Kein neues Abkommen von Dschiddah
23.06.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Das Treffen der führenden Ölproduzenten und Konsumenten in Dschidda am Sonntag brachte wenige Überraschungen. Saudi Arabien hat die Produktionsausweitung um 200 Tsd. Barrel auf nun 9,7 Mio. Barrel täglich angekündigt. Dies ist das höchste Produktionsniveau im Königreich seit 1981. Außerdem hat der saudische Ölminister Ali Naimi angekündigt, dass man zu den bereits existierenden Plänen zum Kapazitätsausbau weitere 2,5 Mio. Barrel täglich in den kommenden Jahren hinzufügen könnte.
Da man bereits im nächsten Jahr die Produktionskapazitäten auf 12,5 Mio. Barrel pro Tag erweitern wollte, bedeutet dies, dass Saudi Arabien bald in der Lage sein sollte, allein täglich bis zu 15 Mio. Barrel Rohöl zu produzieren. Der brasilianische Ölkonzern Petrobras hat mitgeteilt, dass die Produktion auf dem Carioca Ölfeld, wo bis zu 33 Milliarden Barrel Reserven vermutet werden, bereits in den kommenden 5-6 Jahren anlaufen könnte.
Längerfristig sollten diese Ausweitungen zwar die Gefahren eines "Oil Peaks" reduzieren, da die Reserven mehr als ausreichend sind, auch einen höheren Ölverbrauch weltweit zu befriedigen. Jedoch dürften kurzfristig andere Faktoren bei der Ölpreisbildung eine wichtigere Rolle spielen. Nigeria, das bis vor kurzem der größte Ölproduzent Afrikas war, wurde zuletzt durch Angola überholt, nachdem die Angriffe der Rebellen auf die Öleinrichtungen von Shell und Chevron die Ölproduktion im Land weiter verringert haben. Insgesamt ist die Produktion zuletzt um 900 Tsd. bis 1 Mio. Barrel auf insgesamt 1,2-1,5 Mio. Barrel täglich gefallen, das niedrigste Niveau seit 25 Jahren.
Laut dem chinesischen Zoll sind die Ölimporte Chinas im Mai sind um 25% gestiegen und China wurde zum ersten Mal zum Netto-Benzinimporteur. Auch die Diesel-Importe blieben mit rund 700 Tsd. Tonnen auf einem sehr hohen Niveau. Die geringe Nachfragesteigerung von nur 2,3% im Vergleich zum Vorjahr täuscht, da offensichtlich die Ölraffinerien die Verkäufe zu den niedrigen Benzin- und Dieselpreisen reduzierten und im Vorfeld von Olympia große Lagerbestände aufgebaut haben, wobei am Markt für Ölprodukte akuter Mangel herrschte. Zwar dürften sich nach der Preisanhebung für Ölprodukte auch das Marktangebot und die Nachfrage beleben, dennoch rechnen wir in den kommenden Monaten mit einer signifikanten Verlangsamung des Nachfragewachstums in China.
Die Anzahl der Netto-Long Positionen der Großanleger bei den WTI-Futures an der NYMEX ist zuletzt weiter gesunken auf nun 12,7 Tsd. Kontakte. Dies ist zwar rund 90% tiefer als im Juli 2007, was auf ein scheinbar geringes spekulatives Interesse hindeutet und weiteren Preissteigerungen den Weg ebnet. Dennoch sehen wir derzeit eine enorme Übertreibung.
Edelmetalle
Einer der größten asiatischen Goldverbraucher, Vietnam, hat die Goldimporte temporär eingestellt, nachdem sich das Handelsbilanzdefizit in diesem Jahr verdreifacht hat. Gold ist einer der wichtigsten Importe Vietnams, wobei sich die Investmentnachfrage nach Gold in Vietnam im ersten Quartal laut World Gold Council auf 31,5 Tonnen mehr als verdoppelt hat. Auch ist die Regierung offensichtlich besorgt um die Inflation, die im Mai mit 25,2% einen neuen Höchstwert seit 16 Jahren aufgestellt hat. Der starke Inflationsdruck weltweit stimmt uns für Gold in den kommenden Monaten positiv, wobei wir mit einem Anstieg über 1000 Usd je Unze im vierten Quartal dieses Jahres rechnen.
