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Volatile Zeiten am Ölmarkt dauern an

12.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

BP hat gestern den Jahresüberlick 2007 veröffentlicht. Laut dem Bericht ist die weltweite Ölnachfrage im Vorjahr wieder um 1,1% bzw. 1 Mio. Barrel täglich gestiegen. Die Produktion ist dagegen gleichzeitig um 0,2% zurückgekommen. Die nachgewiesenen Reserven stagnierten per Jahresende 2007 mit 1,24 Billionen Barrel nahezu auf Vorjahresniveau. Ihre statistische Reichweite beträgt damit rund 41 Jahre. Insgesamt ging über die Hälfte des weltweiten Energienachfragewachstums wieder auf das Konto Chinas zurück, wobei das Land nun bei Erdgas und Uran für jeweils 2,3%, bei Rohöl für 9,2% und bei Kohle sogar für 41,5% der weltweiten Nachfrage verantwortlich ist.

Die gestrigen Lagerbestände fielen überraschend positiv für den Ölpreis aus. Statt des erwarteten Rückgangs um 1,5 Mio. Barrel fielen die Rohöl-Lagerbestände um 4,6 Mio. Barrel. Auch der Anstieg der Lagerbestände bei Benzin war mit 1 Mio. Barrel geringer als erwartet, weil die Benzinnachfrage letzte Woche offensichtlich unerwartet kräftig war. Nach dem starken Rückgang in der Vorwoche folgte nämlich eine Gegenbewegung. Damit bleibt die Benzinnachfrage zwar nach wie vor hinter den Vorjahreswerten zurück, aber zu dem befürchteten Einbruch kam es bislang nicht. Lediglich der Aufbau der Destillate übertraf mit 2,3 Mio Barrel geringfügig die Erwartungen. Alles in allem hat der Ölpreis damit im Tagesverlauf um knapp 7 USD auf über 138 USD je Barrel angezogen, bevor er heute Morgen wieder auf unter 135 USD zurückkam. Wir erwarten im Vorfeld der OPEC Sitzung am 22. Juni, an dem auch der Direktor der IEA, Tanaka, teilnehmen wird, eine Fortsetzung der volatilen Seitwärtsbewegung um 135 Dollar je Barrel.

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Gas der Sorte Henry Hub kann sein Hoch nahezu halten. Laut BP Bericht lag die überdurchschnittliche Wachstumsrate des US Verbrauchs im vergangenen Jahr mit 6,5% über dem dortigen Produktionszuwachs, was zweifellos auch auf das im Vergleich zu Rohöl sehr günstige Preisniveau bei Gas zurückzuführen war. Eine Fortsetzung der Hausse am Ölmarkt könnte dem Gaspreis weitere Impulse geben, wobei wir aber fundamental das Preissteigerungspotenzial als ausgereizt sehen. Heute werden die Lagerbestandsdaten veröffentlicht: Der Konsens rechnet mit einem Anstieg um 90 Mrd. Kubikfuß.


Edelmetalle

Das Verlaufsprofil der Goldpreisentwicklung hängt derzeit stark am US-Dollar, wobei die Amplituden der Ausschläge relativ gering sind. Händler betonen eine starke physische Nachfrage im asiatischen Raum nach der jüngsten Korrektur. Wir erwarten, dass sich Gold in den kommenden Wochen in einer Spannbreite zwischen 850 und 950 Dollar je Feinunze bewegen wird.


Industriemetalle

Die chinesischen Importe von Roh- und halbfertigem Kupfer sind im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 10% und im Vergleich zum Vormonat sogar um 20% auf unter 200 Tsd. Tonnen gefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit August 2007. Ein abnehmender Importsog Chinas dürfte den Kupferpreis unter Druck bringen.

Laut Pressemeldungen hat sich die indonesische Regierung entschieden, per Dekret Grenzwerte für die jährliche Zinnproduktion festzulegen, die von Jahr zu Jahr angepasst werden. Für das Jahr 2008 wurde ein Maximum von 90 bis 100 Tsd. Tonnen vorgegeben. Die Richtwerte liegen damit sogar noch unter der Produktion im Vorjahr, die laut WBMS Zahlen 102 Tsd. Tonnen betrug und damit 30% der Weltproduktion ausmachte. Eigentlich war mit einer Steigerung gerechnet worden, nachdem die Produktion in den letzten Jahren aufgrund des strengen staatlichen Vorgehens gegen illegalen Minenabbau kräftig gefallen war. Im Jahr 2005 war in Indonesien noch 20% mehr gefördert worden als aktuell. Darüber hinaus wird berichtet, dass die indonesischen Ausfuhren mit 7150 Tonnen im Mai 9% geringer waren als im April. Angesichts der anhaltenden Knappheit am Markt sehen wir den Zinnpreis weiterhin gut unterstützt.

Die Gasknappheit in Westaustralien dürfte anhalten. Der größte westaustralische Gasproduzent Arc Energy warnte nun, dass man bereits an der Kapazitätsgrenze agiere und auch die anderen Produzenten aus der Region kurzfristig ihre Produktion nicht erhöhen können. In diesem Zusammenhang gibt BHP Billiton bekannt, dass man die Instandhaltungsmaßnahmen an der Nickelhütte Kalgoorlie im Westaustralien vorziehen und deshalb die Produktion für vier Monate stillegen wird. Infolgedessen ist ein Produktionsausfall von 28 Tsd. Tonnen zu verbuchen, was 2% des globalen Angebots entspricht. Der Nickelpreis zog kräftig an.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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