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Wie stark trifft das Erdbeben Chinas Rohstoffproduktion?

14.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Wir haben eine Ausarbeitung zu einer möglichen Blasenbildung am Ölmarkt veröffentlicht. Obwohl wir den Preisanstieg der letzten Jahre hauptsächlich auf ie fundamentalen strukturellen Veränderungen zurückführen, halten wir die gegenwärtige Hausse für wenig begründet und überzogen. Kurzfristig dürfte der Ölpreis wegen des starken Preismomentums zwar noch weiter steigen.

Längerfristig erachten wir einen Ölpreis von unter 100 USD je Barrel für gerechtfertigt. Gestern ist der Ölpreis erneut gestiegen und markierte bei knapp 127 Dollar je Barrel ein neues Rekordhoch. Ausschlaggebend waren Äußerungen von Irans Präsident Ahmadinejad, dass man darüber nachdenke, die Produktion trotz des Preisanstiegs zu drosseln. Iran förderte im April nach IEA-Angaben knapp 4 Mio Barrel pro Tag. Heute Nachmittag gibt das DOE die Lagerbestandsdaten für die USA bekannt. Der Konsens rechnet mit einem Aufbau der Rohöllagerbestände um 2,2 Mio. Barrel, mit nahezu stagnierenden Benzinvorräten und einem Aufbau der Lagerbestände an Destillaten um 1 Mio. Barrel.

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Von Interesse sind aber auch die Entwicklung der Kapazitätsauslastung, denn diese ist zur Zeit mit knapp 85% deutlich niedriger als zu dieser Jahreszeit üblich, und die Entwicklung der Benzinnachfrage, da sie Indiz dafür ist, ob die amerikanischen Haushalte auf die stark gestiegenen Preise reagieren. Ein überraschend schwacher Lageraufbau (bei Destillaten) und eine niedrigere Kapazitätsauslastung, die eine geringe Produktion von Destillaten andeutet, könnten via ihres Effekts auf die Destillatpreise auch den Rohölpreis weiter nach oben treiben.

Im Zuge der Berichterstattung hat Cameco gestern bekannt gegeben, dass das wichtigste mittelfristige Uranprojekt, Cigar Lake, nun erst voraussichtlich im Jahr 2011 in Betrieb genommen werden kann. Wir glauben, dass der derzeitige Kassakurs für Uran bei 60 USD je Pfund die meisten Risiken bereits eskomptiert und rechnen künftig mit steigenden Preisen.


Edelmetalle

Die Edelmetallpreise sind gestern auf breiter Front gefallen, nachdem der US Dollar wieder etwas mehr Stärke zeigte. Die NYMEX gab bekannt, dass sie die Margins auf Gold und Silber Futures an der COMEX ab heutigem Handelsschluss reduzieren würde. Für Mitglieder und Nichtmitglieder des Clearings werden die Einschüsse bei Gold von 4.000 auf 3.250 Dollar reduziert, für Kunden von 5.400 auf 4.388 US Dollar. Bei Silber wird der Einschuss von 5.750 auf 5.000 Dollar bzw. für Kunden von 7.763 auf 6.750 Dollar gesenkt. Die Reduzierung der Margen könnte dem Handel wieder neue Impulse geben.


Industriemetalle

Der Einfluss des Erdbebens in der Sichuan Provinz in China ist noch immer schwer zu beziffern. Während die Anlagen der Aluminiumhütten wohl nur begrenzt betroffen sind, scheinen die Auswirkungen auf die Produktion von Blei und Zink größer zu sein, weil sich viele Blei- und Zinkminen sowie Zinkschmelzen in der Provinz befinden. Drei Zinkschmelzen meldeten, dass sie ihre Produktion angehalten haben. Nyrstar, weltgrößter Zinkproduzent, gab dagegen bekannt, dass seine Produktion in China nicht betroffen sei.

Nyrstar meldete zugleich, dass die Zinkproduktion im ersten Quartal knapp 3% niedriger gelegen hätte als im Vorjahr, hielt aber dennoch am Ziel eines Produktionszuwachses von 3% im laufenden Jahr fest. Zink und Blei verteuerten sich gestern auf 2.300 Dollar je Tonne. Zwar dürfte der Effekt auf die Minenproduktion eher kurzlebig sein, dennoch könnten viele Zinkschmelzer auch längerfristig geschlossen bleiben. Allerdings ist bei Zink zu beachten, dass sich der Markt derzeit im Überschuss befindet.

Die International Lead and Zinc Study Group meldete erst heute, dass am Zinkmarkt auch im März das Angebot die Nachfrage übertraf. Vor diesem Hintergrund bleiben wir hinsichtlich der Perspektiven für den Zinkpreis mittelfristig skeptisch, auch wenn dieser aktuell zusätzlich durch den nun bereits fünf Tage andauernden Streik in der Skorpion Mine, Namibia, unterstützt wird.

Der Kupferproduzent Constellation Copper bestätigt die Liquiditätskrise. Aufgrund der fehlerhaften Absicherungsstrategie und geringer Gewinnungsraten auf ihren Minen steht das Unternehmen vor dem Bankrott.

Zinn setzt seinen Höhenflug fort: ein chinesisches Forschungsinstitut meldet, dass die chinesische Produktion im April gut 10% unter Vorjahr lag.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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