Benzin, Diesel und Öl
19.05.2008 | Adam Hamilton
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Jedenfalls würde der Preis für eine Gallone Benzin in den USA im Großhandel immer noch 3,59 $ kosten, wenn man den Ölpreis von 97 $, der sich nach einer starken Korrektur einstellen würde, durch ein Öl/Benzin-Ratio von 27 dividiert. Das ist immer noch 15,1% teurer als heute. Für den Preis an der Zapfsäule würde das einen Wert von etwa 4,12 $ bedeuten! Ein höherer Benzinpreis ist also wahrscheinlich, auch wenn der Rohölpreis stark korrigieren sollte. Wenn Rohöl hingegen weiter ansteigt, wären all diese Zahlen noch viel zu konservativ!In diesem Wahljahr, in dem republikanische Sozialisten mit demokratischen Sozialisten um die Gunst der Wähler kämpfen, sind die Treibstoff-Steuern ein großes Thema. Aber auch wenn diese Steuern auf wundersame Weise abgeschafft werden sollten, wäre das für diese Analyse weitgehend irrelevant. Die allgemeine Treibstoff-Steuer beträgt nur 18,4 Cent pro Gallone (die Steuern in den einzelnen Bundesstaaten betragen nochmals durchschnittlich 28,6 Cent). In Prozent gerechnet ist die allgemeine Abgabe von 18,4 Cent bei Benzinpreisen von 4 bis 5 $ sehr gering.
Was die Verkaufspreise für Benzin betrifft ist also noch nicht viel passiert. Der Benzinpreis muss einfach steigen, bis die Produktion einmal mehr profitabel ist. Ansonsten wird immer weniger und weniger raffiniert werden. Niedrigeres Angebot wird schließlich die Preise erhöhen. Der folgende Chart, der eigentlich der ursprüngliche Grund für diese Untersuchung war, zeigt die Anomalie des niedrigen Benzinpreises relativ zum Ölpreis in letzter Zeit. Seine Achsen sind genullt, um sicherzugehen, dass es zu keinen visuellen Verzerrungen der Beziehungen zwischen den Datenreihen kommt.
Letztes Jahr um diese Zeit sind die Benzinpreise stärker gestiegen als die Ölpreise, da das Angebot relativ zur Nachfrage geringer war. Das war die Zeit, als die Raffinerien glänzende Crack Spreads von 30 $ und mehr pro Barrel erzielten. Das Tief des Öl/Benzin-Ratio nach dem Hurrikan Katrina von 26,7 wurde vor genau einem Jahr erneut erreicht. Eine solche, extrem profitable Situation für die Raffinerien konnte aber nicht bestehen bleiben, da alle Raffinerien versuchten, die großen Margen auszuschöpfen.
Die Benzinpreise begannen also im späten Frühling und Sommer 2007 zu fallen, obwohl der Rohölpreis zu dieser Zeit stieg. Anfang September, als Öl stark anstieg, blieb der Benzinpreis gleich. Damals begann Benzin, hinter Rohöl zurückzufallen. Bis Ende Februar 2008 hatte sich die Kluft zwischen Benzin und Rohöl weiter vergrößert. Das führte bis Mitte März zu einem Crack Spread von Null, als die Kosten für die Benzinraffinerie den Preis, den man auf dem US-Markt erzielen konnte, überstiegen.
Wenn wir nur diesen Chart zur Verfügung hätten, würden wir uns vielleicht fragen, ob diese Situation langfristig bestehen bleiben kann. Nachdem wir aber im vorigen Chart die Beziehung zwischen Öl und Benzin über ein ganzes Jahrzehnt untersucht haben, ist klar, dass solche Extreme niemals lange bestehen bleiben. Und das macht auch Sinn. Raffinerien werden Benzin langfristig nicht zu negativen Margen produzieren. Sie werden die Produktionsmenge einschränken, wodurch die Preise steigen werden und die Raffinerien wiederum Gewinne erzielen.
Interessanterweise hielt Diesel im Laufe des letzten Jahres eine viel engere Beziehung mit Rohöl als Benzin. Ich vermute das kommt daher, dass der Dieselverbrauch für den Güterverkehr von Unternehmen weniger Spielraum zulässt als das private Transportaufkommen. Verbraucher können ihre Fahrtkosten zum Beispiel durch Fahrgemeinschaften etwas reduzieren. Die Güter, die mit Diesel transportiert werden, also praktisch alle physischen Konsumgüter, müssen hingegen ständig bewegt werden.
Über die viel kürzere Zeitspanne von Anfang 2007 bis heute betrug der r-Quadrat-Wert für die Korrelation zwischen Diesel und Rohöl 95,5%, während jener von Benzin und Rohöl auf 74,6% gefallen ist. Das liegt weit unter dem Wert für die Korrelation über das letzte Jahrzehnt von 95,7%. Noch deutlicher wird die aktuelle Anomalie wenn man den r-Quadrat-Wert von 96,2% für die Zeit von 1998 bis 2006 als Vergleich heranzieht. Aufgrund der Charakteristik der Ölraffinerie ist diese Entkoppelung der Preise von Benzin und Öl nicht nachhaltig.
