Nickelpreis fällt auf 2-Jahrestief
25.07.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Der Ölmarkt konnte sich gestern stabilisieren. Der WTI-Preis stieg auf 126 USD je Barrel, nachdem zwischenzeitlich bei 123,50 $ ein 7-Wochentief erreicht wurde. Nach einem Rückgang um über 20 US-Dollar oder 15% innerhalb von zwei Wochen überrascht es nicht, dass der Markt erst einmal innehält. Für einen fortgesetzten Ölpreisrückgang müssten auch die Daten aus China eine Verlangsamung der Nachfrage zeigen.
Bis dahin sollte der Ölpreis in einer Spanne zwischen 120 und 130 US-Dollar schwanken, wobei es immer wieder zu heftigen Kursausschlägen abhängig von der Nachrichtenlage kommen kann. So warnte der israelische Oberbefehlshaber, dass man militärisch eingreifen könnte, sollte das iranische Atomprogramm nicht auf diplomatischem Wege gestoppt werden. In einer Woche läuft die Frist aus, welche das Atom-Sextett dem Iran gesetzt hat. Mit dem Näherrücken dieses Datums dürften die geopolitischen Risiken wieder zunehmen, was den Ölpreis unterstützen sollte. Das Ölangebot ist dagegen weiter reichlich. Die täglichen Öllieferungen der OPEC werden nach Angaben von Oil Movements in den vier Wochen bis 9. August um 2,3% gegenüber den vorherigen vier Wochen auf 24,87 Mio. Barrel pro Tag steigen. Grund hierfür ist die höhere Förderung in Saudi-Arabien. Das Königreich hatte im Juni angekündigt, die tägliche Ölfördermenge um weitere 200.000 Barrel zu erhöhen.
Erdgas der Sorte Henry Hub verlor gestern knapp 5% auf 9,3 USD je mmBtu. Zeitweise fiel der Preis sogar unter die Marke von $9. Der Lageraufbau fiel in der vergangenen Woche mit 84 Mrd. Kubikfuß höher aus als die erwarteten 80 Mrd. Kubikfuß und liegt damit deutlich höher als der 5-Jahresdurchschnitt für die betreffende Woche von 57 Mrd. Kubikfuß. Das milde Wetter und der Umstand, dass Hurrikan Dolly keine nennenswerten Schäden bei der Gasversorgung anrichtete, belasten zusätzlich. Saisonüblich gerät der Gaspreis in den Sommermonaten unter Druck, womit sich erklären lässt, weshalb Erdgas in der gegenwärtigen Korrektur doppelt so viel verloren hat wie Rohöl. Der Erdgaspreis sollte weiter dem Rohölpreis folgen. Exxon Mobil und BHP Billiton wollen unterdessen 1,4 Mrd australische Dollar in die Erschließung des Turum-Projekts vor der australischen Südostküste investieren. Dort sollen ab 2011 innerhalb von 20 Jahren bis zu 100 Mio. Barrel Rohöl und Flüssiggas sowie ab 2015 bis zu 1 Bio Kubikfuß Erdgas gefördert werden.
Edelmetalle
Die Stabilisierung beim Ölpreis, der Rückgang des US-Dollar und kräftige Verluste an den Aktienmärkten sorgten gestern dafür, dass sich der Goldpreis erholen konnte und wieder bei 930 $ notiert. Kurzfristig dürfte die Entwicklung an den Aktienmärkten bestimmend bleiben. So besteht in den vergangenen Wochen ein inverser Zusammenhang zwischen der Investmentnachfrage für Gold und der Entwicklung an den Aktienmärkten. Wir sehen Gold in den kommenden Wochen seitwärts tendieren, ehe im vierten Quartal mit anziehender Nachfrage aus der Schmuckindustrie die Marke von 1.000 $ nachhaltig überwunden werden sollte.
Industriemetalle
Die Industriemetalle verloren gestern auf breiter Front. Am stärksten gab Nickel ab, das um 6% auf ein 2-Jahrestief von 18.775 USD je Tonne fiel. Auslöser waren Sorgen vor einer schwächeren Nickelnachfrage aus dem Edelstahlsektor, welcher zwei Drittel der Gesamtnachfrage für Nickel stellt. So will Shanxi Taigang aus China den Nickelgehalt seiner Produkte trotz des deutlichen Preisrückgangs der vergangenen Monate reduzieren. Der weltweit viertgrößte Produzent von Edelstahl Outokumpu aus Finnland berichtet davon, dass Abnehmer den Kauf von Edelstahl in Erwartung weiterer Preisrückgänge und aufgrund der schwachen Nachfrage aus der Bauindustrie aufschieben. Doch auch von der Angebotsseite kamen belastende Meldungen.
So will der australische Bergbaukonzern Mirabela trotz des niedrigen Nickelpreises ab Mitte 2009 die Produktion in der Santa Rita Mine in Brasilien aufnehmen. Dort werden Nickelvorkommen in Höhe von 540.000 Tonnen vermutet. Die LME-Lagerbestände stiegen zudem gestern erstmals seit Anfang Juni wieder an, was zusätzlich belastend auf den Nickelpreis wirkte. Dennoch sind die Lagerbestände seit Ende April bereits um 17% zurückgegangen. Auf dem gegenwärtigen Preisniveau sollten die negativen Nachrichten hinreichend eskomptiert sein. Wir rechnen daher mit einer baldigen Rückkehr des Nickelpreises in die Spanne zwischen 20.000 und 25.000 Dollar je Tonne, welches wir als fundamental gerechtfertigt erachten. Unterstützt wird diese Sicht von Nachrichten, wonach die chinesischen Exporte an unverarbeitetem Nickel im Juni um 65,5% zurückgegangen sind. Im ersten Halbjahr sanken die Nickelexporte im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 70%.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Ölmarkt konnte sich gestern stabilisieren. Der WTI-Preis stieg auf 126 USD je Barrel, nachdem zwischenzeitlich bei 123,50 $ ein 7-Wochentief erreicht wurde. Nach einem Rückgang um über 20 US-Dollar oder 15% innerhalb von zwei Wochen überrascht es nicht, dass der Markt erst einmal innehält. Für einen fortgesetzten Ölpreisrückgang müssten auch die Daten aus China eine Verlangsamung der Nachfrage zeigen.
