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Nach 140 ist vor 150

01.07.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die höheren geopolitischen Risiken ließen den WTI-Ölpreis gestern auf ein neues Rekordhoch von 143,67 Dollar je Barrel steigen, bevor er wieder unter 140 USD gefallen ist. Hauptsächlich bleibt der Markt um die Entwicklungen der Situation um den zweitgrößten Produzenten der OPEC, den Iran, besorgt, nachdem das Land trotz schärerer Sanktionen erneut seine Bereitschaft bestätigte, am Atomprogramm festzuhalten. Die Gefahren einer möglichen Sperrung der "Straße von Hormus", über die 20% der weltweiten Ölproduktion bzw. rund 40% des auf dem Seewege transportierten Öls verschifft wird, sind schwer zu überschätzen. Obwohl die Blockade unwahrscheinlich ist, auch weil der Iran wegen unzureichender Raffineriekapazitäten ein Netto-Importeur von Ölprodukten ist, dürfte die anhaltende Gefahr einer solchen Sperrung den Preisanstieg unterstützen. Laut Pentagon ist ein Angriff Israels auf die Uran-Einrichtungen Irans bereits in diesem Jahr wahrscheinlich, was den Markt auch mittelfristig in Spannung halten sollte. Auch in Nigeria bleibt die Spannung sehr hoch, nachdem in den letzten Tagen weitere Ölanlagen angegriffen wurden. Die derzeitige Ölproduktion beim ehemals größten Ölexporteur Afrikas liegt rund 1 Mio. Barrel unter der Kapazitätsgrenze.

Insgesamt rechnen wir damit, dass der kurzfristige Aufwärtstrend anhält, wobei die Preise bereits in den nächsten Wochen die magische Marke von 150 USD je Barrel in Angriff nehmen dürften. Auch aus charttechnischen Gründen lockt diese Preisgrenze spekulatives Interesse an, wobei preisdämpfende Nachrichten im gegenwärtigen Marktumfeld nur eine untergeordnete Rolle spielen. So meldete die EIA letzte Woche, dass die Ölnachfrage in den USA im April um 3,9% gegenüber dem Vorjahr auf den niedrigsten Stand seit 2002 zurückgegangen ist. So lange wir noch keine Bestätigung einer dramatischen Abkühlung des Nachfragewachstums in Asien erhalten, dürfte die Öl-Story intakt bleiben.

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China dürfte in der zweiten Jahreshälfte die Exporte von Energiekohle weiter einschränken. Nachdem das Land die Inlandsverkaufspreise im Vormonat begrenzt hat, gehen wir von einem weiteren Rückgang der Importe aus. Während die Preise in China zwischen 115 USD und 130 USD je Tonne liegen, stiegen die Preise für Kohle aus Australien über 170 USD je Tonne. China musste im Mai wegen der Kohleknappheit bereits 32 Kohlekraftwerke schliessen.


Edelmetalle

Im Sog der steigenden Ölpreise und höherer Inflation und Inlations-erwartungen weltweit haben auch die Goldpreise zuletzt stark zugelegt. Auch der Durchbruch der technisch wichtigen Marke von 900 USD je Unze trug zu diesem Anstieg bei. Zwar rechnen wir derzeit nicht mit einem massiven Preisanstieg, weil die physische Nachfrage im Sommer eher zurückbleibt. Insgesamt ist die Marktlage bei Gold jedoch als positiv zu werten. So konnte der Markt einen erneuten Verkauf von 30 Tonnen Gold, der von der EZB heute gemeldet wurde, leicht verdauen. Viel wichtiger als die Verkäufe seitens der Zentralbanken im Rahmen des CBGA erachten wir kurzfristig den Ausgang der EZB-Sitzung am Donnerstag. Die erwartete Zinserhöhung sollte den US-Dollar unter Druck setzen, was dem Rohstoffsektor und insbesondere Gold Unterstützung verleihen sollte.



Industriemetalle

In Peru sind 28 Minengewerkschaften dem Aufruf der Peruvianischen Föderation der Minenarbeiter gefolgt und haben einen Streik für unbestimmte Zeit angetreten. Die Operationen bei einigen der größten Kupfer-, Zink-, Blei-, Einserz-, Gold- und Zinnproduzenten des Landes waren durch den Streik negativ betroffen. Bis zu 85.000 Minenarbeiter wollen ihre Arbeit so lange niederlegen bis die von ihnen geforderten Gesetzänderungen vom Kongress gebilligt werden. Somit bleit die Produktion der Edel- und Industriemetalle nach wie vor durch Streiks in Lateinamerika eingeengt.

MEPS erwartet bei Edelstahl in diesem Jahr eine Produktion weltweit von rund 28 Mio. Tonnen und somit keine nennenswerte Ausweitung. Obwohl die Produktionsrückgänge in Europa, Japan, Südafrika und Südkorea noch durch die Erhöhungen in Brasilien und Indien kompensiert werden, sollte die chinesische Produktion durch Produktionsdrosselungen unter 8 Mio. Tonnen bleiben. Die gestiegenen Kosten für Eisenerz, Kokskohle und Strom haben zum dramatischen Preisanstieg bei Stahl beigetragen, der das Nachfragewachstum eher dämpfen sollte. Jetzt hat auch Rio Tinto bekannt gegeben, dass man sich mit den asiatischen Stahherstellern über einen Anstieg der Eisenerzpreise für Stückerz von 96,5% und für Feinerz von 79,9% geeinigt hat. Die Rating-Agentur Fitch erwartet, dass sich die Stahlpreise in diesem Jahr einpendeln werden, sobald diese Preiserhöhungen in den Stahlnotierungen ausreichend berücksichtigt werden.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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