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Stimmungsumschwung nicht nachhaltig

28.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Stimmung am Ölmarkt ist gestern umgeschwungen. Plötzlich dominierten die Ängste vor einer in Folge der Hausse spürbaren Verlangsamung der Ölnachfrage das Geschehen. Sie führten zu einer Korrektur des Rohölpreises von gut 3 USD auf knapp 129 USD je Barrel. Zum einen richtet sich der Blick mit Beginn der Summer Driving Season auf die USA; hier wurden die Ängste zusätzlich durch das überraschend stark gesunkene Konsumentenvertrauen geschürt.

Zum anderen lenkte die Aussage der größten chinesischen Mineralölgesellschaft Sinopec über die hohen Verluste bei der Verarbeitung von Rohöl zu Benzin und anderen Ölprodukten den Blick auf die Grenzen bei der Subventionierung der Energiepreise. Weil die Raffinerien teures Rohöl beziehen - Sinopecs eigene Ölproduktion ist für weniger als 20% der Raffinerieauslastung verantwortlich - und die Produkte auf dem stark regulierten Binnenmarkt zugleich zu niedrigen Preisen verkaufen müssen, entsteht laut Sinopec ein Verlust von mindestens 3000 Renminbi (435 Dollar) je Tonne Diesel oder Benzin.

Dieses Geschäft in China wird von der Regierung zwar subventioniert. Allein im April erhielt das Unternehmen Subventionen in Höhe von 7,1 Mrd Yuan (gut 1 Mrd. USD). Im Vorjahr hatten die Subventionen für das gesamte Jahr bei 4,9 Mrd. Yuan gelegen. Allerdings liegt der Zuschuss bei einem Ölpreis über 100 Dollar je Barrel pauschal bei 600 bis 700 Yuan, was die Verluste derzeit nicht kompensieren kann. Die Regierung müsste mittelfristig entweder die Subventionen oder aber die Preise für Ölprodukte anheben.

Die IEA schätzte in ihrem jüngsten Monatsbericht, dass sich die Subventionen im Gesamtjahr auf 45 Mrd. USD belaufen könnten, wobei man niedrigere Ölpreise unterstellt hatte. Derzeit zahlen die Chinesen für einen Liter Benzin lediglich 40 Euro-Cents. Die letzte Preisanpassung in China erfolgte im November letzten Jahres. In Taiwan konnte man dem Druck zuletzt nicht mehr Stand halten. Die Regierung gibt bekannt, dass die Benzinpreise ab heute um 13% angehoben werden. Das ist die erste Anhebung seit November, als die Regierung die Benzin- und Dieselpreise zur Dämpfung der Inflation deckelte.

Dennoch erachten wir die Freude über einen Verfall der Ölpreise als verfrüht und sehen die aktuelle Korrektur eher als Konsolidierungsphase in einem intakten Aufwärtstrend. "Normales" Rückschlagspotential besteht bis 125 Dollar je Barrel. Die Veröffentlichung der üblicherweise Mittwoch bekanntgegebenen Lagerbestände in den USA verschiebt sich wegen des Feiertages auf morgen.


Edelmetalle

Auch für Edelmetalle war gestern ein schwarzer Tag. Im Sog des Ölpreisverfalls und der Festigung des Dollar gab auch Gold 25 Dollar je Feinunze ab und fiel auf 905 USD zurück. Wir denken, dass Gold in den nächsten Monaten tendenziell in einer Spanne von 850 bis 950 USD je Unze seitwärts tendieren wird, bevor im vierten Quartal die Preise unterstützt durch eine Belebung der physischen Nachfrage wieder vierstellig werden dürften. Heute Morgen gibt die China Gold Association bekannt, dass man fünf größe Goldvorkommen entdeckt hat. Der größte Fund, das Yangshan Vorkommen in der Gansu Provinz, soll bis zu 308 Tonnen Gold umfassen. Die Dynamik der Goldproduktion in China bleibt stark, wobei das Land Südafrika bereits als weltgrößter Produzent abgelöst hat.


Industriemetalle

Der LME-Kupfermarkt ist derzeit sehr konzentriert. Über 90% der LME-Warrants befindet sich derzeit bei einem Kontrahenten, was den Preis für kurzfristige Ausschläge anfällig macht. In der El Teniente Mine in Chile konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden, nachdem die Mine aufgrund von Überflutungen infolge starker Regenfälle für zwei Tage geschlossen werden musste. Darüber hinaus gibt Codelco bekannt, dass die Salvador Mine nicht vorzeitig wegen größerer Schäden geschlossen werden muss. Wir halten eine Korrektur am Kupfermarkt derzeit für wahrscheinlich.

Der Nickelpreis hat gestern seinen Verfall fortgesetzt und fiel im Tagesverlauf unter 23.000 USD je Tonne. Die Korrektur war von uns erwartet worden. Wir denken, dass das Korrekturpotenzial nicht mehr so hoch ist. Immerhin war zuletzt eine leichte Belebung der chinesischen Edelstahlexporte zu beobachten. Auch hat sich der Überschuss am Nickelmarkt laut Zahlen der INSG zuletzt eher verkleinert.

Die IAI berichtet, dass die weltweiten Lagerbestände für unverarbeitetes Aluminium Ende April mit 1,6 Mio Tonnen 38 Tsd. Tonnen niedriger lagen als einen Monat zuvor.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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