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Monetäre Inflation

28.05.2008  |  Adam Hamilton
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In letzten Jahren der Amtszeit von Alan Greenspan in der Fed, bis Anfang 2006, tendierte die blaue Linie für das jeweils im Vergleich zum Vorjahr gemessene Wachstum der Geldmenge MZM nach unten. Es war aber immer noch positiv, das Geldangebot stieg also. Monetäres Wachstum wird nur dann inflationär, wenn es die Wachstumsrate jener Dinge, für die das Geld ausgegeben werden kann, übersteigt. Wenn die Geldmenge mit einer jährlichen Rate von 3% steigt und die Wirtschaft ebenfalls jährlich um 3% wächst, wird wenig bis gar keine monetäre Inflation zu sehen sein.

In jener Woche, in der Greenspan seinen Schreibtisch geräumt hat, verfasste ich eine Abhandlung über sein monetäres Vermächtnis. Er hatte einen furchtbaren Job gemacht. Wie ein kommunistischer Führer in Russland versuchte er ständig, Preise zu manipulieren und scheiterte dabei. Zu dieser Zeit dachte ich, er war einer der größten Inflationisten aller Zeiten. Wenn wir uns aber die traurige Bilanz von Ben Bernanke seit Beginn seiner Amtszeit ansehen, wird vollkommen klar, dass dieser neue Zentralbanker radikal versucht, noch stärker zu inflationieren als sein Vorgänger.

Nachdem das allgemeine Geldmengen-Wachstum zur Zeit der Amtsübernahme im historischen Vergleich relativ niedrig war, begann Bernanke schon Ende 2006, dieses Wachstum zu beschleunigen. Anfang 2007 brach dann die Subprime-Krise aus und die Fed geriet in Panik. Anstatt rücksichtslose Immobilien-Spekulanten (sowohl Banken als auch Hypothekare) untergehen zu lassen und das System zu bereinigen, belohnte die Fed die Spekulanten. In der lächerlichen Hoffnung, man könnte ein Ungleichgewicht, das durch früheres billiges Geld geschaffen wurde, durch mehr billiges Geld wieder ausgleichen, begann man, die Geldmenge viel schneller zu erhöhen.

Bis zu diesem Punkt lag das Wachstum der Geldmenge MZM immer noch bei etwa 8%. Das ist schneller als das Wirtschaftswachstum und definitiv inflationär, aber alle Zentralbanken dieser Welt inflationieren ihre Währungen durchschnittlich um 7% bis 8% pro Jahr. Die 8% von Anfang 2007 waren also im oberen Bereich aber im historischen Vergleich aller ungedeckten Papierwährungen immer noch im Rahmen. Als die Subprime-Krise sich jedoch ausbreitete, begannen letzten Sommer die generellen Probleme im Kreditbereich.

Anstatt die Inflation zu bekämpfen und die Kaufkraft des Dollar zu erhalten, beschloss die Fed, dass ihre Kumpels aus dem Banken-Sektor, die auf Immobilien spekuliert hatten, nicht die Konsequenzen aus ihren eigenen falschen Entscheidungen ziehen müssen. Bis Ende 2007 lag das Geldmengen-Wachstum bei erschreckenden 12% und stabilisierte sich dort. Die Fed verhinderte die bereinigende Funktion der freien Märkte mit einer Überflutung durch neues Geld.

Anfang Jänner 2008 kam es dann zu einem großen Abverkauf in den generellen Aktienmärkten. Die Angst vor einer bevorstehenden Rezession in den USA führte auch in Übersee zu massiven Verkäufen. Anstatt jedoch die Ausweitung der Geldmenge zu zügeln, beschleunigte die Fed sie noch weiter. Das absolute Wachstum der Geldmenge MZM im Vergleich zum Vorjahr erreichte im März 2008 eine atemberaubende Spitze von 16,7%!

Sie lesen richtig. Es gab diesen März 16,7% mehr verfügbare US-Dollars als letzten März! Das ist unglaublich, vor allem in schwierigen Zeiten, in denen die US-amerikanische Wirtschaft mit Wachstumsraten von etwa 2,2% für das Jahr 2007 zu kämpfen hat. Früher oder später wird all dieses überschüssige Geld die Preise hochtreiben. Ein Teil dieser Inflation wird als gut empfunden werden, insbesondere jener Teil, der in Aktien fließt. Aber der Teil, der die Preise für knappe Lebensmittel und Energie nach oben treibt, wird die Amerikaner weniger glücklich machen.

