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Bubble-Wahnsinn?

05.06.2008  |  Theodore Butler
Wenn es ein überstrapaziertes Wort in der Finanzwelt gibt, dann muss es das Wort "Bubble" sein. Es hat den Anschein, als ob jede Sache, deren Preis steil ansteigt, heutzutage Bubble oder Blase genannt wird. In der letzten Zeit habe ich immer mehr Kommentare gelesen und gehört, in denen es um Dinge ging, die sich in einer Blase befinden sollen - mehr als jemals zuvor. Ich bin sicher, es geht Ihnen genauso.

Viele der aktuellen Kommentare (besonders von Analysten, deren Meinung ich schätze) verwirren mich, denn aus ihnen geht nicht klar hervor, was es für den durchschnittlichen Investor eigentlich bedeuten kann, wenn man sich in einer "Bubble befindet". Während viel darüber diskutiert wird, ob wir es bei dieser oder jener Sache mit einer Bubble zu tun haben, wird der Frage, was denn der Durchschnittsinvestor damit anfangen kann, kaum Aufmerksamkeit gewidmet. In keinem Bereich wird dieser Begriff so häufig benutzt wie beim Rohöl - der wichtigste Rohstoff überhaupt (mit Ausnahme von Grundnahrungsmitteln, die sich ja bekanntlich auch in einer Bubble befinden sollen). Kein Rohstoffpreis hat mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen können wie der Rohölpreis. Aber wenn sich Öl und andere Rohstoffe in einer Blase befinden, was bedeutet das für die Investoren?

Gehen wir Schritt für Schritt vor und definieren zuerst einmal das Wort Bubble. Viele sagen, dass es hierbei einfach nur um eine Sache handelt, die aufgrund von Spekulation preislich überbewertet ist (verglichen mit ihren Fundamentaldaten). Diese Definition geht jedoch nicht weit genug. Zu einer echten Bubble gehört auch eine weitreichende Beteiligung der Öffentlichkeit, stillschweigende Unterstützung der Regierung und der Rückgriff auf Fremdkapital, womit die sich in der Bubble befindliche Anlage gekauft wird. Wenn die Bubble zu voller Pracht wächst, scheinen unheimlich viele Menschen zu Gewinnern dieser Entwicklung zu werden, was wiederum noch mehr Menschen in die Märkte zieht. Alle bleiben im Spiel. Am Ende erreichen die Preise während einer Bubble, vergleicht man sie mit den zugrundeliegenden Faktoren Angebot und Nachfrage, solch krankhaft hohe Niveaus, dass die unausweichliche Preisdeflation heftig und langfristig ausfällt. Die meisten Marktteilnehmer verlieren dabei. Manche haben jedoch das Glück, dass sie in der Nähe der Höchststände herauskommen, dann haben sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt.

Noch vor über 10 Jahren wurde der Begriff der Bubble nur selten benutzt. Es wurde nur für wahrlich historische Preisentwicklungen verwendet, zum Beispiel für die Südsee-Bubble oder die Tulpenzwiebel-Bubble. Da es jedoch in der jüngeren Vergangenheit zu zwei finanziellen Entwicklungen gekommen ist, die der Beschreibung von "historischen Bubbles" entsprechen, hat man seither den Hang, jeden ungewöhnlichen Preisanstieg gleich als Bubble zu bezeichnen. Ich spreche vom dramatischen Preisanstieg bei den Technologieaktien Ende der 1990er Jahre, der im Jahr 2000 endete und vom ungewöhnlichen, weltweiten Anstieg der Immobilienpreise zwischen 2000 und 2005. Der Preisanstieg bei den Technologieaktien betrug im Allgemeinen einige hundert Prozent, fast alle dieser Gewinne gingen jedoch im anschließenden Crash wieder verloren. Im Immobiliensektor korrigieren die Preise immer noch. Zum Entstehen von Blasen gehört die weitreichende Beteiligung der Öffentlichkeit und geliehenes Geld.

