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China wächst und wächst und wächst

19.06.2008  |  Eugen Weinberg
Die Weltbank hat ihre Prognosen für das Wachstum der chinesischen Wirtschaft für dieses Jahr auf nun 9,8% erhöht. Das Nationale Statistikbüro Chinas hat jetzt auch die Zahlen für das Vorjahr nach oben revidiert. Demnach ist das chinesische BIP im Vorjahr um 11,9% gestiegen, der stärkste Anstieg seit 1994. Laut PricewaterhouseCoopers (PwC) soll die Volkswirtschaft Chinas bis zum Jahr 2025 sogar die USA überholen. Die aufstrebende Wirtschaft Chinas ist der wichtigste Faktor für die Nachfragesteigerung bei Rohstoffen. Wir bleiben deswegen weiterhin davon überzeugt, dass der allgemeine Aufwärtstrend am Rohstoffmarkt noch über einige Jahre anhalten wird.


Energie

Die Lagerbestände für Rohöl sind letzte Woche zum fünften Mal in Folge gefallen. Der Rückgang war mit 1,24 Mio. Barrel zwar geringer als erwartet. Jedoch sind gleichzeitig die Benzinlagerbestände um rund 1,2 Mio. Barrel gefallen. Erwartet war eine Zunahme von 850 Tsd. Barrel. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf geringere Produktimporte zurückzuführen, die letzte Woche um 340 Tsd. Barrel täglich bzw. 10% gefallen sind. Die Nachfrage nach Benzin ist weiter zurückgekommen und befindet sich mit 9,25 Mio. Barrel 3,5% unter dem Vorjahresniveau. Wir gehen davon aus, dass der Nachfragerückgang in den USA letztendlich zu einem massiven Preisverfall bei Rohöl führen wird, sehen dennoch kurzfristig weitere Faktoren als bedeutender an.

So wurden in Nigeria erneut die Öleinrichtungen von Shell von den Rebellen angegriffen. Die Produktion auf der Bonga Plattform auf Hoher See rund 100 Kilometer vor der nigerianischen Küste mit einer Produktionskapazität von 200.000 Barrel täglich wurde gestoppt. Erst vor kurzem musste Shell den Lieferstopp von rund 170.000 Barrel täglich auf Basis der "Höherer-Gewal-Klausel" um einen weiteren Monat Juli verlängern, nachdem die MEND Rebellen die Pipelines zum Bonny Ölterminal sabotiert haben. Auch bleibt das latente Risiko eines Streiks der Gewerkschaft Pengassan bei Chevron, die 350.000 Barrel täglich in Nigeria produziert. Im April haben die Proteste von Pengassan gegen Exxon bereits die Produktion von über 800.000 Barrel pro Tag angehalten. Die geopolitischen Spannungen und die Nähe zu der psychologisch wichtigen Marke von 150 USD je Barrel dürften den Ölpreis nach wie vor unterstützen.

Heute Nachmittag werden die Gaslagerbestände veröffentlicht. Nach einen Anstieg von 80 Mrd. Kubikfuß per 6. Juni wird nun ein Rückgang von 59 Mrd. Kubikfuß erwartet. Der Gaspreis zieht unterdessen weiter an und befindet sich nur noch 15% vom Allzeithoch im Dezember 2005 entfernt. Diesen Anstieg hat der Gaspreis aus unserer Sicht einzig und allein dem Höhenflug bei Rohöl zu verdanken.


Edelmetalle

Die Kosten für die Minenindustrie in Südafrika dürften in diesem Jahr erneut stark steigen, nachdem der staatliche Energieversorger Eskom die Strompreise um weitere 13,3% anhob. Diese vom Versorgungsregulierer Nersa genehmigte Erhöhung fällt zwar kleiner aus als die vom Eskom verlangten 53%. Jedoch wurden die Strompreise im April bereits um 14,2% erhöht, was auf das Jahr gerechnet einen Gesamtanstieg von über 29% bedeutet. Laut der Minenkammer Südafrikas machen die Strompreise etwa 10% der Kosten bei Großprojekten aus. Der Kostendruck und die unzureichende Energieversorgung dürften in diesem Jahr erneut zu einem Produktionrückgang beitragen. Im April war die Goldproduktion laut dem Statistischen Amt Südafrikas 10,1% niedriger als im Vorjahr.


Industriemetalle

Den starken Preisanstieg bei Zink gestern, als die Preise um 6% anzogen, sehen wir als technische Reaktion an, weil die Zinkpreise seit Jahresanfang um 25% gefallen sind. Zwar glauben wir, dass im Jahresverlauf eine höhere Produktion vom galvanisierten Stahl und die zahlreichen Schliessungen von Zinkminen zu höheren Preisen führen werden. Dennoch belasten kurzfristig die steigenden LME-Lagerbestände.

Die Umsätze der 40 größten Minengesellschaften der Welt sind im Vorjahr laut PwC um 32% gestiegen. Gleichzeitig haben dennoch die laufenden Kosten um sogar 38% angezogen, wobei sowohl die Energie- als auch Lohn-, Material-, Transport- und Dienstleistungskosten signifikant zugenommen haben.

Die chinesische Rohstahlproduktion ist im Mai um 10,5% im Vergleich zum Vorjahr auf nun 46 Millionen Tonnen gestiegen. Damit ist die Produktion in den ersten fünf Monaten um 9,4% auf insgesamt 216,1 Millionen Tonnen gestiegen. Die Produktion der Stahlprodukte hat im Mai im Jahresvergleich sogar um 13,6% angezogen. Auch die Gußeisenproduktion nahm zu, im Mai hat sie einen Anstieg von 8,2% verzeichnet. Trotz der massiv gestiegenen Preise bleibt die Stahlnachfrage derzeit sehr robust.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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