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Schwäche jetzt auch am Goldmarkt

24.07.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis hat seine Talfahrt der vergangenen Tage gestern fortgesetzt. Der WTI-Preis fiel um weitere drei US-Dollar und handelt erstmals seit sieben Wochen unter der Marke von USD 125 je Barrel. Neben einem festeren US-Dollar belasteten die Daten zu den US-Lagerbeständen. Zwar gingen die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche überraschend deutlich um 1,6 Mio Barrel gegenüber der Vorwoche zurück und liegen mit 295,3 Mio. Barrel 6,4% unter dem 5-Jahresdurchschnitt. Um 985.000 Barrel gesunkene Importe zeichnen für den Rückgang in erster Linie verantwortlich. Gleichzeitig stiegen aber die Benzinlagerbestände um 2,8 Mio Barrel und übertrafen die Erwartungen eines Anstiegs von 200.000 Barrel damit deutlich. Nach DOE-Angaben liegen die Benzinvorräte damit oberhalb der zu dieser Jahreszeit üblichen durchschnittlichen Spanne.

Die Lagerbestände für Destillate stiegen um 2,4 Mio. Barrel und lagen damit im Rahmen der Erwartungen. Der kräftige Lageraufbau bei Benzin ist umso bemerkenswerter, da die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien in der vergangenen Woche um 2,4 Prozentpunkte auf 87,1% zurückgegangen ist. Dass die Lagerbestände dennoch so stark ansteigen, deutet auf eine extrem schwache Nachfrage hin. In den vergangenen vier Wochen lag die Benzinnachfrage um 3,2% unter dem Niveau des Vorjahres.

Die Rohölimporte in Japan sind erstmals seit neun Monaten im Vorjahresvergleich gesunken. Die schwache Ölnachfrage wird also auch in anderen großen Verbrauchsländern zunehmend sichtbar. Auch China unternimmt Anstrengungen, den Energieverbrauch zu reduzieren. So verständigte sich die chinesische Regierung darauf, die Besteuerung von Autos mit großen Motoren zu erhöhen. Darüber hinaus sollen weitere mit Öl befeuerte Kratwerke außer Betrieb genommen werden. Dies dürfte dazu beitragen, dass die Nachfrage im weltweit zweitgrößten Ölverbrauchsland mittelfristig nachlässt. Die nigerianische Rebellengruppe MEND drohte unterdessen in den nächsten 30 Tagen mit Anschlägen auf die Ölpipelines. Derartige Nachrichten verhallen im gegenwärtigen Marktumfeld allerdings wirkungslos.

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Edelmetalle

Gold fiel gestern um mehr als 20 US-Dollar auf USD 920 je Feinunze. Der US-Dollar konnte gegenüber dem Euro um einen weiteren Cent auf ein 2-Wochenhoch zulegen. Dazu verringert der Rückgang beim Ölpreis auf ein 7-Wochentief die Inflationsängste. Gold verliert damit an Attraktivität, weil es als Absicherung gegen Inflation und einen schwächeren US-Dollar angesehen wird. Zudem konnten die Aktienmärkte gestern abermals Kursgewinne verzeichnen, was Gold ebenfalls belastete. Kurzfristig überwiegen weiter die Abwärtsrisiken. So könnten die schwächeren Konjunkturdaten aus der Eurozone (ifo, PMI) zu einem weiteren Rückgang von EUR/USD führen und der Ölpreis dürfte nach den gestrigen Lagerbestandsdaten unter Druck bleiben. Unterstützt wird der Rückgang bei Gold durch eine nachlassende Investmentnachfrage.

Der Goldbestand, welcher vom weltweit größten Gold-ETF SPDR gehalten wird, ging in dieser Woche auf 673 Tonnen zurück von 705 Tonnen Mitte Juli. Eine weltweit stagnierende Minenproduktion bleibt eine wichtige Unterstützung für den Goldpreis. Zusätzlich begünstigt durch eine Belebung der Schmucknachfrgae erwarten wir, dass Gold im vierten Quartal nachhaltig über 1.000 Dollar steigen wird.

Silber hat sich gestern im Schlepptau von Gold ebenfalls abgeschwächt und fiel auf USD 17,32 je Feinunze. Platin verzeichnete bei USD 1712 je Feinunze und 6-Monatstief, ebenso Palladium bei USD 377 je Feinunze.


Industriemetalle

Blei stieg gestern auf ein 9-Wochenhoch von USD 2.212 je Tonne. Neben geringeren Bleiexporten aus China geben fallende LME-Lagerbestände dem Bleipreis derzeit Auftrieb. Die Lagerbestände fielen gestern auf 91.225 Tonnen, den niedrigsten Stand seit Anfang Juni. Ein fortgesetzter Abbau der Lagerbestände sollte dem Bleipreis weiterhin Unterstützung geben. Der kräftige Preisanstieg in den vergangenen Tagen spricht allerdings kurzfristig für eine Verschnaufpause.

Nickel ist gestern auf ein 2-Jahrestief von USD 19.950 je Tonne gefallen. Selbst der abermalige Rückgang der LME-Lagerbestände auf 43.188 Tonnen, den niedrigsten Wert seit Novmber 2007, konnte Nickel keine Unterstützung geben. Wir erachten den Rückgang bei Nickel als übertrieben und rechnen mit einer baldigen Gegenbewegung.

Aluminium fiel gestern auf ein 5-Wochentief von USD 3.006 je Tonne. Die Produktionskürzungen in China sollten dazu beitragen, dass die hohen Lagervorräte abgebaut werden, so dass Aluminium mittelfristig Aufwärtspotenzial besitzt.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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