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Stahlpreise ziehen weiter stark an

24.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der von vielen gewünschte preisdämpfende Effekt des Krisengipfels in Dschiddah blieb aus. Saudi-Arabiens Produktionsanhebung war bereits bekannt, die darüber hinaus gehende Ausweitung der kuwaitischen Förderung um 300 Tsd. Fass pro Tag ist erst für Mitte nächsten Jahres geplant. Weitere konkrete Schritte blieben aus. Damit dominieren die preistreibenden Nachrichten aus Nigeria weiterhin das Geschehen: Neben den schon berichteten Produktionsausfällen in Folge terroristischer Anschläge schürt der Streik gegen Chevron die Angst vor Knappheit.

Im Zuge der Arbeitsniederlegungen drohen zusätzliche Produktionseinbußen von 350 Tsd. Fass pro Tag. Auch die geopolitischen Spannungen zwischen dem Westen und dem Iran wegen des iranischen Atomprogramms rücken mit den soeben beschlossenen weiteren Sanktionen der EU wieder in den Mittelpunkt. Auf dem gestrigen Ministertreffen wurde entschieden, die Auslandsguthaben der größten staatlichen Kreditbank des Iran einzufrieren.

Auf dem Markt für Mitteldestillate könnte sich die Lage aber nach der Anhebung der Energiepreise in China weiter entspannen. So gibt der größte chinesische Ölhändler Unipec bekannt, dass im Juli ein Import von weniger als 300 Tsd. Fass Diesel geplant sei, verglichen mit noch 600 Tsd. Barrel im Juni. Im übrigen setzt auch der Iran auf eine Belebung der Nachfrage der Raffinerien, die auch stark schwefelhaltiges Öl verarbeiten können. Denn derzeit schwimmen 13 bis 15 beladene Supertanker mit einer Kapazität von maximal 30 Mio Barrel im Golf und warten auf Löschung. Die Crack Spreads bei Gasöl (Heizöl) sind seit dem 26.Mai bereits stark zurückgekommen, aber noch immer auf einem für diese Jahreszeit sehr hohen Niveau.

Auch Gas der Sorte Henry Hub hält sein neues Sommerhoch bei 13,2 Dollar je MMBtu. Dies ist umso bemerkenswerter, als das die Netto-Short Positionen an der NYMEX in der Woche zum 17. Juni um 7 Tsd. Kontrakte gestiegen sind.


Edelmetalle

Während sich der Ölmarkt gestern vom stärkeren Dollar unbeeindruckt zeigte, hinterließ die Festigung des Greenback an den Edelmetallmärkten deutliche Spuren: Gold gab um 20 Dollar je Feinunze nach, Silber um 50 US-Cents. Während sich die spekulativen Anleger am Gold- und Silbermarkt zuletzt eher zurückhielten und die Netto-Long Positionen wenn auch nur leicht abgebaut wurden, bleibt grundsätzlich das Investoreninteresse erhalten. ETF Securities berichtet, dass das verwaltete Vermögen in den letzten zwei Monaten um 1 Mrd. Dollar auf nun 6 Mrd Dollar gestiegen ist.

Insbesondere bei Platin ist ein steigendes Interesse zu beobachten. Hier meldet die Zürcher Kantonalbank in der vergangenen Woche einen Anstieg der verwalteten Bestände um 20% auf 62,3 Tsd Unzen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der ZKB ETF der mit Abstand weniger bedeutende Fond der zwei großen Platin ETFs ist und nur rund 10% der gesamten in Platin ETFs angelegten Mittel abbildet. Gleichzeitig ist aber auch bei den Spekulanten erneut Optimismus aufgekommen: Die Anzahl der Netto-Long Positionen am Platinmarkt ist in den letzten zwei Wochen immerhin um 1.000 Kontrakte auf 8,3 Tsd. Kontrakte gestiegen.

Auch bei Palladium war in der letzten Woche nach der Aussage von Norilsk Nickel hinsichtlich fallender russischer Vorräte ein gestiegenes Engagement zu beobachten.


Industriemetalle

Die Preise für Stahl stellen immer neue Rekorde auf. Im Mittleren Osten sind die Preise für die August-Lieferungen des Betonrippenstahls in bisher ungesehene Höhen auf rund 1.500 USD je Tonne gestiegen. Auch am Kassamarkt haben die Preise zuletzt wieder massiv angezogen. Die Preise für warmgewalzten Stahl in den USA haben sich seit Jahresanfang auf über 1.100 Usd je Tonne mehr als verdoppelt, Tendenz steigend. Diese massiven Preissteigerungen sind nicht nur auf starke Nachfrage, sondern auch auf immense Kostensteigerungen aufgrund steigender Strom- und Rohstoffkosten (Eisenerz, Kokskohle) zurückzuführen.

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Die Verhandlungen zwischen den australischen Eisenerzproduzenten und den chinesischen Stahlherstellern sollten in den kommenden sieben Tagen abgeschlossen werden. Angesichts hoher Stahlpreise und der Stahlkonjunktur sowie geringerer Frachtkosten ist mit einem Preisanstieg von 80% zu rechnen. Aluminium gab gestern leicht nach, weil die Vorräte an der LME weiter steigen. Grundätzlich bleiben die stark steigenden Energiekosten und die Energieverknappung in den verschiedensten Regionen der Welt aber u.E. eine gute Unterstützung.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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