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Ölpreis am Scheideweg

21.07.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach dem stärksten Wochenrückgang als der WTI-Ölpreis über 16 USD auf rund 129 USD verlor, notiert Rohöl heute Morgen leicht erholt bei USD 130 je Barrel. Wieder in den Fokus rückende geopolitische Risiken, ein schwächerer US-Dollar und Sorgen vor möglichen Angebotsengpässen geben dem Ölpreis derzeit Unterstützung. Die Gespräche zwischen dem Atom-Sextett und Iran brachten am Wochenende keine Annäherung, wobei dem Iran zwei Wochen Zeit gegeben wurden, der Gruppe Antwort zu geben. Mit Hurrikan Dolly hat sich unterdessen der erste Sturm formiert, der auch auf die Öleinrichtungen im Golf von Mexiko treffen könnte. Das riesige Cantarell Ölfeld Mexikos soll zwar nicht betroffen sein.

Dennoch schürt dies Ängste vor möglichen Produktionsrückgängen, zumal in den kommenden Wochen mit weiteren Wirbelstürmen zu rechnen ist. Außerdem dürfte die Ölförderung in den VAE laut dem staatlichen Ölunternehmen ADNOC im Oktober und November wegen der Wartungsarbeiten für 40 Tage um 150.000 bis 200.000 Barrel pro Tag zurückgehen. Dies könnte dennoch durch eine steigende Produktion der anderen OPEC-Länder abgefangen werden. Oil Movements rechnet damit, dass die Ölexporte der OPEC im Juli um 560 Tsd. Barrel pro Tag steigen werden. Diese Daten enthalten nicht Irak, Angola und Ecuador, deren Produktion derzeit auch steigt. Am Freitag teilte außerdem der Energieminister Russlands mit, dass in diesem Jahr die Ölproduktion trotz des Rückgangs im ersten Halbjahr nur stagnieren und im nächsten Jahr sogar steigen dürfte.

Der derzeit negative Tenor am Ölmarkt wird durch die Entwicklungen der Nachfrageseite massiv verstärkt. Am Freitag gab das API bekannt, dass der Kraftstoffverbrauch in den USA im ersten Halbjahr um 3% zurückgegangen ist. Das war der stärkste Rückgang seit 17 Jahren, wobei die höhere Diesel-Nachfrage im 2. Quartal einen noch stärkeren Rückgang verhindert hat. Vietnam hat die Kraftstoffpreise um bis zu 36% erhöht. In den vergangenen Wochen hatten die meisten asiatischen Länder einschließlich China und Indien die Subventionen zurückgeführt und die Preise massiv angehoben, um die Staatsfinanzen zu entlasten. Um eine nachhaltige Trendwende beim Ölpreis festzustellen, ist es dennoch viel zu früh, obgleich die fundamentale Situation eindeutig für niedrigere Preise spricht. Die Netto-Long Positionen der spekulativen Anleger sind in der Vorwoche auf rund 22,4 Tsd. Kontrakte gestiegen, liegen damit noch immer auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.


Edelmetalle

Gold notiert zum Wochenauftakt leicht erholt bei USD 960 je Feinunze, nachdem am Freitag Tiefstkurse bei $950 verzeichnet wurden. Besser als befürchtet ausgefallene Quartalszahlen der Citigroup sorgten für Kursgewinne an den Aktienmärkten und belasteten den Goldpreis. Auch wenn die Rückkehr der geopolitischen Risiken den Goldpreis ebenso stützen dürfte wie die Sorgen vor einer weiter steigenden Inflation, dürfte sich Gold schwer tun, die Marke von $1000 kurzfristig zu erreichen. Der Anstieg auf ein 4-Monatshoch von 988 $ Anfang letzter Woche ging einher mit einem weiteren Anstieg der spekulativen Netto-Long Positionen an der COMEX. Diese sind in der Woche zum 15. Juli auf knapp 202,8 Tsd. Kontrakte gestiegen und liegen damit nur noch knapp 5% unter dem Rekordhoch von Mitte Februar. Mit einem nachhaltigen Anstieg auf 1000 $ rechnen wir erst im vierten Quartal, wenn die Schmucknachfrage wieder zunimmt. Platin sollte nach dem Einbruch in der vergangenen Woche einen Boden ausbilden. Trotz aller Sorgen vor einer schwächeren Nachfrage aus der Automobilindustrie und nachlassender Risiken für das Angebot besteht bei Platin weiterhin ein Marktdefizit.

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Industriemetalle

Aluminium ist am Freitag auf den tiefsten Stand seit einem Monat gefallen. Die LME-Lagerbestände sind jetzt auf 1,123 Mio. Tonnen gestiegen, den höchsten Stand seit Mai 2004. Zwar deutet es zunächst auf eine ausreichende Versorgung bei Aluminium hin. Dennoch dürfte sich die Situation wegen der Produktionsrückgänge in China stark verändern. So ist die Stromerzeugung in China im Juni nur noch um 8.3% gestiegen. Das ist der gerinste Anstieg seit mehr als sechs Jahren. Die Probleme bei der Stromerzeugung dürften die energieintensive Aluminiumherstellung somit weiter beeinträchtigen. Das Abwärtspotenzial bei Aluminium sollte somit begrenzt sein.

Während der niedrige Zinkpreis dazu führt, dass geplante Minenprojekte wie in Burkina Faso nicht umgesetzt werden, sieht die Sache bei Kupfer anders aus. So haben die Behörden in Sambia die Genehmigung für das neue Mkushi Kupferprojekt erteilt, wo ab 2010 bis zu 59.000 Kupferkonzentrat abgebaut werden sollen. Der Kupfermarkt bleibt außerdem sehr konzentriert, wobei nur ein Marktteilnehmer über mehr als 90% der LME-Warrants verfügt.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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