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Die 125 Dollar Marke bleibt anziehend

16.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach einem kurzzeitigen Einbruch auf 121 Dollar je Barrel konnte sich der Rohölpreis im gestrigen Handel wieder bei knapp 125 Dollar je Barrel etablieren. Nachrichten über die Explosion einer Pipeline in Nigeria konnten dem Ölpreis wieder helfen, wobei sich im Nachhinein herausstellte, dass die durch einen Unfall zerstörte Pipeline für die inländische Treibstoffversorgung genutzt wird. Grundsätzlich ist es derzeit vor allem die Angst vor Engpässen bei den Mineralölprodukten, sprich: Mitteldestillaten, die den Preis stützt. Gestern wurde bekannt, dass China ungefähr 4 Gigawatt bzw. 0,5% seiner Kapazitäten zur Stromerzeugung wegen des Erdbebens schließen musste. Dies dürfte eine erhöhte Nachfrage nach Diesel nach sich ziehen, weil Engpässe durch Dieselgeneratoren geschlossen werden dürften.

Die ohnehin hohe Nachfrage nach Mitteldestillaten zeigt sich in den stark gestiegenen Crack Spreads bei Heizöl, die anders als zu dieser Jahreszeit üblich weit über den Crack Spreads bei Benzin liegen. Die OPEC weist in ihrem jüngsten Monatsbericht darauf hin, dass sich der Abstand zwischen Benzin und Gasöl binnen eines Jahres um knapp 23 Dollar auf 30 Dollar je Fass ausgeweitet hat. Dies sei zum einen auf den relativ stärkeren Nachfragezuwachs nach Diesel zurückzuführen: Während die Dieselnachfrage im Zeitraum 2000 bis 2007 um 5,2 Mio. Fass pro Tag zugenommen hätte, sei der Bedarf nach Benzin nur um 2 Mio. Barrel täglich gestiegen. Gleichzeitig seien laut OPEC zusätzliche Raffineriekapazitäten für Benzin in Höhe von 1,2 Mio Barrel pro Tag geschaffen worden und nur 700 Tsd. Barrel für Mitteldestillate.

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Um das Ungleichgewicht auszugleichen, seien vor allem leichte Öle als Input verwendet worden, was wiederum zu einer starken Preisdifferenz zwischen schweren und leichten Ölen geführt habe. Beispielsweise hat sich der Abstand zwischen dem leichten WTI und dem schweren Öl Maya von 8 Dollar im Juni letzten Jahres auf 20 Dollar ausgeweitet. Der Aufwärtsdruck auf leichte Ölsorten wird vor diesem Hintergrund weiter anhalten.

Erdgas der Sorte Henry Hub gab nach der Veröffentlichung der "bearishen" Lagerbestandsdaten nach: die Vorräte stiegen in der Woche zum 9. Mai mit 93 Mrd Kubikfuß gegenüber Vorwoche stärker als erwartet.

Der US-Kongress hat gestern ein neues Gesetz verabschiedet, demzufolge die Aufsicht im elektronischen Energiehandel in den USA weiter gestärkt wird.


Edelmetalle

Gold konnte sich gestern leicht erholen. Ausschlaggebend war die kuzzeitige Schwäche des Dollar nach der Veröffentlichung der schwachen Daten für die Industrieproduktion in den USA. Gold kann sich heute Morgen bei 885 Dollar je Feinunze etablieren, immerhin knapp 20 Dollar höher als zu Handelsbeginn. Silber dagegen gab die kurzzeitigen Gewinne zunächst wieder ab. Die Clearing Statistiken der London Bullion Market Association zeigen, dass die Umsätze in Höhe von 21,1 Mio. Unzen täglich im April spürbar niedriger lagen als im März, als noch 25,7 Mio. Unzen täglich umgesetzt wurden. Auch die Umsätze am Silbermarkt fielen um 23% auf 119,2 Mio. Unzen. Damit lagen die Umsätze an beiden Märkten aber noch weit über denen im Vorjahr.


Industriemetalle

Kupfer konnte sich gestern dank eines leichten Lagerabbaus wieder erholen. Dabei waren die Nachrichten eher "bearish": der drohende Streik in Peru kann voraussichtlich abgewendet werden. Peruanische Minenunternehmen melden deutliche Fortschritte bei den Verhandlungen über ein neues Gesetz, demzufolge den Minenunternehmen und damit auch den Subunternehmern ein größerer Gewinnanteil zugesprochen werden kann. Darüber hinaus zeigt sich Anglo America optimistisch, dass man zwei neue Kupferminen in Peru bauen wird.

Zink konnte sich über 2.300 Dolllar je Tonne etablieren. Es wird bekannt, dass zwei Zinkhütten mit einer Gesamtkapazität von 110 Tsd. Tonnen in der Provinz Gansu wegen Schäden in Folge des Erdbebens bis Ende des Monats geschlossen bleiben. Gestern berichtete darüber hinaus das kanadische Minenunternehmen Lundin, dass man die Schätzung für die Zinkproduktion im laufenden Jahr um 7 Tsd. Tonnen senken würde, weil sich die Inbetriebnahme der Aljustrel Mine in Portugal verzögere. Aus markttechnischer Sicht bleibt Zink angeschlagen, weil die 55-Tage-Linie bei 2.422 nicht genommen werden konnte. Eine wichtige Unterstützungslinie liegt bei 2.101, dem Tief vom Januar.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets




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