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Belastungsprobe: Festerer Dollar

13.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Achterbahnfahrt am Ölmarkt setzte sich auch gestern fort: die Preise gaben zunächst bis 132 Dollar je Barrel nach, bevor sie erneut auf 137 Dollar anzogen. Ölmarktspezifische Nachrichten ließen die Preise trotz festerem Dollar höher tendieren: Zum ersten droht ein Streik in Nigeria, Afrikas größtem Ölproduzenten und viertgrößtem Exportland der Welt. Die Gewerkschaft Pengassan setzte Chevron eine Frist bis zum 18.Juni, um Vorschläge für bessere Arbeits-. und Sicherheitsbedingungen vorzulegen. Im Zuge von Arbeitsniederlegungen wäre mit Produktionseinbußen von 350 Tsd. Barrel Rohöl zu rechnen.

Zum zweiten wurde bekannt, dass der staatliche Mineralölkonzern Nigerias NNPC weitere Teile des Gemeinschaftsunternehmen von Royal Dutch Shell übernehmen wird. Während sich die Regierung dadurch eine Beschwichtigung in der Auseinandersetzung mit den Einwohnern im Ogoniland erhofft, befürchten Analysten, dass sich der Output der Einheit verringern wird. Und nicht zuletzt schloss OPEC Präsident Khelil Produktionserhöhungen auf der Sondersitzung am 22. Juni aus. Das Angebot sei mehr als ausreichend.

Es wurde bekannt, dass auch der britische Premierminister Gordon Brown an der Sitzung teilnehmen wird, um die Kartellmitglieder doch noch zu einer Erhöhung der Förderquoten zu bewegen. Saudi-Arabien hat bereits angekündigt, seine Fördermenge ab Juni um 300 Tsd. Barrel pro Tag anzuheben. Nach den jüngsten Äußerungen von OPEC Präsident Khelil denken wir, dass auf der Sitzung keine Anhebung der Förderquoten zu erwarten ist. Allerdings wären die Mitglieder gut beraten, zur Beruhigung des Marktes beizutragen, indem sie durch die Offenlegung ihrer aktuellen Schätzungen der Reserven und der effektiven freien Produktionskapazitäten zur Problematik nachhaltiger Ölförderung Stellung nehmen bzw. die Angst vor einem "Oil Peak" mindern.

Gas der Sorte Henry Hub folgt Rohöl im Tagesverlauf und kann sich zum Handelsschluss bei knapp 12,9 Dollar je MMBtu etablieren. Die Lagerbestände stiegen zum 6.Juni mit 80 Mrd. Kubikfuß gegenüber Vorwoche etwas geringer als erwartet. Zur Zeit stützen aber auch die hohen Temperaturen in den US, die einen erhöhten Bedarf an Klimatisierung mit sich bringen. Für nächste Woche sind aber niedrigere Temperaturen prognostiziert.


Edelmetalle

Die Edelmetalle tendierten gestern mehrheitlich wieder etwas schwächer, belastet durch einen festeren Dollar. Der Vorsitzende von GFMS erklärte die derzeitige Entwicklung mit einer Flaute in der Investmentnachfrage, zeigte sich aber weiterhin für die Aussichten positiv.

Palladium kann gestern gegen die Tendenz der übrigen Edelmetalle um 15 Dollar auf 440 Dollar je Unze zulegen. Das russische Unternehmen Norilsk Nickel äußerte die Einschätzung, dass die russischen Vorräte an Palladium in Russland in ein bis fünf Jahren erschöpft sein könnten. Vor allem die Regierung würde zur Zeit ihre Lagerbestände abbauen. Obwohl Palladium als Substitut für Platin bei den Katalysatoren stark gesucht war und die Nachfrage im vergangenen Jahr deutlich zulegte, hatte der Palladiummarkt vor allem dank hoher russischer Vorratsverkäufe 2007 im Überschuss geschlossen. Darüber hinaus würde nach Einschätzung des Unternehmens die russische Palladiumproduktion auf Vorjahresniveau verharren, weil schlechtere Qualitäten das Ergebnis bremsen dürften.


Industriemetalle

Die Metallpreise standen ebenfalls mehrheitlich unter Druck. Zink und Blei fielen unter die Marke von 1800 Dollar je Tonne.

Aluminium bleibt durch die starke asiatische Nachfrage gut unterstützt. Das Nachfragewachstum sollte sich nach Einschätzung des CEO von Alcoa, Kleinfeld, bald auf 35% im Vorjahresvergleich beschleunigen. In zehn Jahren dürfte die weltweite Nachfrage von derzeit 38 Mio Tonnen auf 67 Mio Tonnen steigen. Darüber hinaus wird auch darauf hingewiesen, dass die Chinesen versuchen könnten, den Export von Aluminium und Aluminiumprodukten zu dämpfen, weil die Produktion so energieintensiv ist. Bislang sind Aluminiumprodukte nicht durch höhere Exportzölle belastet. Derweil wird bekannt, dass Rio Tinto mit der libyschen Regierung Investitionspläne einer Aluminiumhütte mit einer Kapazität von 360 Tsd. Tonnen erörtert.

Der Streik in der drittgrößten peruanischen Kupfermine Cerro Verde von Freeport-McMoRan dauert den dritten Tag an. Es sei noch eine Vielzahl an Problemlösungen zu finden, äußerte ein Gewerkschaftsvertreter.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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