Wenn Benzin nun erneut dem Rohölpreis eng folgen sollte, so ergeben sich daraus unterschiedlichste Implikationen für Investoren und Spekulanten. Wenn Sie Futures traden ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Benzinpreise in den nächsten Monaten steigen werden. Trotz der heute vorherrschenden Auffassung, dass die Benzinpreise bereits zu hoch sind, erscheinen Longpositionen sehr attraktiv, bis der Benzinpreis einmal mehr den Rohölpreis plus einen angemessenen Gewinn für die Raffinerien reflektiert.
Auf der Aktien-Seite sind Raffinerie-Unternehmen, die derzeit mit 52-Wochen-Tiefs kämpfen, sehr attraktiv. Die Gewinne der Ölraffinerien sind zyklisch und sie werden zurückkehren, wenn der Benzinpreis beginnt, zum Rohölpreis aufzuholen. Wir von Zeal beobachten heute mehrere Raffinerie-Unternehmen um für unsere kommenden wöchentlichen und monatlichen Newsletter aus diesem Sektor jene Aktien mit dem größten Potential herauszufiltern. Raffinerie-Werte sind heute nicht nur technisch ausverkauft, sondern auch ihre Gewinne sollte sehr wahrscheinlich steigen, sogar wenn der Ölpreis deutlich zurückgeht. An der Wall Street besteht die irrationale Annahme, dass die aktuellen furchtbaren Gewinnmargen für immer bestehen bleiben.
Für die Konsumenten werden höhere Benzinpreise die inflationären Erwartungen stark anheben. Streng genommen sind Angebots- und Nachfrage-gesteuerte Preisanstiege niemals „Inflation“. Wahre Inflation bedeutet, dass das generelle Preisniveau aufgrund einer wachsenden Geldmenge steigt. Dank der angsterregenden und unverantwortlichen Ausweitung der Geldmenge MZM um 16,5% durch die Fed im Lauf des vergangenen Jahres gibt es heute relativ mehr Geld, das für relativ weniger Güter ausgegeben werden kann. In der Vorstellung der Leute wird hingegen jeder Preisanstieg mit Inflation gleichgesetzt.
Der Benzinpreis an den Zapfsäulen wird so gut wie sicher über 4 $ ansteigen und bis Ende Sommer wahrscheinlich die 5 $-Marke übertreffen, wenn sich Öl über 120 $ hält. Das wird den Investoren mehr Sorgen über die Inflation bereiten als alles andere. Zusätzlich werden sich höhere Dieselpreise, die den Rohölpreis reflektieren, auf die Preise praktisch aller Güter auswirken, da diese mit Diesel-LKWs und dieselgetriebenen Zügen transportiert werden. Diesen Sommer könnten wir die größte Inflationsangst seit den späten 1970er-Jahren erleben.
Und was ist das erste Investment, dass den Leuten in den Sinn kommt, wenn Sie Angst vor Inflation haben? Gold, Baby! Gold ist natürlich aufgrund der Dollar-Rallye infolge der "zurückhaltenden" Zinssenkung der Fed um 75 Basispunkte von Mitte März derzeit etwas geschwächt. Es ist aber die Investment-Nachfrage, die den Goldpreis in den letzten 7 Jahren von 250 $ auf ber 1000 $ steigen ließ. Die zunehmende Angst vor Inflation sollte neue Investment-Nachfrage von Mainstream-Investoren anziehen, und das mit einer Geschwindigkeit, wie wir es seit Jahrzehnten nicht erlebt haben. Steigende Benzinpreise, die Inflationsängste schüren, sollten zu einer wachsenden Nachfrage nach Gold führen.
Obwohl die steigenden Benzinpreise an den Zapfsäulen sicherlich nicht nett sind, gibt es für Investoren und Spekulanten zahllose Gelegenheiten, von diesem Trend zu profitieren. Wir haben kürzlich in unserem Newsletter interessante neue, gehebelte Produkte auf Gold für Aktieninvestoren empfohlen und möchten nun einige Raffinerie-Werte ins Portfolio nehmen. Abonnieren Sie noch heute unseren renommierten Newsletter um im kommenden, spannenden Sommer von unseren Trades zu profitieren.
Fazit ist, dass Benzin und Diesel naturgemäß eine hohe Korrelation mit Rohöl aufweisen. Während Diesel den Anstieg des Ölpreises über die letzten paar Monate pflichtgemäß reflektiert hat, war das bei Benzin nicht der Fall. Die Geschichte zeigt deutlich, dass diese Anomalie relativ niedriger Benzinpreise nicht bestehen bleiben kann. Die Benzinpreise werden steigen müssen, um die ökonomische Realität der Produktion dieses entscheidenden Rohstoffs früher oder später zu reflektieren. Es gibt keine andere Möglichkeit.
Leider haben die Amerikaner, die sich heute Sorgen um die Benzinpreise machen, das Schlimmste noch vor sich. 4 $ und mehr sind so gut wie sicher und die Wahrscheinlichkeit für Preise von über 5 $ bis zum Ende dieses Jahres steigt. Es wird hässlich werden. Obwohl wir den globalen Trends in Produktion und Nachfrage hoffnungslos ausgeliefert sind, können wir von diesen Trends aber als Trader profitieren. Als gute Verwalter unseres hart verdienten Kapitals müssen wir das Beste aus dieser Situation machen.
© Adam Hamilton
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Dieser Beitrag wurde exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. (Zum Original vom 09.05.2008.)
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