Spekulanten reduzieren Rohstoff-Engagements
17.06.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Trotz der Ankündigung Saudi-Arabiens weitere 200 Tsd. Fass pro Tag mehr zu fördern, markierte der Rohölpreis im gestrigen Handel zunächst bei 139,9 Dollar je Fass ein neues Rekordhoch, bevor er im weiteren Handelsverlauf auf 134 Dollar nachgab. Kurzfristig trieb neben dem schwächeren US Dollar die Meldung über ein Feuer auf der Oseberg Plattform von StatoilHydro in der Nordsee die Preise nach oben. Denn aufgrund des Feuers ist ein Ausfall bei dem derzeit stark gefragten leichten Rohöl von 150 Tsd. Fass täglich zu verbuchen.
Dennoch: die Ankündigung Saudi-Arabiens ist nicht zu vernachlässigen, denn in der Summe wird das Königreich ab Juli 500 Tsd. Fass pro Tag mehr produzieren als noch zwei Monate zuvor. Damit entspricht das Ausmaß der Anhebung dem, was das Kartell in der Vergangenheit gemeinsam als Quotenveränderung beschlossen hat, wobei auch damals Saudi-Arabien als mit Abstand größter Produzent die Hauptlast der Anpassung zu tragen hatte. Saudi-Arabien stellt damit unter Beweis, dass es ein langfristig orientierter Produzent ist, dem die Gefahren der hohen bzw. stetig steigenden Energiepreise für die Weltkonjunktur nicht gleichgültig sind. Mit der Anhebung der Fördermenge zeichnet sich für den Sommer ein Aufbau der Lagerbestände ab, denn dem steigenden Angebot dürfte eine sich aufgrund der hohen Ölpreise verlangsamende Nachfrage gegenüberstehen.
Dennoch bleibt unsicher, ob dies auch zu einer raschen Korrektur bei den Preisen führen wird. Denn derzeit drängen immer weniger die kurzfristigen Spekulanten, sondern vielmehr die langfristigen orientierten Investoren in den Ölmarkt. Erstere haben sogar in der jüngsten Zeit ihr Engagement stark zurückgenommen. Die Anzahl der Netto-Long Kontrakte der Spekulanten war letzte Woche weiter gefallen und lag mit rund 25 Tsd. Kontrakten gut 60% niedriger als Mitte Mai. Damit sinkt aber auch die Chance, dass die Preise schnell unter Druck kommen, zumal nun auch von der außerordentlichen OPEC Sitzung am 22. Juni keine signifikanten Impulse mehr zu erwarten sind.
Erdgas der Sorte Henry Hub markierte gestern ein neues Sommerhoch bei 12,99 Dollar je MMBtu. Wenn Rohöl der Sorte WTI in den kommenden Wochen die Markte von 140 Dollar je Rohöl knacken sollte, dürfte im Sog auch der Gaspreis die 13 Dollar Schwelle nehmen.
Edelmetalle
Das Engagement der Finanzinvestoren hat auch an den Edelmetallmärkten in den letzten Wochen nachgelassen. Das zeigt sich zum einen in den abermals gegenüber Vorwoche gefallenen Netto-Long Positionen der nicht-kommerziellen Händler an der COMEX: Sie sind bei Gold um knapp 20 Tsd. Kontrakte auf gut 150 Tsd. Kontrakte gefallen und bei Silber ebenfalls um 1.000 Kontrakte leicht gesunken. Zum anderen berichtet die London Bullion Market Association von einer rückläufigen Anzahl an Transfers bei Gold, wobei allerdings die den Transfers zugrundeliegende Unzen um 4,7% gestiegen seien. Für die Preisentwicklung bleibt aber zweifellos der US-Dollar der wichtigste treibende Faktor: mit der gestrigen Schwäche konnten sich die Edelmetalle leicht erholen.
Die Metalle der Platingruppe bleiben zusätzlich durch die Angebotssorgen gestützt. Vor allem Palladium bleibt durch die bereits erwähnte Aussage vom Norilsk Nickel Analysten, wonach die russischen Vorräte, die immer wie ein Damoklesschwert übem dem Palladium-markt hingen, in den kommenden ein bis fünf Jahren erschöpft sein könnten, unterstützt.
Industriemetalle
Neben dem schwächeren US-Dollar haben die jüngsten Konjunkturdaten aus China die Preise für Aluminium und Kupfer beflügelt. So wurde berichtet, dass die Anlageinvestitionen in den städtischen Bereichen seit Jahresbeginn bis Mai gut 25% über dem Vergleichszeitraum lagen. Damit bleiben die beiden Metalle als wichtige Rohstoffe für die Bauindustrie stark gefragt.
