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Höhenflug bei Öl vorerst gestoppt

02.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Eine schwächere Benzinnachfrage in den USA, die Ankündigungen höherer Benzinpreise in den asiatischen Ländern, starke Kritik seitens der Regierungen an den und zahlreiche Arbeitsniederlegungen wegen der hohen Benzinpreise sowie die Ankündigung eines konzertierten Vorgehens der Börsenaufsichtsbehörden SEC und FSA gegen die übermäßige Spekulation und mögliche Marktmanipulationen konnten den Höhenflug bei Rohöl vorerst stoppen. So müssen nun z.B. Index-Fonds, die Energie-Futures erwerben, monatlich ihre Aktivitäten melden, um sicherzustellen, dass diese Handelsaktivitäten nicht den Preisfindungsprozess am Markt nachteilig beeinflussen. Dennoch hat sich der Ölpreis nach einer vorübergehenden Korrektur am Freitag, als der WTI-Preis unter 125 USD je Barrel fiel, wieder erholt und notiert heute Morgen bei 127 USD. Pemex hat bekannt gegeben, dass man wegen der starken Winde zwei Exportterminals für Rohöl im Golf von Mexiko geschlossen hat. Der erste tropische Sturm, Arthur, hat sich zwar mittlerweile zum tropischen Tiefdruckgebiet abgeflaut. Dennoch dürfte der Beginn der Hurrikan-Saison auch die Spekulation um den Ölpreis anheizen.

Es wurde bekannt, dass die staatlichen Ölunternehmen in Indien seit Anfang Juni täglich 6.5 Milliarden INR (rund 150 Mio. USD) verlieren, weil sie Kraftstoffe unter deren Herstellungskosten verkaufen. Die Firmen verlieren derzeit schätzungsweise 0,50 USD pro Liter Benzin, 0,75 USD pro Liter Diesel und 0,85 USD pro Liter Flugbenzin. Insgesamt können die Verluste aus den subventionierten Verkäufen bis zu 50 Milliarden USD pro Jahr betragen.

Offensichtlich wird nun auch Indien gezwungen, seine Subventionen für Ölprodukte zu überdenken. In Pakistan musste die Regierung den Ölhändlern 25 Milliarden PKR (rund 400 Mio. USD) kompensieren, nachdem man die Preise erneut "eingefroren" hat. Die Subventionen in Pakistan betragen derzeit rund 0,10 USD pro Liter Benzin und 0,60 USD pro Liter Diesel. In Indonesien stieg die Inflationsrate auf 10,38% im Mai, nachdem die Regierung letzte Woche die Kraftstoffpreise um durchschnittlich 28,7% angehoben hat. Wir rechnen damit, dass sich der Abbau der Subventionen für Ölprodukte letztendlich in einer Abkühlung des Nachfragewachstums manifestieren wird.

Die Netto-Long Positionen der Großanleger bei WTI-Rohöl an der NYMEX waren zuletzt stark rückläufig und befinden sich mit Plus 25,9 Tsd. Kontrakten auf dem niedrigsten Niveau seit August 2007. Dies lässt Raum für weitere spekulative Preisanstiege.


Edelmetalle

Am Freitag konnten sich die Edelmetalle nach der starken Korrektur der letzten Tage etwas stabilisieren. Der Goldpreis stieg auf 885 USD je Unze. Wir gehen davon aus, dass bei Gold derzeit eigene Dynamik fehlt und der Preis hauptsächlich vom US-Dollar abhängt. Für eine Unterstützung würde ein möglicher Streik der Minenarbeiter in Peru sorgen, nachdem der peruanische Kongress einer Auflösung der Deckelung für die Bonuszahlungen nicht zugestimmt hat. Einige große Goldminen, wie z.B. Yanacocha oder Chicama, befinden sich in Peru. Die Netto-Long Positionen der Großanleger an der COMEX sind zuletzt au 191,5 Tsd. Kontrakte und damit ein Zweimonatshoch gestiegen.

Auch bei Silber stiegen in den letzten Wochen die Netto-Long Positionen. Dass die Preise für die beiden Edelmetalle trotz eines steigenden Optimismus nicht zulegen konnten, spricht eher für einen schwächeren Verlauf. Bei Gold erwarten wir für die kommenden Monate einen volatilen Handel im Preiskorridor zwischen 850 und 950 USD je Feinunze.

Der Platinpreis kämpft derzeit um die 2000 USD Marke. Wir rechnen in diesem Jahr mit einem signifikanten Defizit am Platinmarkt und auch die Streiks dürften die Produktion verengen. So teilte Aquarius Platinum mit, dass der Streik auf der Everest Mine in Südafrika die Produktion nach dem Streikbeginn am 28. Mai bereits um 1,300 Unzen verringert hat.


Industriemetalle

BHP kündigte am Freitag an, dass die Energieknappheit im Nordchile die Produktion auf den Minen Escondida, Spence und Cerro Colorado durchaus verringern könnte. Diese Situation wird bis voraussichtlich 2012 anhalten, wenn neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen werden sollten.

Die japanischen Stahlexporte zogen im April erneut an, wobei dafür hauptsächlich die chinesischen Importe aus Japan verantwortlich waren, die um 12,1% gestiegen sind. Auch andere asiatische Länder, wie z.B. Südkorea, Thailand oder Taiwan haben mehr Stahl aus Japan als im Vorjahr importiert, was einen Rückgang der US-Importe um 24% mehr als kompensieren konnte. Die starke Nachfrage nach Stahl aus China spricht auch dafür, dass der Abschluss der Verhandlungen über den Eisenerzpreis zwischen den chinesischen Stahlherstellern und Rio Tinto und BHP höher ausfallen wird als der Preisanstieg bei Vale.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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