Bis dahin sollte der Ölpreis in einer Spanne zwischen 120 und 130 US-Dollar schwanken, wobei es immer wieder zu heftigen Kursausschlägen abhängig von der Nachrichtenlage kommen kann. So warnte der israelische Oberbefehlshaber, dass man militärisch eingreifen könnte, sollte das iranische Atomprogramm nicht auf diplomatischem Wege gestoppt werden. In einer Woche läuft die Frist aus, welche das Atom-Sextett dem Iran gesetzt hat. Mit dem Näherrücken dieses Datums dürften die geopolitischen Risiken wieder zunehmen, was den Ölpreis unterstützen sollte. Das Ölangebot ist dagegen weiter reichlich. Die täglichen Öllieferungen der OPEC werden nach Angaben von Oil Movements in den vier Wochen bis 9. August um 2,3% gegenüber den vorherigen vier Wochen auf 24,87 Mio. Barrel pro Tag steigen. Grund hierfür ist die höhere Förderung in Saudi-Arabien. Das Königreich hatte im Juni angekündigt, die tägliche Ölfördermenge um weitere 200.000 Barrel zu erhöhen.
Erdgas der Sorte Henry Hub verlor gestern knapp 5% auf 9,3 USD je mmBtu. Zeitweise fiel der Preis sogar unter die Marke von $9. Der Lageraufbau fiel in der vergangenen Woche mit 84 Mrd. Kubikfuß höher aus als die erwarteten 80 Mrd. Kubikfuß und liegt damit deutlich höher als der 5-Jahresdurchschnitt für die betreffende Woche von 57 Mrd. Kubikfuß. Das milde Wetter und der Umstand, dass Hurrikan Dolly keine nennenswerten Schäden bei der Gasversorgung anrichtete, belasten zusätzlich. Saisonüblich gerät der Gaspreis in den Sommermonaten unter Druck, womit sich erklären lässt, weshalb Erdgas in der gegenwärtigen Korrektur doppelt so viel verloren hat wie Rohöl. Der Erdgaspreis sollte weiter dem Rohölpreis folgen. Exxon Mobil und BHP Billiton wollen unterdessen 1,4 Mrd australische Dollar in die Erschließung des Turum-Projekts vor der australischen Südostküste investieren. Dort sollen ab 2011 innerhalb von 20 Jahren bis zu 100 Mio. Barrel Rohöl und Flüssiggas sowie ab 2015 bis zu 1 Bio Kubikfuß Erdgas gefördert werden.
Edelmetalle
Die Stabilisierung beim Ölpreis, der Rückgang des US-Dollar und kräftige Verluste an den Aktienmärkten sorgten gestern dafür, dass sich der Goldpreis erholen konnte und wieder bei 930 $ notiert. Kurzfristig dürfte die Entwicklung an den Aktienmärkten bestimmend bleiben. So besteht in den vergangenen Wochen ein inverser Zusammenhang zwischen der Investmentnachfrage für Gold und der Entwicklung an den Aktienmärkten. Wir sehen Gold in den kommenden Wochen seitwärts tendieren, ehe im vierten Quartal mit anziehender Nachfrage aus der Schmuckindustrie die Marke von 1.000 $ nachhaltig überwunden werden sollte.
Industriemetalle
Die Industriemetalle verloren gestern auf breiter Front. Am stärksten gab Nickel ab, das um 6% auf ein 2-Jahrestief von 18.775 USD je Tonne fiel. Auslöser waren Sorgen vor einer schwächeren Nickelnachfrage aus dem Edelstahlsektor, welcher zwei Drittel der Gesamtnachfrage für Nickel stellt. So will Shanxi Taigang aus China den Nickelgehalt seiner Produkte trotz des deutlichen Preisrückgangs der vergangenen Monate reduzieren. Der weltweit viertgrößte Produzent von Edelstahl Outokumpu aus Finnland berichtet davon, dass Abnehmer den Kauf von Edelstahl in Erwartung weiterer Preisrückgänge und aufgrund der schwachen Nachfrage aus der Bauindustrie aufschieben. Doch auch von der Angebotsseite kamen belastende Meldungen.
So will der australische Bergbaukonzern Mirabela trotz des niedrigen Nickelpreises ab Mitte 2009 die Produktion in der Santa Rita Mine in Brasilien aufnehmen. Dort werden Nickelvorkommen in Höhe von 540.000 Tonnen vermutet. Die LME-Lagerbestände stiegen zudem gestern erstmals seit Anfang Juni wieder an, was zusätzlich belastend auf den Nickelpreis wirkte. Dennoch sind die Lagerbestände seit Ende April bereits um 17% zurückgegangen. Auf dem gegenwärtigen Preisniveau sollten die negativen Nachrichten hinreichend eskomptiert sein. Wir rechnen daher mit einer baldigen Rückkehr des Nickelpreises in die Spanne zwischen 20.000 und 25.000 Dollar je Tonne, welches wir als fundamental gerechtfertigt erachten. Unterstützt wird diese Sicht von Nachrichten, wonach die chinesischen Exporte an unverarbeitetem Nickel im Juni um 65,5% zurückgegangen sind. Im ersten Halbjahr sanken die Nickelexporte im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 70%.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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