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Öl nimmt einen neuen Anlauf auf die 150 $-Marke

11.07.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt bleibt weiter äußerst volatil. Der Ölpreis sprang gestern Abend innerhalb einer Handelsstunde um fünf US-Dollar auf 142 USD je Barrel nach oben. Zuvor handelte der WTI-Preis noch den ganzen Tag über in einer Spanne zwischen 136 und 137 USD je Barrel. Nachdem in den vergangenen Tagen die Sorge vor einer nachlassenden Nachfrage den Ölpreis belastete, traten gestern die Angebotssorgen wieder in den Vordergrund. So drohte die Ölgewerkschaft in Brasilien damit, ab Montag gegen das staatliche Ölunternehmen Petrobras in einen fünftägigen Streik zu treten. Betroffen hiervon wären die Ölplattformen im Campos Becken vor der brasilianischen Küste. Von dort stammen mehr als 80% der brasilianischen Ölförderung. Zudem kündigte die nigerianische Rebellenorganisation MEND mit Wirkung Samstagnacht den einseitigen Waffenstillstand, welcher seit dem 24. Juni Bestand hatte. Somit drohen ab der kommenden Woche wieder Anschläge auf die Ölinfrastruktur im achtgrößten Ölförderland der Welt. Der Markt gibt somit den ölpreistreibenden Nachrichten wieder mehr Gewicht, was auf einen erneuten Stimmungsumschwung unter den Marktteilnehmern hindeutet.

Die anhaltenden Raketentests durch den Iran tragen unterdessen dazu bei, dass die geopolitischen Risiken weiter überhöht bleiben und damit eine Risikoprämie auf dem Ölpreis rechtfertigen. Die hohe Volatität der vergangenen Tage kann als Zeichen zunehmender Nervosität am Ölmarkt gesehen werden. Wir fühlen uns darin bestätigt, dass der kräftige Rückgang Anfang der Woche, als der Ölpreis binnen zweier Tage um nahezu zehn Dollar einbrach, noch nicht die Trendwende hin zu nachhaltig sinkenden Ölpreisen gewesen ist. Einen baldigen Test der Marke von 150 USD halten wir für wahrscheinlich. Gestern hat die OPEC ihren langfristigen Ölausblick für 2008 veröffentlicht. Bis zum Jahr 2012 soll die weltweite Ölnachfrage um 9% auf 92.3 Mio Barrel pro Tag steigen. Während die Nachfrage aus den OECD-Ländern in den kommenden Jahren kaum noch zunehmen soll, rechnet die OPEC mit einem anhaltend robusten Nachfragewachstum in den Entwicklungsländern. Solange die Nachfrage in den Entwicklungsländern nicht spürbar nachlässt, sollte der Ölpreis gut unterstützt bleiben.

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Edelmetalle

Gold konnte gestern auf 947 USD je Feinunze steigen, den höchsten Stand seit fast drei Monaten. Nachrichten über Schwierigkeiten bei den Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac in den USA setzten den US-Dollar unter Druck und beflügelten den Goldpreis. Der starke Ölpreisanstieg seit gestern Abend könnte dem Goldpreis weitere Impulse geben und einen Sprung über 950 USD ermöglichen. Denn durch den Ölpreisanstieg dürften auch die Inflationsängste wieder zunehmen, was Gold in seiner Eigenschaft als Sachwert und Absicherung gegen Inflation zugute kommen sollte.

Platin konnte gestern wieder zurück über die Marke von 2.000 USD je Unze steigen. Wir fühlen uns darin bestätigt, dass der jüngste Rückgang bis 1.934 USD lediglich eine Korrektur war und der Preis in den kommenden Wochen und Monaten wieder steigen sollte. Der neuerliche Ölpreisanstieg könnte dem Aufwärtspotenzial bei Platin kurzfristig allerdings Grenzen setzen. Schließlich ist die Autoindustrie der wichtigste Nachfrager für Platin und steigende Ölpreise könnten die Nachfrage nach Automobilen dämpfen.

Industriemetalle

Aluminium konnte gestern auf ein Allzeithoch von 3.380 USD je Tonne steigen. Die 20 größten Aluminiumproduzenten in China haben sich darauf verständigt, die Produktion ab Juli um bis zu 10% reduzieren. China ist der mit Abstand größte Aluminiumproduzent weltweit und die betroffenen Hütten machen 70% der landesweiten Aluminiumproduktion aus. Hintergrund dieser Entscheidung sind Energieengpässe. In zahlreichen chinesischen Provinzen ist es bereits zu einer Beschränkung des Elektrizitätsangebotes gekommen, weil Kraftwerke aufgrund steigender Kohlepreise und zu niedrig festgelegter Strompreise die Stromproduktion herunterfahren.

Ähnliche Produktionsprobleme könnten nun auch bei Zink und Blei bevorstehen, weil auch hier China ein sehr bedeutender Produzent ist und die Energieprobleme, die über die nächsten Monate anhalten sollten, auch die Produktion dieser beiden Metalle hart trifft. Am Wochenende sollen sich die führenden chinesischen Zinkproduzenten treffen; die Energieengpässe und mögliche Produktionskürzungen stehen auch dort zur Debatte. Der Zinkpreis stieg in den letzten drei Tagen um über 15%, der Bleipreis sogar um über 30%. Bei Blei deutet außerdem eine steigende Zahl an Cancelled Warrants an der LME auf einen Abbau der Lagerbestände hin, welche in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen waren und für den kräftigen Presirückgang Blei maßgeblich verantwortlich zeichneten.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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