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Rohstoffe tendieren etwas freundlicher

03.06.2008  |  Eugen Weinberg
Der Nominalwert bzw. Volumen der außerbörslichen Rohstoff-Derivate ist laut BIZ per Ende 2007 auf 9 Billionen USD gestiegen. In den letzten Monaten dürfte sich die Nachfrage nach Rohstoff-Finanzderivaten seitens der Anleger fortgesetzt und sogar beschleunigt haben. Wir gehen davon aus, dass die Handlungen der Finanzinvestoren den Rohstoffmarkt tendenziell beeinflussen und zum Anstieg der Rohstoffpreise in den letzten Jahren beigetragen haben. Das Handelsvolumen an den chinesischen Warenterminbörsen war im Mai deutlich höher als im Vorjahr. Besonders stark hat das Volumen an den Rohstoffbörsen Zhengzhou und Dalian angezogen, wobei in Zhengzhou eine Steigerung von 376% und an der Dalian Commodity Exchange von 280% im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet wurde.


Energie

Die robusten ISM-Daten in den USA haben dem Ölpreis gestern auf die Beine geholfen, wobei der WTI-Ölpreis bis knapp 129,5 USD gestiegen ist. Wir glauben, dass trotz einer eher düsteren Nachfragesituation eine Vielzahl möglicher "positiver" Ereignisse sowie die Nähe zu der psychologisch wichtigen Marke von 130 USD den Ölpreis unterstützen sollten. So hat sich im Mai der Verfall bei der Ölproduktion und -exporten aus Russland fortgesetzt. Zwar wurden zuletzt steuerliche Massnahmen angekündigt, um Produktionssteigerung zu bewirken.

Zum 1. Juni wurden aber zunächstmal die Exportzölle auf 398.1 USD je Tonne Rohöl bzw. rund 55 USD je Barrel angehoben. Gleichzeitig hat der Irak bekanntgegeben, dass die Ölexporte im Mai 2 Mio. Barrel überstiegen. Die Produktion befände sich mit über 2,5 Mio. Barrel täglich auf dem höchsten Niveau seit dem Krieg im Jahr 2003. Bis zum Ende des Jahres plant Irak, die Produktion sogar auf 2,9 Mio. Barrel zu erhöhen. Auch Aserbaidschan, der drittgrößte Ölproduzent unter den ehemaligen UdSSR-Staaten, kündigte an, dass man im nächsten Jahr die Produktion auf 1,2 Mio. Barrel täglich erhöhen wird. Noch vor 2 Jahren hat das Land lediglich 300 Tsd. Barrel pro Tag gefördert. Man sieht daran, dass die erschöpften Reserven bei den Großproduzenten durch neue Ölförderer, wie z.B. Aserbajdschan, Kasachstan oder Brasilien, ausgeglichen werden.

Unterstützend für den Ölpreis dürfte die Nachricht sein, dass zwei der größten Ölfirmen Chinas, CNPC und Sinopec, nun planen, die Exporte von Ölprodukten anzuhalten und gleichzeitig die Importe anzuheben, um die erwartete Nachfragespitze während der Olympischen Spiele reibungslos zu überstehen. Der Vizechef der Aufsichtskommission für Elektrizität Chinas erwartet, dass China in diesem Sommer rund 8 Gigawatt Strom fehlen würden, weil die Nachfrage schneller als das Angebot steige. Außerdem belasten die Produktionsausfälle durch das Erdbeben und die Kohleknappheit. Die Kohlepreise sind zuletzt massiv angezogen. Eine Tonne Energiekohle kostet am Kassamarkt über 150 USD, eine Tonne Kokskohle kostet in China derzeit sogar bis zu 450 USD.


Edelmetalle

Die Edelmetalle konnten vom Verfall des US-Dollar profitieren, wobei der Goldpreis auf knapp 900 USD, der Silberpreis auf knapp 17 USD und der Platinpreis sogar über 2000 USD je Feinunze gestiegen ist. Die anhaltende Schwäche der US-Währung sollte nach wie vor die Preise unterstützen. Der Streik in der Everest Mine von Aquarius, der der Gesellschaft rund 650 Unzen Platin täglich kostet, sollte den Platinpreis über der psychologisch wichtigen Marke von 2000 USD halten. Die Goldproduktion in Mexiko war im März 17,2% und die Silberproduktion 12,6% höher als im Vorjahr.


Industriemetalle

Die gesamte Minenproduktion Mexikos ist laut dem Statistikinstitut Inegi im März um 8,9% im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Vor allem der Streik auf der Cananea Mine von Grupo Mexiko hat die Kupferproduktion im Land um 24,3% reduziert. Die Produktion von Blei fiel um 20,8%, die von Zink um 15,1%.

Der Eisenerzmarkt bleibt nach wie vor sehr angespannt. Die indische Regierung könnte nun zusätzlich zu den bestehenden Restriktionen und Zöllen für Stahlexporte auch einen Exportzoll von 15% für die Eisenerzexporte einführen. Shanxi Taigang Stainless Steel plant ca.8,8 Mrd. CNY (1,3 Mrd. USD) in ein Eisenerzprojekt im Nordchina zu investieren. Die Verhandlungen über den Eisenerzmarkt zwischen den chinesischen Stahlherstellern und den Eisenerzproduzenten aus Australien sollten in diesem Monat abgeschlossen werden. Ansonsten dürften BHP Billiton und Rio Tinto einen Teil ihrer Produktion auch zum Kassakurs verkaufen, der deutlich höher liegt als die wahrscheinlichen Abschlüsse.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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