Bleipreis kann Erholung fortsetzen
29.07.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Der Preis für Rohöl der Sorte WTI handelt am Morgen wenig verändert bei USD 125 je Barrel, nachdem gestern Tiefstände bei 122,60 $ verzeichnet wurden. Gestern traten Angebotssorgen kurzzeitig wieder in den Vordergrund und sorgten dafür, dass sich der Ölpreis stabilisieren konnte. Die nigerianische Rebellenorganisation MEND meldete Anschläge auf zwei große Ölpipelines von Shell, wodurch die Ölförderung vorübergehend beeinträchtigt wurde. Dazu hat sich der Streit zwischen dem Westen und Iran verschärft. Zwar wollte die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) die iranischen Angaben nicht bestätigen, wonach der Iran bereits 6.000 Zentrifugen zur Urananreicherung besitzen würde. Jedoch sieht es wenige Tage vor dem Ablaufen der Frist nicht nach einem Entgegenkommen Teherans aus.
Russland hat unterdessen seine Prognose für die Ölförderung in diesem Jahr um 3 Mio. auf 492 Mio. Tonnen nach unten revidiert, nach einer Fördermenge von 491,3 Mio Tonnen im vergangenen Jahr. Das wäre der geringste Produktionszuwachs des weltweit zweitgrößten Ölproduzenten seit 1998. Der Umstand, dass der Ölpreis nicht stärker von diesen Meldungen profitieren konnte, zeigt, dass die Grundtendenz weiter abwärtsgerichtet ist. Dafür sorgen weiterhin schwache Daten auf der Nachfrageseite. So hat die EIA die US-Rohölnachfrage im Mai deutlich um 660.000 Barrel pro Tag nach unten revidiert. Sie lag damit um 891.000 Barrel pro Tag oder um 4,3% tiefer als vor einem Jahr.
Die Benzinnachfrage sank nach EIA-Angaben auf den niedrigsten Mai-Wert in den letzten fünf Jahren. Dies spiegelt sich auch in der Zahl der gefahrenen Meilen wider, welche im Mai um 9,6 Mrd fielen. Dies entspricht einem Rekord-Rückgang um 3,7% gegenüber dem Vorjahr. Heute Nachmittag könnten schwache Daten zum US-Ver¬brauchervertrauen weitere Molltöne liefern. Allerdings dürfte dadurch auch der US-Dollar unter Druck geraten, womit der negative Einfluss auf den Ölpreis begrenzt sein sollte.
Der Kohlepreis hat in der vergangenen Woche genau wie der Ölpreis deutlich korrigiert. Zwar handelt es sich bei Kohle und Rohöl um zwei relativ unabhängige Märkte, dennoch war die Korrelation zwischen beiden zuletzt sehr hoch.
Edelmetalle
Gold handelt weiter bei USD 930 je Feinunze, nachdem gestern im Tief $923 markiert wurde. In Anbetracht fallender Aktienmärkte, eines schwächeren US-Dollar und der wieder zutage tretenden geopolitischen Spannungen (Bombenanschläge in der Türkei und Indien, Nachrichten aus dem Iran) ist dies überraschend und deutet auf einen unterschwelligen Abwärtsdruck bei Gold hin. Dieser könnte sichtbar werden, sobald die oben genannten Einflussfaktoren wieder drehen bzw. in den Hintergrund treten. Mit dazu beigetragen haben könnten Meldungen, wonach Vietnam im Juli den Export von Gold, Schmuck und Edelsteinen im Vergleich zum ersten Halbjahr auf 255 Mio. Dollar mehr als verdoppeln konnte.
Im vergangenen Monat hatte Vietnam die Exportbeschränkungen für Gold etwas gelockert und an einige Unternehmen Lizenzen für den Export von jeweils 1-1,5 Tonnen Gold erteilt. Zuvor war nur der Export von Gold-Schmuck erlaubt, was bedeutete, dass das importierte Gold im Land blieb. In den ersten fünf Monaten des Jahres importierte Vietnam, welches bis zu 95% seines Goldbedarfs einführt und im vergangenen Jahr zu den zehn größten Goldverbrauchern der Welt zählte, ungefähr 40 Tonnen an Gold. Mithin könnten die Nettoimporte nach Vietnam in den kommenden Monaten geringer ausfallen. Wir rechnen allerdings weiter damit, dass Gold mit einer zunehmenden physischen Nach¬frage aus der Schmuckindustrie im vierten Quartal nachhaltig über $1.000 steigen wird.
Industriemetalle
Blei konnte gestern um 5% auf USD 2.220 je Tonne steigen. Fallende LME-Lagerbestände und eine steigende Zahl von Auslieferungsansinnen (Cancelled Warrants) deuten auf eine steigende Nachfrage aus China hin, welches der weltweit größte Produzent und Verbraucher des Metalles ist. Die von der LME verwalteten Lagerbestände gingen gestern um 525 Tonnen auf 90.725 Tonnen, den niedrigsten Bestand seit sechs Wochen. Seit Anfang Juli sind die Lagerbestände um 11% zurückgegangen. Der kräftige Anstieg der Lagerbestände seit Oktober 2007 war der Hauptgrund dafür, dass der Bleipreis innerhalb von neun Monaten 60% an Wert verlor. Entsprechend überrascht es nicht, dass eine Lagerkorrektur zu einer Preiserholung führt. Blei wird in erster Linie für Batterien verwendet. Der Trend hin zu elektrogetriebenen Fahrzeugen sollte daher Blei auch in den kommenden Wochen und Monaten Unterstützung geben, so dass wir trotz des bereits erfolgten Anstiegs um 45% seit Anfang Juli für Blei optimistisch bleiben.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Preis für Rohöl der Sorte WTI handelt am Morgen wenig verändert bei USD 125 je Barrel, nachdem gestern Tiefstände bei 122,60 $ verzeichnet wurden. Gestern traten Angebotssorgen kurzzeitig wieder in den Vordergrund und sorgten dafür, dass sich der Ölpreis stabilisieren konnte. Die nigerianische Rebellenorganisation MEND meldete Anschläge auf zwei große Ölpipelines von Shell, wodurch die Ölförderung vorübergehend beeinträchtigt wurde. Dazu hat sich der Streit zwischen dem Westen und Iran verschärft. Zwar wollte die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) die iranischen Angaben nicht bestätigen, wonach der Iran bereits 6.000 Zentrifugen zur Urananreicherung besitzen würde. Jedoch sieht es wenige Tage vor dem Ablaufen der Frist nicht nach einem Entgegenkommen Teherans aus.