Ein weiterer Grund für unsere positive Haltung sind die Produktionsprobleme der Goldminen weltweit. ABARE gab jetzt bekannt, dass die Goldförderung beim drittgrößten Goldproduzenten weltweit, Australien, in den letzten 12 Monaten bis Juni im Vergleich zum Vorjahr um 7% gefallen ist. Gold wird zunehmend auch als knapper Rohstoff interessant.
Industriemetalle
Die chinesischen Netto-Importe von Kupfer sind im Mai laut der Zollbehörde Chinas um 19% im Vergleich zum Vorjahr gefallen, während die Exporte gleichzeitig um 8% zugenommen haben. Insgesamt fielen die Importe in diesem Jahr um 22%, die Exporte stiegen dagegen um 87%. Diese negative Tendenz wird auch von den vorläufigen Zahlen der International Copper Study Group ICSG bestätigt, die im ersten Quartal des Jahres einen Nachfragerückgang von 2,1% registriert hat. Dennoch verzeichnete der Kupfermarkt im März noch ein Defizit von 21 Tsd. Tonnen, wies jedoch bereinigt um saisonale Effekte einen Überschuss von 17 Tsd. Tonnen auf.
Trotz der eher schwachen Nachfrage weltweit - die Weltkupfernachfrage ging im ersten Quartal um 0,8% zurück - blieb die Minenproduktion sogar hinter diesen Zahlen zurück. Die Minenproduktion von Kupfer ist im ersten Quartal um 4,6% gefallen, was hauptsächlich auf die Streiks und Schlechtwetter in Chile, Indonesien und Mexiko zurückzuführen war.
Wir bleiben Kupfer gegenüber skeptisch gestimmt und erwarten einen baldigen Rückgang unter 8000 USD.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Das Treffen der führenden Ölproduzenten und Konsumenten in Dschidda am Sonntag brachte wenige Überraschungen. Saudi Arabien hat die Produktionsausweitung um 200 Tsd. Barrel auf nun 9,7 Mio. Barrel täglich angekündigt. Dies ist das höchste Produktionsniveau im Königreich seit 1981. Außerdem hat der saudische Ölminister Ali Naimi angekündigt, dass man zu den bereits existierenden Plänen zum Kapazitätsausbau weitere 2,5 Mio. Barrel täglich in den kommenden Jahren hinzufügen könnte.
Da man bereits im nächsten Jahr die Produktionskapazitäten auf 12,5 Mio. Barrel pro Tag erweitern wollte, bedeutet dies, dass Saudi Arabien bald in der Lage sein sollte, allein täglich bis zu 15 Mio. Barrel Rohöl zu produzieren. Der brasilianische Ölkonzern Petrobras hat mitgeteilt, dass die Produktion auf dem Carioca Ölfeld, wo bis zu 33 Milliarden Barrel Reserven vermutet werden, bereits in den kommenden 5-6 Jahren anlaufen könnte.
Längerfristig sollten diese Ausweitungen zwar die Gefahren eines "Oil Peaks" reduzieren, da die Reserven mehr als ausreichend sind, auch einen höheren Ölverbrauch weltweit zu befriedigen. Jedoch dürften kurzfristig andere Faktoren bei der Ölpreisbildung eine wichtigere Rolle spielen. Nigeria, das bis vor kurzem der größte Ölproduzent Afrikas war, wurde zuletzt durch Angola überholt, nachdem die Angriffe der Rebellen auf die Öleinrichtungen von Shell und Chevron die Ölproduktion im Land weiter verringert haben. Insgesamt ist die Produktion zuletzt um 900 Tsd. bis 1 Mio. Barrel auf insgesamt 1,2-1,5 Mio. Barrel täglich gefallen, das niedrigste Niveau seit 25 Jahren.
