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Ölpreis: Oops, I did it again

03.07.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rallye am Ölmarkt setzt sich unbeirrt fort. Am Mittwoch stieg der WTI-Ölpreis auf ein neues Rekordhoch von 144,53 Dollar je Barrel. Der Markt bleibt nach wie auf positive Nachrichten fokussiert. Die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche gingen um rund 2 Mio Barrel zurück, wobei der Konsens mit einem Anstieg um 500.000 Barrel gerechnet hat.

Zwar verzeichneten gleichzeitig die Benzinlagerbestände einen unerwartet kräftigen Anstieg um 2,1 Mio Barrel. Allerdings konnte dies den Ölpreis nur kurzzeitig belasten, auch wenn die Benzinnachfrage signifikant unter dem Vorjahresniveau bleit. Der Ausbau der Lagerbestände für Destillate blieb mit 1,26 Mio Barrel etwas hinter den Erwartungen zurück. Der erneute Preisausbruch und die Nähe zur magischen Grenze von 150 USD sollte weiterhin auch spekulatives Interesse anziehen, auch wenn gleichzeitig die Ölproduzenten betonen, dass längerfristig das Problem einer unzureichenden Versorgung nicht bestünde.

Einen Tag nachdem Russland einen erneuten Rückgang der Ölproduktion bekanntgab, billigte das russische Parlament in zweiter Lesung ein Gesetzesvorhaben, welches Steuererleichterungen bzw. geringere Nutzungsgebühren für die Ölproduzenten vorsieht. Ziel ist es, Anreize zur Erschließung neuer Ölfelder zu schaffen und den Rückgang der Ölförderung zu stoppen. Auch von den OPEC-Staaten ist künftig mit einer deutlichen Ausweitung der Produktion zu rechnen. Saudi Arabien plant noch im August das riesige Khursaniyah Ölfeld mit einer Tagesproduktion von 500 Tsd. Barrel in Betrieb zu nehmen. Nigeria gibt bekannt, dass man kurzfristig wieder auf das Niveau von 1,9 Mio. Barrel täglich zurückkehrt, nachdem die Reparaturarbeiten nach den Terroranschlägen abgeschlossen worden sind. Der derzeit größte Ölproduzent Afrikas, Angola, beabsichtigt auch die Produktion noch in diesem Jahr um weitere 100 Tsd. Barrel pro Tag auszuweiten.

Besonders erfreulich waren die jüngsten Nachrichten aus dem Irak, dass die Regierung in Kürze die Lizenzen für einige große Ölfelder vergeben wird, wobei auch ausländische Interessenten zum ersten Mal seit den 60er Jahren, als der Irak seine Ölindustrie nationalisiert hat, eingeladen sind. Man möchte mit Hilfe von ausländischen Firmen, die Produktion von jetzt 2,5 Mio. Barrel auf 4,5 Mio. Barrel täglich in den nächsten fünf Jahren steigern.

Dennoch rechnen wir für die kommenden Tage mit weiter steigenden Preisen, zumal die erwartete Zinsanhebung seitens der EZB den US-Dollar weiter unter Druck bringen dürfte.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert weiter nahe eines 10-Wochenhochs knapp unterhalb von 950 Dollar je Feinunze. Als preisstützend erwies sich ein nachgebender Dollar, der nach schwächeren US-Konjunkturdaten gegenüber dem Euro auf ein 2-Monatstief fiel. Sollte die EZB heute mit falkenhaften Kommentaren aufwarten und damit den US-Dollar weiter auf Talfahrt schicken, ist ein Überschreiten der Marke von $950 zu erwarten. Auch der Ölpreisanstieg schürt Inflationsängste und trägt zum Anstieg des Goldpreises bei.

Platin und Palladium litten zuletzt unter schwachen Autoabsatzzahlen aus den USA, weil beide Edelmetalle hauptsächlich für die Herstellung von Katalysatoren verwendet werden. Allerdings bleiben wir für Platin auf mittlere bis längere Sicht optimistisch, weil die Ausfälle der Minenproduktion wegen der unzureichenden Stromversorgung in Südafrika ein signifikantes Marktdefizit zur Folge haben sollte. Wir haben daher unsere Prognose für den Platinpreis in diesem Jahr auf durchschnittlich 2.000 Dollar und im nächsten Jahr auf 2.125 Dollar je Feinunze angehoben.


Industriemetalle

Kupfer konnte sich zuletzt von einem eher schwachen Umfeld für die Industriemetalle abkoppeln und markierte gestern einen neuen Rekord bei 8.940 Dollar je Tonne. Haupsächlich sind für diesen Anstieg aus unserer Sicht die positive charttechnische Entwickluing und die Produktionsunterbrechungen in Südamerika verantwortlich. Der Streik in Peru, dem drittgrößten Kupferproduzentenland weltweit, könnte laut peruanischer Gewerkschaftsvertreter bis zu 15 Tagen andauern. Die Meldung, dass die peruanische Kupferproduktion im Mai um 9.3% auf rund 108 Tsd. Tonnen gestiegen ist, konnte insofern keine Entlastung für den Kupfermarkt bringen.

Der Höhenflug des Kupferpreises wird sich längerfristig sicherlich in einem massiven Auf- und Ausbau der Kapazitäten manifestieren. So will Codelco 5 Mrd Dollar in die Erweiterung seiner Andina Mine in Chile investieren, um bis 2014 die Abbaukapazität auf 800.000 Tonnen Kupfer mehr als zu verdreifachen. Wir gehen davon aus, dass spätestens nach dem Ende des jüngsten Streiks sich die Angebotssituation wieder normallisiert und der Kupferpreis angesichts der schwachen Nachfrage weltweit wieder zurückkommen wird. Schwächere Arbeitsmarktdaten in den USA könnten dem Anstieg der Kupferpreise bereits heute Nachmittag Grenzen setzen.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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