Blei bleibt infolge der stark steigenden Lagerbestände unter Druck. Erst heute berichtet die LME von einem Anstieg der Vorräte um 14%, dem stärksten Zuwachs in acht Monaten. Doch die jüngsten Fundamentaldaten deuten auf eine baldige Trendwende: Nach einem Überschuss im März habe laut der ILZSG die Nachfrage im April abermals das Angebot übertroffen. Damit ist die Bilanz am globalen Bleimarkt seit Jahresbeginn defizitär. Vor allem vor diesem Hintergrund denken wir, dass die Korrektur am Bleimarkt in Kürze abgeschlossen sein wird.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Trotz der Ankündigung Saudi-Arabiens weitere 200 Tsd. Fass pro Tag mehr zu fördern, markierte der Rohölpreis im gestrigen Handel zunächst bei 139,9 Dollar je Fass ein neues Rekordhoch, bevor er im weiteren Handelsverlauf auf 134 Dollar nachgab. Kurzfristig trieb neben dem schwächeren US Dollar die Meldung über ein Feuer auf der Oseberg Plattform von StatoilHydro in der Nordsee die Preise nach oben. Denn aufgrund des Feuers ist ein Ausfall bei dem derzeit stark gefragten leichten Rohöl von 150 Tsd. Fass täglich zu verbuchen.
Dennoch: die Ankündigung Saudi-Arabiens ist nicht zu vernachlässigen, denn in der Summe wird das Königreich ab Juli 500 Tsd. Fass pro Tag mehr produzieren als noch zwei Monate zuvor. Damit entspricht das Ausmaß der Anhebung dem, was das Kartell in der Vergangenheit gemeinsam als Quotenveränderung beschlossen hat, wobei auch damals Saudi-Arabien als mit Abstand größter Produzent die Hauptlast der Anpassung zu tragen hatte. Saudi-Arabien stellt damit unter Beweis, dass es ein langfristig orientierter Produzent ist, dem die Gefahren der hohen bzw. stetig steigenden Energiepreise für die Weltkonjunktur nicht gleichgültig sind. Mit der Anhebung der Fördermenge zeichnet sich für den Sommer ein Aufbau der Lagerbestände ab, denn dem steigenden Angebot dürfte eine sich aufgrund der hohen Ölpreise verlangsamende Nachfrage gegenüberstehen.
Dennoch bleibt unsicher, ob dies auch zu einer raschen Korrektur bei den Preisen führen wird. Denn derzeit drängen immer weniger die kurzfristigen Spekulanten, sondern vielmehr die langfristigen orientierten Investoren in den Ölmarkt. Erstere haben sogar in der jüngsten Zeit ihr Engagement stark zurückgenommen. Die Anzahl der Netto-Long Kontrakte der Spekulanten war letzte Woche weiter gefallen und lag mit rund 25 Tsd. Kontrakten gut 60% niedriger als Mitte Mai. Damit sinkt aber auch die Chance, dass die Preise schnell unter Druck kommen, zumal nun auch von der außerordentlichen OPEC Sitzung am 22. Juni keine signifikanten Impulse mehr zu erwarten sind.
Erdgas der Sorte Henry Hub markierte gestern ein neues Sommerhoch bei 12,99 Dollar je MMBtu. Wenn Rohöl der Sorte WTI in den kommenden Wochen die Markte von 140 Dollar je Rohöl knacken sollte, dürfte im Sog auch der Gaspreis die 13 Dollar Schwelle nehmen.
Edelmetalle
Das Engagement der Finanzinvestoren hat auch an den Edelmetallmärkten in den letzten Wochen nachgelassen. Das zeigt sich zum einen in den abermals gegenüber Vorwoche gefallenen Netto-Long Positionen der nicht-kommerziellen Händler an der COMEX: Sie sind bei Gold um knapp 20 Tsd. Kontrakte auf gut 150 Tsd. Kontrakte gefallen und bei Silber ebenfalls um 1.000 Kontrakte leicht gesunken. Zum anderen berichtet die London Bullion Market Association von einer rückläufigen Anzahl an Transfers bei Gold, wobei allerdings die den Transfers zugrundeliegende Unzen um 4,7% gestiegen seien. Für die Preisentwicklung bleibt aber zweifellos der US-Dollar der wichtigste treibende Faktor: mit der gestrigen Schwäche konnten sich die Edelmetalle leicht erholen.
Die Metalle der Platingruppe bleiben zusätzlich durch die Angebotssorgen gestützt. Vor allem Palladium bleibt durch die bereits erwähnte Aussage vom Norilsk Nickel Analysten, wonach die russischen Vorräte, die immer wie ein Damoklesschwert übem dem Palladium-markt hingen, in den kommenden ein bis fünf Jahren erschöpft sein könnten, unterstützt.
Industriemetalle
Neben dem schwächeren US-Dollar haben die jüngsten Konjunkturdaten aus China die Preise für Aluminium und Kupfer beflügelt. So wurde berichtet, dass die Anlageinvestitionen in den städtischen Bereichen seit Jahresbeginn bis Mai gut 25% über dem Vergleichszeitraum lagen. Damit bleiben die beiden Metalle als wichtige Rohstoffe für die Bauindustrie stark gefragt.
Blei bleibt infolge der stark steigenden Lagerbestände unter Druck. Erst heute berichtet die LME von einem Anstieg der Vorräte um 14%, dem stärksten Zuwachs in acht Monaten. Doch die jüngsten Fundamentaldaten deuten auf eine baldige Trendwende: Nach einem Überschuss im März habe laut der ILZSG die Nachfrage im April abermals das Angebot übertroffen. Damit ist die Bilanz am globalen Bleimarkt seit Jahresbeginn defizitär. Vor allem vor diesem Hintergrund denken wir, dass die Korrektur am Bleimarkt in Kürze abgeschlossen sein wird.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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