Diese Wachstumsraten übersteigen jede Vorstellung. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 12% dauert es nur 6 Jahre, bis sich etwas verdoppelt. Bei 16% fällt dieser Zeitraum deutlich unter 5 Jahre. Wenn die Fed diesen Wahnsinn nicht stoppt, könnte es in 5 oder 6 Jahren doppelt so viele Dollars geben wie heute. Auch bei gutem Wirtschaftswachstum würde das bedeuten, dass sich das generelle Preisniveau wahrscheinlich fast verdoppeln würde. Diese Inflation liegt weit über allen von Angebot und Nachfrage ausgelösten Anstiegen des globalen Rohstoff-Bullenmarktes!

Die Fed unter Bernanke hat das Geldangebot derart schnell erhöht, dass die Geldmenge MZM sogar auf einem kurzfristigen Chart parabolisch ansteigt. In etwas mehr als 2 Jahren unter seinem Vorsitz ist die Geldmenge MZM um 25,1% nach oben geschossen! Da die Fed die Geldmenge praktisch nie reduziert, ist die gesamte Inflation, die sich in dieser Parabel abzeichnet, bereits vorprogrammiert. Letztendlich wird all dieses Geld in das System einfließen und das generelle Preisniveau wirklich nach oben treiben.

Da die Geldmenge MZM auch Geldmarkt-Fonds enthält, wird sie auch von der Performance der Aktienmärkte beeinflusst. Manche Analysten argumentieren daher, dass dieses atemberaubende MZM-Wachstum zu einem Großteil das Resultat von Marktturbulenzen ist. Diese These ist allerdings problematisch. Wann immer Aktien den Besitzer wechseln, wechselt auch entsprechend viel Geld den Besitzer. Das Geld der Käufer wird auf das Konto des Verkäufers überwiesen, wo es immer noch nichts anderes als Geld ist. Solange Geld nicht in Termineinlagen wie zum Beispiel Geldmarktzertifikate (CDs) transferiert wird, sollten Aktienkäufe und -Verkäufe die Geldmenge MZM nicht allzu sehr beeinflussen. Dieselbe Logik gilt für Anleihen.

Ein anderer interessanter Punkt ist, dass MZM Ende 2006 immer schneller zu wachsen begann. Die US-Aktienmärkte erreichten jedoch erst ein Jahr darauf ihr Hoch. Im Verlauf eines Jahres bis zum Hoch von Oktober 2007 stieg der S&P 500 um 15,9%. Das ist ein großartiges Jahr, das kaum zu starken Aktienverkäufen und einer Ansammlung von Cash führen sollte. Dennoch stieg die Geldmenge MZM in diesem Zeitraum um 11,9%. Schuld daran waren keine Aktienverkäufe, sondern die Fed, die ihre Druckerpressen rücksichtslos laufen ließ.

Dank diesem unglaublichen Spitzenwert der Geldmenge besteht zwischen dem jährlichen Wachstum des CPI und dem jährlichen Wachstum der Geldmenge eine sich ständig ausweitende Kluft. Sollte nun der CPI den starken Anstieg der Geldmenge MZM letztendlich reflektieren? Theoretisch ja. Da der CPI jedoch von einem ehrlichen Inflations-Maßstab zu einem Propaganda-Werkzeug der US-amerikanischen Regierung geworden ist, wird er das wahrscheinlich nicht machen. Nichtsdestotrotz wird dieses MZM-Wachstum sicherlich in die reale Inflation einfließen und die Preise fast aller Dinge, die wir konsumieren, nach oben treiben.

Die 5 Jahre, die im ersten Chart abgebildet sind, sind natürlich kein allzu langer Zeitraum. Der Anstieg der Geldmenge MZM um 16% ist über diesen kurzen Zeitraum betrachtet zwar extrem hoch, aber gilt das auch über einen längeren Zeitraum gesehen? Absolut! Der nächste Chart zeigt die letzten 20 Jahre, um eine bessere Perspektive zu bieten. Die Fed unter Bernanke übersteigt alle monetären Grenzen und schleudert die neuen ungedeckten Dollars schneller hinaus als in den letzten Jahrzehnten, mit Ausnahme der 9/11-Krise.

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