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140 Dollar Marke geknackt

27.06.2008  |  Eugen Weinberg
Die jüngste Dollarschwäche und die Korrektur an den Aktienmärkten haben gestern allen Rohstoffsektoren zu deutlichen Gewinnen verholfen. Rohstoffe als alternative Anlageklasse gewinnen in diesem Umfeld wieder an Glanz.


Energie

Auslöser für den jüngsten Preissprung - am Morgen hatte der Ölpreis noch bei 134 Dollar je Barrel notiert - war Libyens Drohung, die Erdölproduktion zu reduzieren. Der Chef der staatlichen Mineralölkonzerns Ghanem schloss einen Gestern konnte der Ölpreis erstmals kurzzeitig die 140 Dollar Marke nehmen: solchen Schritt nicht aus, falls die USA nicht die Souveränität anderer Länder respektiere. Libyen produzierte im vergangenen Jahr 1,85 Mio Barrel pro Tag. Hinzu kamen die Äußerungen von OPEC Präsident Khelil, der Preise von 150 bis 170 Dollar je Barrel im Sommer nicht ausschloss. Und nicht zuletzt ist die aktuelle Schwäche des Dollar ein unterstützender Faktor. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass der Markt sehr angespannt ist und nicht zuletzt angesichts der Nähe zu der magischen Marke von 150 Dollar je Barrel Anlässe sucht, weiter nach oben zu marschieren.

In diesem Kontext spielen die fundamentalen Nachrichten keine große Rolle: So zeichnet sich nach Einschätzungen von Experten ab, dass die OPEC Lieferungen wegen geringer asiatischer Importe in den kommenden vier Wochen leicht fallen werden. Darüber hinaus gab der brasilianische Präsident Lula bekannt, dass die nachgewiesenen Ölreserven des Landes sich nach den Ölfunden - namentlich ist hier das Tupi Feld zu nennen - mindestens verdreifachen würden. Damit würde Brasilien in die Liga der zehn größten Reserveländer aufsteigen. Von den Plänen einer OPEC Mitgliedschaft nehme man zunächst Abstand, da die Verarbeitung im Lande erfolgen solle und man eher den Export von Mineralölprodukten anstrebe.

Erdgas der Sorte Henry Hub konnte sich gestern im Sog von Öl deutlich erholen und notiert nun wieder bei 13,2 Dollar je MMBtu. Der gestern veröffentlichte Anstieg der Lagerbestände um 90 Mrd Kubikfuß lag etwas unter den Erwartungen.


Edelmetalle

Edelmetalle konnten im gestrigen Umfeld deutlich Terrain gewinnen. Gold steigt wieder über 920 Dollar je Feinunze; das ist im Tagesverlauf ein Gewinn von fast 30 Dollar je Feinunze. Zusätzlich stützte die Nachricht, dass Gold Fields, Afrikas zweitgrößter Goldproduzent, nach einem tödlichen Unfall einen Schacht in der Kloof Mine schließen mußte. Agenturmeldungen zufolge denkt Russland über Goldanlagen für seine Staatsfonds nach. Russlands Reserve Fonds und der National Welfare Fonds verwalten zusammen ein Vermögen von 162 Mrd. Dollar.

Platin und Palladium ziehen ebenfalls mit. Doch die spürbare Verteueurng von Platin zeigt zunehmend Wirkung: Japans Autohersteller arbeiten verstärkt an der Verringerung des Platinanteils bei der Herstellung von Katalysatoren. Auch wenn nur einige Gramm verwendet werden, belaufen sich die Kosten wohl durchschnittlich auf 200 Dollar je Pkw.


Industriemetalle

Kupfer und Aluminium können die seit zwei Wochen zu beobachtende Aufwärtstendenz fortsetzen. Kupfer erreichte gestern im Dreimonatkontrakt nahezu 8500 Dollar je Tonne, und Aluminium etablierte sich über 3200 Dollar je Tonne. Auch wenn wir nach wie vor von der guten Unterstützung bei Aluminium überzeugt sind, gibt es Nachrichten, die nicht ganz in das Bild passen. So meldet das International Aluminium Institut, dass die globalen Lagerbestände im Mai um 90 Tsd Tonnen gestiegen sind. Auch die Bestände an der LME steigen, wenngleich mit moderatem Tempo. Sie liegen aktuell gut 20% über dem Niveau zu Jahresbeginn. Bereits seit Dezember 2006 sind die Aluminium-Vorräte nicht mehr nennenswert gefallen, sondern tendenziell steigend.

Anders dagegen die Situation am Bleimarkt: Hier haben die zuletzt rasant gestiegenen Lagerbestände den Preis stark unter Druck gesetzt. So lange die Tendenzen an der LME anhalten, dürfte der Druck bestehen bleiben. Grundsätzlich sehen wir aber das Korrekturpotenzial am Bleimarkt als ausgereizt.

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Die LME wird die Reichweite ihrer Kontraktlaufzeiten ab 29. September verlängern: Kupfer und Aluminium werden eine Reichweite von bis zu 10 Jahren haben (bislang 63 Monate), Nickel, Blei und Zink werden mit einer Reichweite von bis zu 63 Monate gehandelt (bislang: 27 Monate bzw. bei Blei bislang 15 Monate).


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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