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Die Rohstoff-Stärke liegt auch in der USD-Schwäche

26.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach einer vorübergehenden Konsolidierung hat sich der Ölpreis über 130 USD je Barrel stabilisiert. Überraschend ist, dass der starke Anstieg des Ölpreises vom Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen begleitet wurde, die sich nun mit lediglich rund 50 Tsd. Kontrakten auf einem neutralen Niveau befinden, was auch einen weiteren Preisanstieg unterstützen wird. Noch im März lag die Anzahl der Netto-Long-Positionen der Spekulanten bei über 113 Tsd. Kontrakten.

Obwohl wir für die nächsten Wochen mit einem anhaltenden Aufwärtsdruck bei Rohöl in Richtung 150 USD je Barrel rechnen, halten wir den jüngsten Anstieg als in erster Linie spekulativ getrieben und nicht nachhaltig. Vor allem reichen die kurzfristigen Entwicklungen, die zuletzt als Anlass für den Preisanstieg galten, wie z.B. die heute gemeldeten Rebellenangriffe auf die Öleinrichtungen in Nigeria, aus unserer Sicht nicht aus, um das Tempo und das Ausmaß der Hausse zu erklären.


Edelmetalle

Bei Gold haben die Anleger an der COMEX ihre Long-Positionen ausgebaut und gleichzeitig die Shorts eingedeckt. Die Anzahl der Long-Positionen übersteigt nun die Shorts um mehr als das Sechsfache und die Netto-Long Positionen befinden sich mit rund 182 Tsd. Kontrakten auf einem hohen Niveau. Obwohl die Schwäche des US-Dollar sicherlich den Goldpreis unterstützt, glauben wir, dass die saisonal bedingt schwache Nachfrage vor dem 3. Quartal einen starken Anstieg des Goldpreises unwahrscheinlich macht.

Jedoch bleiben Gold und andere Edelmetalle als liquide Sachwerte, die bereits historisch als guter Inflationsschutz angesehen werden, eine attraktive Anlagemöglichkeit vor allem im Hinblick auf gestiegene Ölpreise und somit einen stärkeren Inflationsdruck.

Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich der Silberpreis mittel- bis langfristig noch besser als Gold entwickeln wird. Seit Jahresanfang hat der Silberpreis knapp 25% zugelegt und damit eine deutlich bessere Entwicklung hingelegt als Gold. Die Netto-Long Positionen bei Silber sind zuletzt auch angezogen und betragen jetzt 43 Tsd. Kontrakte.


Industriemetalle

In den letzten Monaten haben wir mehrmals unsere Prognosen bekräftig, dass die schleppende Konjunkturentwicklung in den USA und eine höhere Minenproduktion weltweit die Preise von Kupfer, Nickel, Blei und Zink unter Druck bringen wird. Diese Einschätzungen sind mit Ausnahme von Kupfer nun voll eingetroffen. Insbesondere Nickel und Blei waren zuletzt wie erwartet schwächer. BHP hat am letzten Freitag die Ravensthorpe Nickelmine in Australien in Betreib genommen. Das ist die größte Mineneröffnung seit 2005, als die Voisey’s ay Mine von Inco in Kanada in Produktion ging. Die Nachfrage nach Edelstahl bleibt dagegen offensichtlich moderat, wobei der größte chinesische Produzent Shanxi Taigang Stainless Steel die Produktion bereits halbiert hat. Dies dürfte mittelfristig das Steigerungspotenzial bei Nickel begrenzen.

Der Kupferpreis wird derzeit hauptsächlich durch unerwartete Angebotsstörungen unterstützt. Codelco musste nach den schweren Regenfällen, die den Zugang zur Mine gesperrt haben, die große El Teniente Mine für bis zu 48 Stunden für Reparaturen schließen. Der Markt bleibt derzeit sehr stark konzentriert, wobei ein Marktteilnehmer über mehr als 80% der LME-Warrants verfügt, was den Markt für kurzfristige Ausschläge anfällig macht. Auch sind baldige Streiks der Minenarbeiter in Mexiko und Peru nicht auszuschließen, was einen kurzfristigen Preisanstieg unterstützen könnte. Wir erachten die Situation bei Kupfer derzeit als entspannt und erwarten eine Preiskorrektur nach unten.

Wir gehen davon aus, dass die langfristige Konsolidierung bei Zink bald abgeschlossen wird. Zu einem sollten aufgrund der niedrigen Preise - seit dem Hoch Ende 2006 hat sich der Zinkpreis mehr als halbiert - bald einige Minen die Produktion reduzieren oder gar einstellen. Das erwartet auch Teck Cominco, einer der größten Zinkproduzenten der Welt, die ihre Mine Lennard Shelf in Australien nun bereits ein Jahr früher in 2009 außer Betrieb setzen wollen. Mittelfristig wird auch die Schließung der Zinkschmelzen in China nach dem Erdbeben die Produktion von raffiniertem Zink negativ belasten.

Die Kapazitäten von rund 350 Tsd. Tonnen Zink jährlich wurden beeinträchtigt. Außerdem hält der Streik in der größten afrikanischen Zinkmine, Skorpion in Namibia, bereits seit über 2 Wochen an. Auch sind die Zink-Importe Chinas im April überraschend stark auf 42 Tsd. Tonnen gestiegen. Wir glauben, dass die Erwartungen eines Überschusses am Zinkmarkt in diesem Jahr bereits ausreichend eingepreist sind und erachten das Korrekturpotenzial derzeit als sehr gering.

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Der australische Eisenerz-Explorer Murchison Metals hat für den Konkurrenten Midwest rund 1,65 Mrd. AUD in eigenen Aktien angeboten, was über dem Gebot von Sinosteel liegt. Die Konsolidierung in den Eisenerz-, Kohle- und Stahlbranchen dürfte anhalten.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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