Schwankungsfreudige Rohstoffmärkte
08.07.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Die Volatilität am Ölmarkt bleibt äußerst hoch. Gestern ist der Ölpreis im Tagesverlauf sogar unter 140 USD je Barrel gefallen, bevor er bei knapp 142 USD schließen konnte. Die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung im Irankonflikt und der stärkere USDollar haben zu dieser Korrektur beigetragen. Der US-Dollar stieg gegenüber dem Euro zwischenzeitlich auf knapp 1,56 EURUSD, was zu Gewinnmitnahmen bei Rohöl führte. Mit einem wieder etwas schwächeren Dollar sollte der Druck auf die Ölpreise von dieser Seite nachlassen.
Auch dürften die geopolitischen Spannungen hoch bleiben, nachdem der iranische Präsident Ahmadinedschad gestern das Recht seines Landes zur Nutzung der Kernenergie nochmals bekräftigte. Neben den geopolitischen Risiken sollten nun auch Angebotssorgen wieder in den Blickpunkt rücken. Petroleos Mexicanos (PEMEX) gab bekannt, dass die Produktion auf einem der größten Ölfelder weltweit, Cantarell in Mexiko, im Mai um 34% im Vergleich zum Vorjahr auf unter 1,4 Mio. Mio. Barrel täglich und somit auf den niedrigsten Stand seit 1995 gefallen ist. Die Nachricht sollte erneut die Ängste vorm "Peak Oil" schüren, die zuletzt auch durch die Rückgänge der Ölproduktion in Russland verstärkt wurden.
Mittelfristig scheint der Markt zwar ausreichend versorgt zu sein, was sich auch in der Form der Forward-Kurve niederschlägt, die sich am vorderen Ende in einem stark ausgeprägten Contango befindet. Dennoch lässt sich der Markt derzeit eher von den Gefahren von Produktionsunterbrechungen leiten. Die Gefahren für die Anlagen im Golf von Mexiko und die Raffinerien entlang der Küste durch die Hurrikans sollten in diesem Jahr nach zwei relativ ruhigen vergangenen Jahren wieder akut sein. So nimmt man mit Besorgnis zur Kenntnis, dass der Hurrikan Bertha in Atlantik nun die Kategorie 3 erreicht hat. Zwar sollte der Golf von Mexiko von diesem Hurrikan verschont bleiben, dennoch trägt dies zur allgemeinen Unsicherheit am Markt bei. Die Netto-Long Positionen spekulativer Anleger sind letzte Woche leicht auf rund 22 Tsd. Kontrakte gesunken. Damit bleibt das Niveau neutral und lässt Raum für spekulative Übertreibungen.
Edelmetalle
Der Goldpreis fiel im gestrigen Handelsverlauf bis auf 915 USD je Unze; der deutliche Rückgang beim Ölpreis und der erstarkte US-Dollar trugen zu dieser Entwicklung bei. Dennoch sollte sich der Preis nun wieder erholen. Die erneute Schwäche an den Aktienmärkten und eine weitere Abwertung beim US-Dollar unterstützen den Goldpreis. ETF Securities gibt bekannt, dass der Bestand an physischem Gold zur Deckung seines Gold ETF in der vergangenen Woche um 15% auf einen Rekordwert von 1,459 Mio Unzen gestiegen ist.
Die robuste Investmentnachfrage sollte somit die schwächere Nachfrage der Schmuckindustrie ausgleichen. Auch an der COMEX stieg das spekulative Interesse zuletzt an. Die Netto-Long Positionen der Großanleger ist letzte Woche um 34,1 Tsd. Kontrakte auf rund 187,7 Tsd. Kontrakte gestiegen. Das ist der höchste Wert seit fünf Wochen.
