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Gold nimmt Anlauf auf 1.000-US-Dollar-Marke

15.07.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis handelt seit gestern wenig verändert in einer engen Spanne um 145 USD je Barrel. Für einen neuerlichen Anstieg in Richtung der Hochs von letzter Woche oberhalb von 147 USD fehlen derzeit die Impulse. So scheint der Streik der Ölarbeiter in Brasilien die dortige Ölproduktion weniger stark zu beeinträchtigen als befürchtet. Nach Angaben von Petrobras wurden gestern nur 63.000 Barrel Rohöl weniger gefördert als üblich. Zuvor war man seitens des Unternehmens noch von einem Förderausfall von 163.000 Barrel ausgegangen. Die Gewerkschaft bezifferte die erwarteten Ausfälle zunächst sogar auf 400.000 Barrel.

Bedenkt man, dass die Streikmeldungen aus Brasilien einer der Gründe für die jüngste kräftige Erholung der Ölpreise waren, kann man das Verharren der Preise auf einem hohen Niveau als ein Zeichen relativer Stärke interpretieren. Die Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 150 USD sollte außerdem auf Spekulanten anziehend wirken, zumal die spekulativen Netto-Long Positionen derzeit sehr niedrig sind. Der starke Anstieg der Ölpreise hat US-Präsident Bush gestern dazu veranlasst, das Verbot für die Ölförderung auf dem Äußerem Kontinetalschelf (OCS) aufzuheben, welches vor 18 Jahren vom damaligen Präsidenten Bush Sr. eingeführt wurde. Für eine endgültige Freigabe dieser Ölvorkommen für die Förderung ist aber noch die Zustimmung des Kongresses notwendig, welche unsicher ist.

Zudem schätzt die EIA, dass es bis zum Jahr 2030 dauern dürfte, bis diese Vorkommen gefördert werden könnten. Aus diesem Grund ist in den USA nicht mit einer mittelfristigen Entspannung der Angebotsseite zu rechnen. Dennoch sollte die potenzielle Erschließung von schätzungsweise 18 Milliarden Barrel Rohöl und 76 Billionen Kubikfuß Erdgas zur Beruhigung der Befürchtungen vorm Peak Oil beitragen.

Der Energiehunger Chinas ist dagegen ungebrochen. Laut der chinesischen Zollbehörde beliefen sich die Rohölimporte im Juni auf 14,57 Mio Tonnen. Im ersten Halbjahr stiegen die Rohölimporte auf 90,53 Mio. Tonnen. Das sind 11% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Auch die Einfuhren von Diesel und Benzin stiegen im Vorfeld der Olympischen Spiele kräftig. Die ungebremst kräftige Nachfrage aus dem Reich der Mitte bleibt somit ein unterstützender Faktor für die hohen Ölpreise.


Edelmetalle

Gold konnte gestern weiter steigen und bei 976 USD je Feinunze ein neues 4-Monatshoch markieren. Ein schwacher US-Dollar und zunehmende Sorgen über den US-Finanzsektor geben dem gelben Edelmetall derzeit Auftrieb. So fiel der S&P Financials gestern auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren. Da gleichzeitig EUR/USD ein Allzeithoch über 1,60 markiert hat, der Ölpreis nicht mehr weit von 150 USD je Barrel entfernt steht und die geopolitischen Risiken hoch sind, bleibt Gold derzeit gut unterstützt. Dazu kommt die robuste Investmentnachfrage, welche sich in steigenden Goldbeständen bei den Gold-ETFs ausdrückt.

Auch wenn wir mit einem nachhaltigen Anstieg auf 1000 USD erst im 4.Quartal rechnen, kann bereits heute ein kurzfristiger Test dieser Marke erfolgen, was hauptsächlich von den Auswirkungen der Rede des Fed-Vorsitzenden Bernanke abhängt. Bremst dieser aufgrund der Finanzmarktrisiken die Zinserhöhungserwartungen, dürfte der US-Dollar weiter unter Druck geraten.

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Silber markierte im Schlepptau von Gold bei 19,23 USD ebenfalls ein 4-Monatshoch. Platin und Palladium gaben dagegen nach. Beide Edelmetalle werden von Sorgen belastet, dass die Nachfrage aus der Automobilindustrie aufgrund der hohen Ölpreise und der schwachen Konjunktur nachlassen könnte, weil diese beiden Metalle hauptsächlich zur Herstellung von Autokatalysatoren eingesetzt werden.


Industriemetalle

Die Anzeichen einer Bodenbildung bei Blei und Zink verdichten sich. Die International Lead and Zinc Study Group berichtete von mäßigen Marktüberschüssen in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres bei beiden Metallen (Zink 59.000 Tonnen, Blei 31.000 Tonnen). Aus unserer Sicht werden die noch kalkulierbaren Produktionskürzungen seitens zahlreicher chinesischer Blei- und Zinkproduzenten die Marktbilanz bei diesen Metalle entscheidend verbessern. Schließlich ist China der größte Zink- und Bleiproduzent weltweit. Zwar warnt die ILZSG bei Zink explizit davor, von einer schnellen Verbesserung beim Zinkpreis auszugehen. Dennoch glauben wir, dass bei beiden Metallen derzeit eher Aufwärtsrisiken bestehen. So sollte die Lennard Shelf Pillara Zinkmine in Australien bereits im August dieses Jahres geschlossen werden statt wie geplant erst im 4. Quartal 2009.

Die Kupferimporte Chinas sanken im Juni um 24,4% im Vergleich zum Vorjahr auf 91,8 Tsd. Tonnen. Zwar bleibt China nach wie vor ein bedeutender Netto-Importeur von Kupfer. Allerdings sollte die etwas nachlassende Kupfernachfrage einen Rückgang der Kupferpreise unter 8.000 USD je Tonne in den kommenden Wochen einleiten.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst


Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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