Russland hat unterdessen seine Prognose für die Ölförderung in diesem Jahr um 3 Mio. auf 492 Mio. Tonnen nach unten revidiert, nach einer Fördermenge von 491,3 Mio Tonnen im vergangenen Jahr. Das wäre der geringste Produktionszuwachs des weltweit zweitgrößten Ölproduzenten seit 1998. Der Umstand, dass der Ölpreis nicht stärker von diesen Meldungen profitieren konnte, zeigt, dass die Grundtendenz weiter abwärtsgerichtet ist. Dafür sorgen weiterhin schwache Daten auf der Nachfrageseite. So hat die EIA die US-Rohölnachfrage im Mai deutlich um 660.000 Barrel pro Tag nach unten revidiert. Sie lag damit um 891.000 Barrel pro Tag oder um 4,3% tiefer als vor einem Jahr.
Die Benzinnachfrage sank nach EIA-Angaben auf den niedrigsten Mai-Wert in den letzten fünf Jahren. Dies spiegelt sich auch in der Zahl der gefahrenen Meilen wider, welche im Mai um 9,6 Mrd fielen. Dies entspricht einem Rekord-Rückgang um 3,7% gegenüber dem Vorjahr. Heute Nachmittag könnten schwache Daten zum US-Ver¬brauchervertrauen weitere Molltöne liefern. Allerdings dürfte dadurch auch der US-Dollar unter Druck geraten, womit der negative Einfluss auf den Ölpreis begrenzt sein sollte.
Der Kohlepreis hat in der vergangenen Woche genau wie der Ölpreis deutlich korrigiert. Zwar handelt es sich bei Kohle und Rohöl um zwei relativ unabhängige Märkte, dennoch war die Korrelation zwischen beiden zuletzt sehr hoch.
Edelmetalle
Gold handelt weiter bei USD 930 je Feinunze, nachdem gestern im Tief $923 markiert wurde. In Anbetracht fallender Aktienmärkte, eines schwächeren US-Dollar und der wieder zutage tretenden geopolitischen Spannungen (Bombenanschläge in der Türkei und Indien, Nachrichten aus dem Iran) ist dies überraschend und deutet auf einen unterschwelligen Abwärtsdruck bei Gold hin. Dieser könnte sichtbar werden, sobald die oben genannten Einflussfaktoren wieder drehen bzw. in den Hintergrund treten. Mit dazu beigetragen haben könnten Meldungen, wonach Vietnam im Juli den Export von Gold, Schmuck und Edelsteinen im Vergleich zum ersten Halbjahr auf 255 Mio. Dollar mehr als verdoppeln konnte.
Im vergangenen Monat hatte Vietnam die Exportbeschränkungen für Gold etwas gelockert und an einige Unternehmen Lizenzen für den Export von jeweils 1-1,5 Tonnen Gold erteilt. Zuvor war nur der Export von Gold-Schmuck erlaubt, was bedeutete, dass das importierte Gold im Land blieb. In den ersten fünf Monaten des Jahres importierte Vietnam, welches bis zu 95% seines Goldbedarfs einführt und im vergangenen Jahr zu den zehn größten Goldverbrauchern der Welt zählte, ungefähr 40 Tonnen an Gold. Mithin könnten die Nettoimporte nach Vietnam in den kommenden Monaten geringer ausfallen. Wir rechnen allerdings weiter damit, dass Gold mit einer zunehmenden physischen Nach¬frage aus der Schmuckindustrie im vierten Quartal nachhaltig über $1.000 steigen wird.
Industriemetalle
Blei konnte gestern um 5% auf USD 2.220 je Tonne steigen. Fallende LME-Lagerbestände und eine steigende Zahl von Auslieferungsansinnen (Cancelled Warrants) deuten auf eine steigende Nachfrage aus China hin, welches der weltweit größte Produzent und Verbraucher des Metalles ist. Die von der LME verwalteten Lagerbestände gingen gestern um 525 Tonnen auf 90.725 Tonnen, den niedrigsten Bestand seit sechs Wochen. Seit Anfang Juli sind die Lagerbestände um 11% zurückgegangen. Der kräftige Anstieg der Lagerbestände seit Oktober 2007 war der Hauptgrund dafür, dass der Bleipreis innerhalb von neun Monaten 60% an Wert verlor. Entsprechend überrascht es nicht, dass eine Lagerkorrektur zu einer Preiserholung führt. Blei wird in erster Linie für Batterien verwendet. Der Trend hin zu elektrogetriebenen Fahrzeugen sollte daher Blei auch in den kommenden Wochen und Monaten Unterstützung geben, so dass wir trotz des bereits erfolgten Anstiegs um 45% seit Anfang Juli für Blei optimistisch bleiben.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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