kohle, gibt bekannt, dass die Produktion im ersten Quartal mit 18,5 Mio Tonnen aufgrund des Hochwasssers in Australien gut 3,5% niedriger gewesen sei als im Vorjahr. Derzeit kann die Produktion mit der stark steigenden Nachfrage aus Indien und China kaum Schritt halten.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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