Am Ölmarkt geben die Bären den Ton an
04.06.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Am derzeit stark volatilen Ölmarkt dominieren per saldo die Bären das Geschehen. Nachdem sich Rohöl am Vortag noch auf 129 Dollar je Barrel erholen konnte, verbilligte es sich gestern deutlich und notiert heute Morgen bei knapp 124 Dollar je Fass. Vor allem der stärkere Dollar setzte dem Ölpreis zu, während das Nachrichtenbild gemischt war. Preistreibende Meldungen wie die Einschätzung der französischen Mineralölgesellschaft Total, dass die weltweite Ölproduktion bei 95 Mio Barrel pro Tag noch vor dem Jahr 2020 ein Plateau erreichen könnte, und die eines möglichen Streiks in Norwegen verpuffen jedoch; während Nachrichten über Preisanhebungen in den asiatischen Ländern auf offene Ohrren treffen, weil die Gefahr einer spürbaren Abschwächung der Ölnachfrage derzeit im Fokus des Marktes steht.
Nach Sri-Lanka und Indonesien hat ab heute auch Indien die Treibstoffpreise angehoben; und zwar die Benzinpreise um 5 Rupien (12 US-Cents) je Liter und die Dieselpreise um 3 Rupien. Die Subventionen für die stark defizitären Raffinerien waren zuletzt auf 1 Mrd Dollar pro Woche gestiegen. Darüber hinaus hat auch Malaysia angekündigt, die Preiskontrollen für Benzin und Diesel aufzugeben. Doch nicht nur die asiatische Nachfrage, sondern auch der amerikanische Markt wird mit Argusaugen beobachtet.
Gestern berichtete MasterCard, dass in der letzten Mai-Woche die Umsätze an den Tankstellen knapp 5% unter Vorjahr lagen. Umfassendere Auskunft geben heute Nachmittag die Lagerbestandsdaten in den USA für die Woche zum 30.Mai. Nach dem überraschend starken Abbau in der Vorwoche wegen Verzögerungen bei der Löschung von Öltankern rechnet der Konsensus in dieser Woche mit einer wenn auch kleinen Gegenbewegung. Die Vorräte an Rohöl sollten um 400 Tsd. Barrel steigen, die an Benzin um 825 Tsd Barrel und an Mitteldestillaten um 1,6 Mio Barrel. Die Daten werden ab heute wegen erhöhter Sicherheitsstandards nach einem verfrühten Zugriff in der Vorwoche mit fünfminütiger Verzögerung, also um 16h35 hiesiger Zeit veröffentlicht.
Wir denken, dass es sich bei der jetzigen Korrektur um eine Konsolidierungsphase handelt. Sofern der Ölpreis nicht unter 120 Dollar je Barrel fällt, bleibt der langfristige Aufwärtstrend auch technisch intakt. Für eine nachhaltige Stimmungswende ist es unseres Erachtens zu früh.
Bemerkenswert ist derzeit die Stärke des US Gaspreises Henry Hub. Trotz in der Regel saisonaler Preisabgaben um diese Jahreszeit kann der nächstfällige Future gestern in der seit September zu beobachtenden Hausse ein neues Hoch markieren und kann damit der jüngsten Korrektur am Ölmarkt trotzen. Die lange Liste der nationalistischen Schritte im Rohstoffgeschäft ließ sich gestern verlängern: Boliviens Präsident Morales nationalisierte per Dekret das größte Gas-Pipeline Unternehmen des Landes, Transredes.
Edelmetalle
Die Edelmetalle gerieten im Einklang mit dem festeren Dollar (und dem leichteren Öl) unter Druck. Fed-Vorsitzender Ben Bernanke hatte auf die ungewünschten (inflationären) Effekte eines schwachen Dollar hingewiesen. Zweifellos wäre eine Festigung des Dollar ein Belastungsfaktor für die weitere Entwicklung von Gold. Dennoch bleibt das Preisniveau durch die fundamentale Situation gut unterstützt. So meldet die südafrikanische Kammer für Bergbau für die ersten drei Monate einen Rückgang der Goldproduktion um 17% gegenüber Vorjahr. Die Produktionsausfälle Ende Januar aufgrund der Stromausfälle sind zwar ein Sondereffekt, aber auch für das Gesamtjahr hält die Kammer infolge der Energierationierung einen Produktionsrückgang um 15 bis 20% nicht für ausgeschlossen.
Industriemetalle
Das Bild bei den Industriemetallen war uneinheitlich. Kupfer gibt infolge zunehmender Ängste vor einer Nachfrageabschwächung weiter nach, auch wenn der zuletzt zu beobachtende Lageraufbau an der LME ins Stocken geraten ist und zudem in Mexiko ein weiterer Streik droht. Wir denken, dass sich die Korrektur weiter fortsetzen wird.