Laut dem chinesischen Zoll sind die Ölimporte Chinas im Mai sind um 25% gestiegen und China wurde zum ersten Mal zum Netto-Benzinimporteur. Auch die Diesel-Importe blieben mit rund 700 Tsd. Tonnen auf einem sehr hohen Niveau. Die geringe Nachfragesteigerung von nur 2,3% im Vergleich zum Vorjahr täuscht, da offensichtlich die Ölraffinerien die Verkäufe zu den niedrigen Benzin- und Dieselpreisen reduzierten und im Vorfeld von Olympia große Lagerbestände aufgebaut haben, wobei am Markt für Ölprodukte akuter Mangel herrschte. Zwar dürften sich nach der Preisanhebung für Ölprodukte auch das Marktangebot und die Nachfrage beleben, dennoch rechnen wir in den kommenden Monaten mit einer signifikanten Verlangsamung des Nachfragewachstums in China.
Die Anzahl der Netto-Long Positionen der Großanleger bei den WTI-Futures an der NYMEX ist zuletzt weiter gesunken auf nun 12,7 Tsd. Kontakte. Dies ist zwar rund 90% tiefer als im Juli 2007, was auf ein scheinbar geringes spekulatives Interesse hindeutet und weiteren Preissteigerungen den Weg ebnet. Dennoch sehen wir derzeit eine enorme Übertreibung.
Edelmetalle
Einer der größten asiatischen Goldverbraucher, Vietnam, hat die Goldimporte temporär eingestellt, nachdem sich das Handelsbilanzdefizit in diesem Jahr verdreifacht hat. Gold ist einer der wichtigsten Importe Vietnams, wobei sich die Investmentnachfrage nach Gold in Vietnam im ersten Quartal laut World Gold Council auf 31,5 Tonnen mehr als verdoppelt hat. Auch ist die Regierung offensichtlich besorgt um die Inflation, die im Mai mit 25,2% einen neuen Höchstwert seit 16 Jahren aufgestellt hat. Der starke Inflationsdruck weltweit stimmt uns für Gold in den kommenden Monaten positiv, wobei wir mit einem Anstieg über 1000 Usd je Unze im vierten Quartal dieses Jahres rechnen.
Ein weiterer Grund für unsere positive Haltung sind die Produktionsprobleme der Goldminen weltweit. ABARE gab jetzt bekannt, dass die Goldförderung beim drittgrößten Goldproduzenten weltweit, Australien, in den letzten 12 Monaten bis Juni im Vergleich zum Vorjahr um 7% gefallen ist. Gold wird zunehmend auch als knapper Rohstoff interessant.
Industriemetalle
Die chinesischen Netto-Importe von Kupfer sind im Mai laut der Zollbehörde Chinas um 19% im Vergleich zum Vorjahr gefallen, während die Exporte gleichzeitig um 8% zugenommen haben. Insgesamt fielen die Importe in diesem Jahr um 22%, die Exporte stiegen dagegen um 87%. Diese negative Tendenz wird auch von den vorläufigen Zahlen der International Copper Study Group ICSG bestätigt, die im ersten Quartal des Jahres einen Nachfragerückgang von 2,1% registriert hat. Dennoch verzeichnete der Kupfermarkt im März noch ein Defizit von 21 Tsd. Tonnen, wies jedoch bereinigt um saisonale Effekte einen Überschuss von 17 Tsd. Tonnen auf.
Trotz der eher schwachen Nachfrage weltweit - die Weltkupfernachfrage ging im ersten Quartal um 0,8% zurück - blieb die Minenproduktion sogar hinter diesen Zahlen zurück. Die Minenproduktion von Kupfer ist im ersten Quartal um 4,6% gefallen, was hauptsächlich auf die Streiks und Schlechtwetter in Chile, Indonesien und Mexiko zurückzuführen war.
Wir bleiben Kupfer gegenüber skeptisch gestimmt und erwarten einen baldigen Rückgang unter 8000 USD.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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