Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Heterogenes Bild bei den Industriemetallen

27.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Rohöl kämpft sich langsam den Weg zurück an die jüngste Rekordmarke von 135 Dollar je Barrel. Bei wegen der Feiertage in den USA und Großbritannien dünnem Handel trieb die Nachricht neuer Angriffe der nigerianischen Befreiungsgruppe MEND auf eine Rohölförderanlage von Royal Dutch Shell den Ölpreis für die Sorte WTI erneut über 133 Dollar je Fass. Darüber hinaus äußerte OPEC Präsident Chakib Khelil zum wiederholten Mal, dass aufgrund einer ausreichenden Marktversorgung eine Ausweitung der Fördermenge nicht geplant sei.

Nicht zuletzt wirkte die Nachricht von niedrigeren Produktionsmengen in Mexiko nach: Im April war der stärkste Rückgang seit 12 Jahren zu verzeichnen - die Produktion fiel wegen geringerer Förderergiebigkeit der großen Felder um 13% gegenüber Vorjahr auf 2,7 Mio Barrel pro Tag. Mexiko hatte im Jahr 2006 noch 3,2 Mio Barrel täglich gefördert und war damit das sechstgrößte Produzentenland der Welt. Auch rückt der Streit des Westens mit dem Iran über das Atomprogramm erneut in den Fokus, nachdem der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA einen kritischen Bericht vorgelegt hat. Iran ist mit einer Tagesproduktion von gut 4 Mio Barrel viertgrößtes Förderland der Welt. Alles in allem bleibt das Umfeld für weitere Preissteigerungen nach einer kurzen Konsolidierungsphase intakt.

Gestern begann mit dem Memorial Day die sogenannte Summer-Driving Season in den USA, die Hauptreisezeit mit dem höchsten Benzinbedarf, die bis zum Labour Day Anfang September dauern wird. In dieser Zeit richtet sich das Interesse der Marktteilnehmer in der Regel verstärkt auf die Benzinlagerentwicklung. Angesichts gut gefüllter Vorräte und einer zugleich gegenüber Vorjahr eher rückläufigen Nachfrage dürfte sich von dieser Seite kaum Aufwärtsdruck auf die Preise aufbauen.

Die EIA hatte vor einigen Wochen darauf hingewiesen, dass zum einen wegen der gestiegenen Preise, zum anderen wegen der geringeren Zunahme der verfügbaren Einkommen mit einer schwächeren Benzinnachfrage in dieser Saison zu rechnen sei. Wir denken aber, dass ein Großteil dieses Effekts in den für diese Jahreszeit unüblich niedrigen Margen bei der Benzinherstellung (Crack Spreads) eingepreist ist.

Open in new window


Erdgas der Sorte Henry Hub verteuerte sich weiter und kostet über 12 Dollar je MMBtu.


Edelmetalle

Die Edelmetalle bleiben dank der hohen Ölpreise als Inflationshedge gesucht, zumal auch der Dollar auf ein Monatstief gefallen ist. Gold verteuerte sich auf knapp 930 Dollar je Unze. Barrick Gold, das weltgrößte Goldminenunternehmen, gibt bekannt, dass man die Arbeiten in der Kainantu Mine in Neuguinea wieder aufnehmen werde. Die höheren Preise, die angesichts der gestiegenen Nachfrage bei gleichzeitig fallender Minenförderung noch länger Bestand haben sollten, rechtfertigen nach Einschätzung des Präsidenten der australischen Einheit, auch die Inbetriebnahme kleinerer Einheiten, wobei man hoffe, noch größere Depots zu finden. Platin kann fast die Marke von 2200 Dollar je Unze zurückerobern.


Industriemetalle

Die LME war gestern wegen eines Bank-Feiertags geschlossen. Im Vergleich mit den übrigen Rohstoffanlageklassen schneiden die Industriemetalle auf Basis des S&P GSCI Total Return Index trotz der zuletzt eher schwachen Entwicklung gar nicht schlecht ab: Immerhin legte der Subindex für Industriemetalle gut 14% zu. Das klingt zwar verglichen mit der Energiekomponente, die 44% zulegte, eher mager. Die Permormance war damit aber etwas höher als die der Edelmetalle und spürbar besser als die der Agrarrohstoffe, die in den letzten Wochen auf das Niveau zu Jahresbeginn zurückfielen. Getragen wurde die Entwicklung aber lediglich durch Aluminium und Kupfer, die beide gut 20% teurer sind als zu Jahresbeginn. Die Performance von Zinn ist zwar mit gut 40% Plus am beeindruckendsten, Zinn ist aber im S&P GSCI nicht enthalten.

Zink und Nickel gaben gut 15% ab, während Blei sich sogar um gut 25% verbilligt hat. Bezüglich der weiteren Entwicklung von Aluminium und Kupfer werden gegenläufige Tendenzen in den Forwardkurven eingepreist. Während man am Aluminiummarkt mit weiter steigenden Preisen rechnet, sind am Kupfermarkt auf Jahressicht niedrigere Notierungen eskomptiert. Derzeit stützen vor allem die Streikmeldungen den Kupferpreis. So wird aus Mexio ein weiterer Streiktag gemeldet. Bislang seien laut des mexikanischen statistischen Amtes aufgrund von Arbeitsniederlegungen Produktionsausfälle von bis zu 10% zu verbuchen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"