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Dolly bewegt (den Ölmarkt)

22.07.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis unternahm gestern den Versuch einer Erholung, scheiterte aber frühzeitig. Der WTI-Preis handelt weiter um die Marke von USD 130 je Barrel, nachdem er am Abend zwischenzeitlich bis auf $132 steigen konnte. Grund für den vorübergehenden Anstieg waren Sorgen, dass der tropische Sturm Dolly zu Produktionsausfällen im Golf von Mexiko führen könnte. Shell hatte zuvor bekanntgegeben, Ölarbeiter von seinen Plattformen zu evakuieren. Laut Angaben der EIA dürfte Dolly die Ölförderanlagen allerdings verschonen. Auch der staatliche mexikanische Ölkonzern Pemex sieht bislang keine Beeinträchtigungen. In der Folge gab der Ölpreis die Gewinne umgehend wieder ab. Die kurze Halbwertzeit der Ölpreisgewinne verdeutlicht einmal mehr, wie angeschlagen der Ölmarkt derzeit ist und dass die Sorgen vor einer schwächeren Nachfrage derzeit die Oberhand haben.

Das Risiko liegt daher auf der unteren Seite. Die verbleibende Unsicherheit, dass Dolly vielleicht doch zu Förderausfällen im Golf von Mexiko führen könnte, die Aussicht auf weitere Wirbelstürme in den kommenden Wochen und die weiterhin bestehenden geopolitischen Risiken dürften einen deutlichen Rückgang unter die Marke von 130 $ aber vorerst verhindern. So verlangte US-Außenministerin Rice vom Iran eine "ernsthafte Antwort" und drohte mit weiteren Sanktionen, sollte Teheran die vom Atom-Sextett gesetzte 2-Wochenfrist verstreichen lassen. Wie die gestrige Marktreaktion verdeutlicht, ist das Erholungspotenzial beim Ölpreis derzeit äußerst begrenzt.

Die Äußerungen des OPEC-Präsidenten Khelil dürften ebenfalls dazu beitragen, dass die Bullen in der Defensive bleiben. Demnach ist der Markt mit Öl hinreichend versorgt. Dazu würde die OPEC über hinreichend freie Kapazitäten verfügen, um jeglichen Anstieg der Nachfrage oder mögliche Angebotsunterbrechungen zu begegnen. Darüber hinaus hat ENI die Ölpipeline in Nigeria repariert welche in der vergangenen Woche durch einen Sabotageanschlag beschädigt wurde. Die Wiederinbetriebnahme der Pipeline dürfte somit zu einer weiteren Verbesserung des Angebots führen.


Edelmetalle

Gold profitiert weiter von seiner Funktion als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten und kann sich daher gut behaupten. Mit USD 973 je Feinunze notiert Gold nur 1,5% unter dem vergangene Woche verzeichneten 4-Monatshoch. Die hohen Netto-Long Positionen dürften das weitere Aufwärtspotenzial kurzfristig allerdings begrenzen.

Platin hat seine Talfahrt der vergangenen Tage fortgesetzt und ist auf USD 1.825 je Feinunze gefallen. Noch immer belasten Nachrichten, wonach derzeit mit keinen Stromausfällen unddamit auch nicht mit Produktionsausfällen zu rechnen ist. Wir erachten den jüngsten Preisrückgang als übertrieben. So berichtet der Platinproduzent und Hersteller von Autokatalysatoren Johnson Matthey, dass der Absatz von Autokatalysatoren in Asien weiter kräftig steigt. Daher könnte der alleinige Fokus auf fallende Autoabsatzzahlen in den Industrieländern ein verzerrtes Bild zeigen. Wir rechnen weiter damit, dass sich Platin mittelfristig erholen sollte.


Industriemetalle

China hat im Juni knapp 30% weniger raffiniertes Kupfer importiert als im Vorjahr. Die Menge von 75.707 Tonnen war die geringste seit November 2006. Dies deutet sowohl auf einen möglichen Abbau der Lagerbestände als auch auf eine schwächere Nachfrage des weltweit größten Verbrauchers von Kupfer hin, was für einen Rückgang der Kupferpreise auf mittlere Sicht sprechen sollte. Kurzfristig wird der Kupferpreis weiter von drohenden Angebotsengpässen gestützt. Laut International Copper Study Group bestand in den ersten vier Monaten des Jahres immerhin noch ein Marktdefizit von 108.000 Tonnen. Dieses dürfte aufgrund der schwächeren Nachfrage in den kommenden Monaten aber deutlich zurückgehen. Wir rechnen daher weiter mit einem Rückgang des Kupferpreises unter USD 8.000 je Tonne in den kommenden Wochen und Monaten.

Die Weltproduktion von Primäraluminium stieg im Juni auf durchschnittlich 70.700 Tonnen pro Tag. Die Monatsproduktion belief sich auf 2.121 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um 4% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Produktionskürzungen in China sollten sich in den kommenden Monaten in einer niedrigeren Produktion niederschlagen, da China der weltweit größte Aluminiumproduzent ist. Der Rückgang der Ölpreise hat zuletzt auch Aluminium zugesetzt, das als Wette auf steigende Energiepreise galt. Allerdings sollten die besagten Produktionskürzungen in China dafür sorgen, dass Aluminium auch im Fall einer anhaltenden Korrektur am Ölmarkt mittelfristig Aufwärtspotenzial besitzt.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst


Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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