Nach der Korrektur kann sich Zinn in den letzten beiden Tagen wieder erholen. Das Institut ITRI Ltd äußerte, dass die Produktion in Indonesien wegen starker Polizeikontrollen noch immer unter ihrem normalen Niveau sei. Indonesien hatte sein Vorgehen gegen illegalen Minenabbau im letzten Jahr stark intensiviert. Die Knappheit am Markt unterstützt unseres Erachtens die hohen Preise.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Am derzeit stark volatilen Ölmarkt dominieren per saldo die Bären das Geschehen. Nachdem sich Rohöl am Vortag noch auf 129 Dollar je Barrel erholen konnte, verbilligte es sich gestern deutlich und notiert heute Morgen bei knapp 124 Dollar je Fass. Vor allem der stärkere Dollar setzte dem Ölpreis zu, während das Nachrichtenbild gemischt war. Preistreibende Meldungen wie die Einschätzung der französischen Mineralölgesellschaft Total, dass die weltweite Ölproduktion bei 95 Mio Barrel pro Tag noch vor dem Jahr 2020 ein Plateau erreichen könnte, und die eines möglichen Streiks in Norwegen verpuffen jedoch; während Nachrichten über Preisanhebungen in den asiatischen Ländern auf offene Ohrren treffen, weil die Gefahr einer spürbaren Abschwächung der Ölnachfrage derzeit im Fokus des Marktes steht.
Nach Sri-Lanka und Indonesien hat ab heute auch Indien die Treibstoffpreise angehoben; und zwar die Benzinpreise um 5 Rupien (12 US-Cents) je Liter und die Dieselpreise um 3 Rupien. Die Subventionen für die stark defizitären Raffinerien waren zuletzt auf 1 Mrd Dollar pro Woche gestiegen. Darüber hinaus hat auch Malaysia angekündigt, die Preiskontrollen für Benzin und Diesel aufzugeben. Doch nicht nur die asiatische Nachfrage, sondern auch der amerikanische Markt wird mit Argusaugen beobachtet.
Gestern berichtete MasterCard, dass in der letzten Mai-Woche die Umsätze an den Tankstellen knapp 5% unter Vorjahr lagen. Umfassendere Auskunft geben heute Nachmittag die Lagerbestandsdaten in den USA für die Woche zum 30.Mai. Nach dem überraschend starken Abbau in der Vorwoche wegen Verzögerungen bei der Löschung von Öltankern rechnet der Konsensus in dieser Woche mit einer wenn auch kleinen Gegenbewegung. Die Vorräte an Rohöl sollten um 400 Tsd. Barrel steigen, die an Benzin um 825 Tsd Barrel und an Mitteldestillaten um 1,6 Mio Barrel. Die Daten werden ab heute wegen erhöhter Sicherheitsstandards nach einem verfrühten Zugriff in der Vorwoche mit fünfminütiger Verzögerung, also um 16h35 hiesiger Zeit veröffentlicht.
Wir denken, dass es sich bei der jetzigen Korrektur um eine Konsolidierungsphase handelt. Sofern der Ölpreis nicht unter 120 Dollar je Barrel fällt, bleibt der langfristige Aufwärtstrend auch technisch intakt. Für eine nachhaltige Stimmungswende ist es unseres Erachtens zu früh.
Bemerkenswert ist derzeit die Stärke des US Gaspreises Henry Hub. Trotz in der Regel saisonaler Preisabgaben um diese Jahreszeit kann der nächstfällige Future gestern in der seit September zu beobachtenden Hausse ein neues Hoch markieren und kann damit der jüngsten Korrektur am Ölmarkt trotzen. Die lange Liste der nationalistischen Schritte im Rohstoffgeschäft ließ sich gestern verlängern: Boliviens Präsident Morales nationalisierte per Dekret das größte Gas-Pipeline Unternehmen des Landes, Transredes.
Edelmetalle
Die Edelmetalle gerieten im Einklang mit dem festeren Dollar (und dem leichteren Öl) unter Druck. Fed-Vorsitzender Ben Bernanke hatte auf die ungewünschten (inflationären) Effekte eines schwachen Dollar hingewiesen. Zweifellos wäre eine Festigung des Dollar ein Belastungsfaktor für die weitere Entwicklung von Gold. Dennoch bleibt das Preisniveau durch die fundamentale Situation gut unterstützt. So meldet die südafrikanische Kammer für Bergbau für die ersten drei Monate einen Rückgang der Goldproduktion um 17% gegenüber Vorjahr. Die Produktionsausfälle Ende Januar aufgrund der Stromausfälle sind zwar ein Sondereffekt, aber auch für das Gesamtjahr hält die Kammer infolge der Energierationierung einen Produktionsrückgang um 15 bis 20% nicht für ausgeschlossen.
Industriemetalle
Das Bild bei den Industriemetallen war uneinheitlich. Kupfer gibt infolge zunehmender Ängste vor einer Nachfrageabschwächung weiter nach, auch wenn der zuletzt zu beobachtende Lageraufbau an der LME ins Stocken geraten ist und zudem in Mexiko ein weiterer Streik droht. Wir denken, dass sich die Korrektur weiter fortsetzen wird.
Nach der Korrektur kann sich Zinn in den letzten beiden Tagen wieder erholen. Das Institut ITRI Ltd äußerte, dass die Produktion in Indonesien wegen starker Polizeikontrollen noch immer unter ihrem normalen Niveau sei. Indonesien hatte sein Vorgehen gegen illegalen Minenabbau im letzten Jahr stark intensiviert. Die Knappheit am Markt unterstützt unseres Erachtens die hohen Preise.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.