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Schwarzer Donnerstag an den Rohstoffmärkten

30.05.2008  |  Eugen Weinberg
Derzeit wird die negative Korrelation zwischen Rohstoffen und Dollar mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Während der Dollar im gestrigen Handel um 1,5 Cents gegenüber dem Euro zulegte, haben sich die Rohstoffmärkte auf Basis des S&P GSCI knapp 3% verbilligt. Eine anhaltende Stärke des Dollar könnte den Rohstoffsektor unter Druck setzen. Unsere Währungsstrategen denken aber, dass es für eine Trendwende des Dollar noch zu früh ist.


Energie

Es waren die US-Lagerbestandsdaten, die im gestrigen Handel für hohe Volatiliät sorgten. Kurz nach der Veröffentlichung sprang der Ölpreis um 4 Dollar je Barrel nach oben, weil die Lagerbestände für Rohöl und Benzin in der Woche zum 23. Mai überraschend um 8,9 Mio Barrel bzw. 3,3 Mio Barrel gefallen waren. Dies war der stärkste Vorratsabbau bei Rohöl seit September 2004 infolge von Hurrikan Katrina. Die zweite Reaktion war allerdings gegenteilig: Zum ersten folgte die Erklärung, dass der starke Abbau auf Verzögerungen bei der Löschung von Öltankern an der Golfküste zurückzuführen sei. Entsprechend dürfte in der nächsten Woche eine Gegenbewegung folgen.

Zum zweiten richtete sich der Blick auf die schwächelnde US Nachfrage. Hier belastet vor allem die Benzinnachfrage, die zwar saisonal bedingt gegenüber der Vorwoche gestiegen ist, aber knapp 1,5% hinter der im Vorjahr zurückbleibt. Offensichtlich zeigen die konjunkturelle Schwäche und die Verteuerung nun Wirkung. Hinzu kamen Nachrichten über Preisanhebungen in Indonesien, Taiwan, Sri Lanka und Pakistan, so dass nun auch hier die spürbare Verteuerung an den internationalen Märkten zumindest teilweise an die Konsumenten weitergegeben wird. Auch Indiens Staatssekretär für Energie hat angekündigt, dass eine Preisanhebung kaum mehr abzuwenden ist.

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Die CFTC hat gestern eine Reihe an Initiativen zur Verbesserung der Markttransparenz angekündigt. Durch mehr und qualitativ hochwertigere Informationen seitens der Händler soll die Übersicht über die Futuremärkte erhöht werden. Es soll zudem enger mit der FSA und der ICE zusammengearbeitet werden. Darüber hinaus wurde eine Untersuchung angekündigt, ob durch eine Beeinflussung der Lagerentwicklung bspw. durch frühes bzw. spätes Be- oder Entladen von Tankern im vergangenen Jahr Preismanipulationen möglich waren. Wir denken, dass die Initiativen durchaus Wirkung zeigen werden und die Markttransparenz dadurch signifikant verbessert wird.

Gestern wurden auch die Lagerbestandsdaten für Gas veröffentlicht. Diese sind mit 87 Mrd Kubikfuß geringfügig stärker gestiegen als erwartet. Gas folgte der Korrektur am Rohölmarkt und gab gestern deutlich auf 11,5 USD je MMBtu ab.


Edelmetalle

Es war auch ein schwarzer Tag an den Edelmetallmärkten. Mit einem fallenden Ölpreis und einem festeren Dollar war der Druck doppelt stark: Gold fiel auf 875 Dollar je Unze zurück, Silber auf 16,5 USD. Hinzu kam, dass die leichte Aufwärtsrevision des Bruttoinlandsprodukts in den USA im ersten Quartal zu einem deutlichen Anstieg der US Kapitalmarktzinsen führte. Gold profitierte in den letzten Monaten auch von niedrigen Realzinsen. Buenaventura hat gestern bekanntgegeben, dass man das Hedge-Book schließen wird. Die De-Hedging Aktivitäten der Goldminenunternehmen hatten zuletzt stark zugenommen. Laut GFMS belief sich die Auflösung von Forward-Verkäufen im ersten Quartal auf 128 Tonnen, das waren gut 55 Tonnen mehr als im vierten Quartal.


Industriemetalle

Auch die Industriemetalle gaben gestern auf breiter Front deutlich nach. Der LME Metallindex sank um weitere 3%. Kupfer fiel im Dreimonatskontrakt unter 8000 Dollar je Tonne. Das Nachrichtenbild war gemischt: Unterstützt wird die Korrektur durch einen seit gut zwei Wochen zu beobachtenden leichten Lageraufbau. Dagegen hatte das chilenische Statistikamt veröffentlicht, dass die Kupferproduktion im April infolge der Arbeitsniederlegungen mit 435 Tsd. Tonnen gut 5% unter dem Vorjahr lag. Die Streiks werden auch das Mai-Ergebnis belasten, die Arbeiten sind aber mittlerweile wieder aufgenommen. Darüber hinaus räumte BHP Billiton ein, dass Knappheiten bei der Energieversorgung das Produktionsergebnis in den Kupferminen im Norden des Landes leicht belasten werden. Eine Quantifizierung erfolgte nicht.

Auch in Namibia konnte der Streik in der Skorpion Zinkmine beigelegt werden. Die Arbeiten werden am 2. Juni wieder aufgenommen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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