Inflation & Gold-Silber bricht aus
04.06.2008 | Jim Willie CB
- Seite 3 -
Das Risiko heißt jetzt Kollaps - und diese Worte können nicht mehr als Panikmache oder Papperlapapp abgetan werden. Große Einschnitte zeichnen sich ab, da die Preise die Lebensfähigkeit des Handels stören - besonders im internationalen Kontext. Die Haushalte müssen höhere Kosten auf sich nehmen - nur damit man weiterhin am Arbeitsplatz erscheinen kann. Arbeitgebern, die weiterhin rentabel bleiben wollen, entstehen höhere Kosten. Zulieferern, deren Produktionsbänder weiter laufen sollen, stehen höhere Kosten ins Haus. Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen haben höhere Kosten zu bewältigen, wenn sie ihre Aufgaben weiterhin wahrzunehmen wollen. Die ersten Zusammenbrüche und Einschnitte wird es aller Wahrscheinlichkeit nach in Kalifornien geben, wo der Missbrauch von Hypothekenkrediten am stärksten ausgeprägt war, wo der größte und hässlichste Verfall von Immobilienpreisen zu verzeichnen ist und wo die größten Budgetkürzungen von Regierungsseite verordnet wurden. Die Chinesen werden die Beeinträchtigungen, die aus kurzfristigen, vertragsgebundenen Preisänderungen hervorgehen, stärker zu spüren bekommen, als jede andere Nation. Schon wird Chinas Ärger und Empörung gegenüber den USA laut, dabei geht es um die Instabilität des Dollars, der Umgehung des Schuldendienstes via Inflation und auch um die korrupte geldpolitische Führung. Zudem häufen die Chinesen Schiffscontainer an, von denen sie den größten Teil selbst gebaut haben.
In den nächsten Monaten können sie sich auf wöchentliche Explosionen und Überraschungen innerhalb der USA gefasst machen, die auf einen Höhepunkt zusteuern. Die jüngste dieser Überraschungen war der schrittweise Kollaps der US-Flugzeugindustrie - eine weitere Insolvenzgeschichte. Ich konnte nur leise lachen, als ich hörte, dass immer weniger US-Geländewagenhersteller beim Kauf eines Neuwagens den alten in Zahlung nehmen. Innerhalb eines Jahres mussten die Händler beim Verkaufswert dieser "Schlachtschiffe" Verluste von bis zu 30% hinnehmen. Während die Wagen zum Verkauf stehen, verlieren sie an Wert und die Händler hoffen auf Käufer.
Im August 2003 saß ich im französischen Cannes, auf der Veranda des ehrwürdigen und respektierten Kurt Richebacher trank ich eine Limonade; wir sprachen über seine Prognose, der zufolge das Ende der US-Wirtschaft noch vor dem Jahr 2005 anstehen könnte. Ich merkte an, dass man die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Amerikaner nicht unterschätzen sollte, eine neue Bubble aufzublasen und die nationale Wirtschaft noch eine wenig länger in der Schwebe zu halten. Mein Argument war dahingehend der US-Immobilienmarkt, mit einem damaligen Umfang von 20 Billionen $, ich meinte, dass ein paar Billionen die Dinge gut und gerne noch eine Weile in Bewegung halten können. Einer Meinung waren wir bei der Frage, wo die US-Wirtschaft und das US-Bankensystems letztendlich enden würden - heraus kam eine Mischung aus Mülltonne, verschmorten Ruinen und einem Balken auf dem Aasgeier sitzen und sich von totem Tier ernähren.
Er war ein interessanter Mann mit großem Wissen und Einblick in wirtschaftliche Verwerfungen - er konnte jedoch die Tragweite einiger Innovationen nicht richtig abschätzen, so zum Beispiel Hypotheken-Bonds, Carry Trades und extreme Spekulation - Erfindungen, die so bezeichnend für den Aufbau des US-Finanzapparats waren und jetzt ebenso bezeichnend für seine Zerstörung sind. Er würde jetzt auf die 4 insolventen Stützen der US-Wirtschaft verweisen: Staatshaushalt, aktuelles Bilanz(Handels)defizit, Bankenkapital und Immobilenkapital. Diese vier zahlungsunfähigen Bereiche verweisen auf unmittelbar bevorstehende Verzweiflungstaten - alles geht in Richtung einer beispiellosen monetären Mammutinflation. Die Gold- und Silberpreise werden darauf antworten. Beim Rohöl ist das schon jetzt der Fall.