Platin fiel gestern im Zuge der Korrektur bei den Industriemetallen und Sorgen vor einer sinkenden Nachfrage auf den niedrigsten Stand seit einem Monat. Auch hat Lonmin, der drittgrößte Platinproduzent der Welt, die Arbeiten in der Schmelze, die am 30. Juni unterbrochen wurden, nun wieder aufgenommen. Den Produktionsausfall beziffert Lonmin auf 5.000 bis 10.000 Unzen. Wir erachten das Abwärtspotenzial bei Platin als begrenzt.
Industriemetalle
Aluminium hat gestern ein neues Allzeit-Hoch bei über 3300 USD je Tonne markiert, nachdem der größte chinesische Aluminiumproduzent Chalco wegen der Energieknappheit die Produktion in seiner Schmelze in Shanxi mit einer Kapazität von 280.000 Tonnen zurückfahren musste. Die Provinz-Regierung hat einigen Großabnehmern von Strom angeordnet, die Produktion zu reduzieren, um die knappe Energie zumindest für den Agrarsektor zu sichern. Die Stromknappheit in der Shanxi Provinz, der größten kohleproduzierenden Provinz Chinas, die per saldo mehr Energie aus- als einführt, dürfte durchaus weiterreichende Folgen für die Stromversorgung und die Aluminiumproduktion im Lande haben. China ist nach wie vor der größte Aluminiumproduzent der Welt, obgleich das Land eigentlich keinen Kostenvorteil hat und spätestens zum Ende des Jahres durch dramatisch steigende Energiepreise wieder zu einem Netto-Importeur von Aluminium wird. Wir erwarten, dass der Aufwärtstrend des Aluminiumpreises langfristig anhält.
Die Zinnexporte Indonesiens sind im Juni um 24% im Vergleich zum Vormonat gefallen. Ingesamt waren die Juni Exporte mit 5.461 Tonnen nur halb so hoch wie noch vor einem Jahr. Zum einen ist die Regierung fest entschlossen, die Produktion und die Exporte zu drosseln sowie die illegalen Produktionsanlagen zu schließen. Zum anderen schmälern die dramatisch gestiegenen Energiekosten die Profitabilität bestehender Minenprojekte. Für die Zinnpreise bleiben wir verhalten positiv gestimmt.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Volatilität am Ölmarkt bleibt äußerst hoch. Gestern ist der Ölpreis im Tagesverlauf sogar unter 140 USD je Barrel gefallen, bevor er bei knapp 142 USD schließen konnte. Die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung im Irankonflikt und der stärkere USDollar haben zu dieser Korrektur beigetragen. Der US-Dollar stieg gegenüber dem Euro zwischenzeitlich auf knapp 1,56 EURUSD, was zu Gewinnmitnahmen bei Rohöl führte. Mit einem wieder etwas schwächeren Dollar sollte der Druck auf die Ölpreise von dieser Seite nachlassen.
Auch dürften die geopolitischen Spannungen hoch bleiben, nachdem der iranische Präsident Ahmadinedschad gestern das Recht seines Landes zur Nutzung der Kernenergie nochmals bekräftigte. Neben den geopolitischen Risiken sollten nun auch Angebotssorgen wieder in den Blickpunkt rücken. Petroleos Mexicanos (PEMEX) gab bekannt, dass die Produktion auf einem der größten Ölfelder weltweit, Cantarell in Mexiko, im Mai um 34% im Vergleich zum Vorjahr auf unter 1,4 Mio. Mio. Barrel täglich und somit auf den niedrigsten Stand seit 1995 gefallen ist. Die Nachricht sollte erneut die Ängste vorm "Peak Oil" schüren, die zuletzt auch durch die Rückgänge der Ölproduktion in Russland verstärkt wurden.