Diese Zwillingsblase - Technologieaktien und Immobilien - ist eine sehr ungewöhnliche Entwicklung gewesen. Die meisten Generationen werden nicht einmal Zeuge einer einzigen echten Bubble. Und wir bekommen gleich zwei. Geldangebot, Kreditwachstum und die weltweit herrschenden Wirtschaftsbedingungen ermöglichten das Entstehen dieser Zwillingsblase - und anschließend auch ihr Platzen. Diese Kräfte scheinen immer noch am Werk und sie bieten die Grundvoraussetzungen für zukünftige Blasen.

In Hinblick auf Investitionen ist es extrem wichtig, die Entstehung einer Blase, ganz gleich bei welcher Sache, korrekt zu identifizieren. Sogar noch wichtiger - aber viel seltener erwähnt - ist die Bestimmung einer Sache, die sich gerade auf den Weg in eine Blase befindet, denn nichts kann sich als profitabler erweisen, als die korrekte Vorhersage einer sich künftig bildenden Blase. Wenn es jemand schafft, die Entwicklung einer Bubble für irgendeine Sache zu prognostizieren und auch dementsprechend zu investieren, dann wird diese Person daran unvorstellbar viel verdienen. Es hätte keine bessere Investition geben können, als den Kauf von Technologieaktien oder Immobilien im Vorfeld der Bubble und deren Verkauf kurz vor dem Platzen der Bubble. Einigen wir uns also darauf, dass es nichts Besseres geben kann, als Investitionen in irgendein finanzielles/wirtschaftliches Gut, das sich auf dem Weg in eine Bubble befindet - so etwas, wollen wir erreichen. Die Festlegung unserer Ziele ist dabei noch das Einfachste. Viel schwieriger ist die Bestimmung des spezifischen Guts.

Werfen wir auf einen Blick auf das derzeitige Vorzeigekind einer Bubble - Rohöl. Auch wenn die Wörter Öl und Bubble von den Kommentatoren und Aufsichtsbehörden derzeit in einem Atemzug genannt werden, trifft die Definition einer echten Bubble nicht wirklich auf Rohöl zu. Im Futures-Markt für Öl gibt es Spekulation, so wie bei jedem anderen Rohstoff, aber es gibt keine erkennbare Konzentration, die auf Manipulation hindeutet. Darüberhinaus gibt es keine weitreichende Beteiligung der Öffentlichkeit oder umfassende Kreditaufnahmen, um Öl zu kaufen. Keiner, den sie kennen, wird Öl bunkern und es gibt nur sehr wenige Gewinner der Preisanstiege. Jeder beschwert sich über den Anstieg des Rohölpreises. Vergleichen Sie das einmal mit den Day-Tradern, den Immobilien-Blitzhändlern und den Träumern vom schnellen Reichtum, wie es sie noch vor einigen Jahren gegeben hat.

Selbst wenn ich komplett daneben liege und Öl sich in einer Blase befindet, dann ist es schon viel zu spät, noch günstig in den Markt zu kommen, zudem ist für den durchschnittlichen Investor - ganz gleich in welche Richtung er spekuliert - ein unpraktisches Spiel. Ich habe mehr als 35 Jahr Erfahrung mit Rohstoffen und für Rohöl würde ich kein Geld aufs Spiel setzen - ganz gleich von wem und auch auf welche Art.

Unter den gegeben Umständen gehe ich nicht davon aus, dass es sich beim Rohöl - ganz gleich, ob wir es hier mit einer Bubble zu tu haben oder nicht - um einen Selbstläufer handelt. Auch nicht Technologieaktien. Wenn Bubbles platzen, dann wachsen sie nicht so schnell wieder an - das deuten die vergangenen Blasen an. Wenn wir also vor der Aufgabe stehen, die potentiell beste Anlage zu finden, die sich zu einer Bubble entwickeln und somit die stürmischsten Investitionsfantasien Wahrheit werden lassen kann, dann stellt sich die Frage: Wo können wir diese finden?





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