Leider kann Richebacher die groteske Pathogenese der US-Wirtschaft und des US-Bankensystems, die er persönlich prognostizierte, nicht mehr selbst verfolgen. Sehr gerne würde ich hören, wie seine Interpretation des Mordes an Bear Stearns - der illegalen Kapitalbeschaffung durch J.P. Morgan - ausfallen würde. Interessant wäre auch sein Tipp, welche der Wall-Street-Banken als nächste von den eigenen Mitstreitern umgebracht wird. Gerne würde ich hören, wie er die Flucht ins Rohöl einschätzt, den Crack-Up-Boom bei den Benzinpreisen, die Unterbrechungen der Angebotswege, den nächsten Goldpreisanstieg über 1000 $, die verschiedenen neuen Kreditvergabeeinrichtungen der US-Notenbank, die Verzerrungen bei den US- und LIBOR-Zinssätzen; desweiteren seine Meinung über den Kontrast zwischen dem negativen M1-Wachstum und den schnell wachsenden M3-Geldangebot, über die aufkommenden Währungskriege unter den Zentralbanken, die zusammenarbeiten und sich doch gegenseitig an den Kehlen hängen.
In den letzten Monaten konnte man tiefgreifende Veränderungen in Markt für US-Staatsanleihen beobachten. Die langfristigen Erträge stiegen an, aber ebenso die kurzfristigen Erträge. Der Tenor der Beschönigungen, die von der Wall Street stammen und durch die Finanzmediennetzwerke verbreitet werden, lautet, dass sich die US-Wirtschaft auf dem Wege der Besserung befindet und dass sich die US-Banken erholen und nicht mehr von Insolvenz bedroht seien. Natürlich sind beide Behauptungen falsch. In Wirklichkeit hat die US-Notenbank einfach nur ihre wertvolleren US-Staatsanleihen an die krisengeschüttelte Wall Street und an andere Großbanken abgegeben und im Gegenzug deren marode Hypotheken-Bonds übernommen - zu deutlich überhöhten Preisen.
In der Regel wurde die jetzt anfällige Notenbank mit AAA-Hypotheken-Bonds vollgeladen - zu 70 und 80 oder 90 Cent pro Dollar Nennbetrag, auch wenn deren realer Wert vielleicht bei der Hälfte lag und vielleicht in einem Jahr bei Null liegt. Die US-Notenbank sah sich gezwungen ihr Bond-Portfolio auszugleichen, indem sie US-Staatsanleihen am offenen Kreditmarkt verkaufte, damit erhöhte sie die Erträge der Staatsanleihen in großem Stil. Sie versuchen verzweifelt, ihr Portfolio auszugleichen, um nicht auf die offensichtlichen Methoden der Gelderschaffung zurückzugreifen. Indem sie das machen, legen sie in Wirklichkeit die Liquiditätsquellen des privaten Bankensektors trocken. Die Aussage, Großbanken, Zentralbanken, das Finanzministerium und Teile der US-Regierung subventionierten den Kern der US-Finanzelite ist eine große Untertreibung.
In der nächsten Phase - in den kommenden Monaten - werden die US-Notenbank und ihre engen Partner mit der Monetisierung der Insolvenzen, wenn nicht Bankrotte, im großen Stil beginnen. Sie werden zur Tat schreiten, allerdings ohne das Bond-Portfolio der US-Notenbank an sich auszugleichen. Das Bankster-Gangster-Syndikat wird auf noch direktere und unverhohlenere monetäre Inflation zurückgreifen. Das ist einer der Hauptgründe für das Hochsprudeln des Ölpreises. Als nächstes folgt ein Aufschwung bei den Gold- und Silberpreisen.