Mittelfristig scheint der Markt zwar ausreichend versorgt zu sein, was sich auch in der Form der Forward-Kurve niederschlägt, die sich am vorderen Ende in einem stark ausgeprägten Contango befindet. Dennoch lässt sich der Markt derzeit eher von den Gefahren von Produktionsunterbrechungen leiten. Die Gefahren für die Anlagen im Golf von Mexiko und die Raffinerien entlang der Küste durch die Hurrikans sollten in diesem Jahr nach zwei relativ ruhigen vergangenen Jahren wieder akut sein. So nimmt man mit Besorgnis zur Kenntnis, dass der Hurrikan Bertha in Atlantik nun die Kategorie 3 erreicht hat. Zwar sollte der Golf von Mexiko von diesem Hurrikan verschont bleiben, dennoch trägt dies zur allgemeinen Unsicherheit am Markt bei. Die Netto-Long Positionen spekulativer Anleger sind letzte Woche leicht auf rund 22 Tsd. Kontrakte gesunken. Damit bleibt das Niveau neutral und lässt Raum für spekulative Übertreibungen.
Edelmetalle
Der Goldpreis fiel im gestrigen Handelsverlauf bis auf 915 USD je Unze; der deutliche Rückgang beim Ölpreis und der erstarkte US-Dollar trugen zu dieser Entwicklung bei. Dennoch sollte sich der Preis nun wieder erholen. Die erneute Schwäche an den Aktienmärkten und eine weitere Abwertung beim US-Dollar unterstützen den Goldpreis. ETF Securities gibt bekannt, dass der Bestand an physischem Gold zur Deckung seines Gold ETF in der vergangenen Woche um 15% auf einen Rekordwert von 1,459 Mio Unzen gestiegen ist.
Die robuste Investmentnachfrage sollte somit die schwächere Nachfrage der Schmuckindustrie ausgleichen. Auch an der COMEX stieg das spekulative Interesse zuletzt an. Die Netto-Long Positionen der Großanleger ist letzte Woche um 34,1 Tsd. Kontrakte auf rund 187,7 Tsd. Kontrakte gestiegen. Das ist der höchste Wert seit fünf Wochen.
Platin fiel gestern im Zuge der Korrektur bei den Industriemetallen und Sorgen vor einer sinkenden Nachfrage auf den niedrigsten Stand seit einem Monat. Auch hat Lonmin, der drittgrößte Platinproduzent der Welt, die Arbeiten in der Schmelze, die am 30. Juni unterbrochen wurden, nun wieder aufgenommen. Den Produktionsausfall beziffert Lonmin auf 5.000 bis 10.000 Unzen. Wir erachten das Abwärtspotenzial bei Platin als begrenzt.
Industriemetalle
Aluminium hat gestern ein neues Allzeit-Hoch bei über 3300 USD je Tonne markiert, nachdem der größte chinesische Aluminiumproduzent Chalco wegen der Energieknappheit die Produktion in seiner Schmelze in Shanxi mit einer Kapazität von 280.000 Tonnen zurückfahren musste. Die Provinz-Regierung hat einigen Großabnehmern von Strom angeordnet, die Produktion zu reduzieren, um die knappe Energie zumindest für den Agrarsektor zu sichern. Die Stromknappheit in der Shanxi Provinz, der größten kohleproduzierenden Provinz Chinas, die per saldo mehr Energie aus- als einführt, dürfte durchaus weiterreichende Folgen für die Stromversorgung und die Aluminiumproduktion im Lande haben. China ist nach wie vor der größte Aluminiumproduzent der Welt, obgleich das Land eigentlich keinen Kostenvorteil hat und spätestens zum Ende des Jahres durch dramatisch steigende Energiepreise wieder zu einem Netto-Importeur von Aluminium wird. Wir erwarten, dass der Aufwärtstrend des Aluminiumpreises langfristig anhält.
Die Zinnexporte Indonesiens sind im Juni um 24% im Vergleich zum Vormonat gefallen. Ingesamt waren die Juni Exporte mit 5.461 Tonnen nur halb so hoch wie noch vor einem Jahr. Zum einen ist die Regierung fest entschlossen, die Produktion und die Exporte zu drosseln sowie die illegalen Produktionsanlagen zu schließen. Zum anderen schmälern die dramatisch gestiegenen Energiekosten die Profitabilität bestehender Minenprojekte. Für die Zinnpreise bleiben wir verhalten positiv gestimmt.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.