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Kursgewinne bei Rohöl nur von kurzer Dauer

01.08.2008  |  Eugen Weinberg
Der Juli war aus Sicht der Rohstoffmärkte ein schwarzer Monat. Der CRB-Index verzeichnete mit 10% den größten Monatsrückgang seit 28 Jahren. Insbesondere der kräftige Rückgang der Energiepreise ab Mitte des Monats trug dazu bei.


Energie

Die Kursgewinne vom Mittwoch erwiesen sich wie von uns erwartet als kurzlebig. Der WTI-Preis fiel um drei Dollar auf 123 USD je Barrel zurück. Überraschend schlechte US-Konjunkturdaten sorgten dafür, dass die Sorgen vor einer schwächeren Nachfrage wieder die Oberhand gewannen. So stiegen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren, was für die heute zur Veröffentlichung anstehenden Arbeitsmarktdaten Enttäuschungspotenzial bedeuten könnte. Im Falle schlechter als erwartet ausfallender Daten zur Beschäftigungsentwicklung dürften die Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der Nachfrage weiter zunehmen. Die Nachfrageschwäche wird zunehmend auch im asiatischen Raum sichtbar.

Nachdem Japans bereits einen Rückgang der Rohölimporte im Juni um knapp 10% zum Vorjahr vermeldet, verzeichnete auch Südkorea im Juli einen Rückgang der Rohölimporte um 4% im Jahresvergleich. Japan ist der zweitgrößte und Südkorea der fünftgrößte Rohölimporteur weltweit. Nigeria hat unterdessen Berichte zurückgewiesen, dass die tägliche Ölfördermenge derzeit weniger als eine Mio. Barrel beträgt. Laut dem Staatsölminister Nigearias Ajumogobia bleibt die Tagesproduktion nah an 2 Mio. Barrel. Zwar berichtete Shell vom Produktionsrückgang um 220 Tsd. Barrel wegen der Rebellenangriffe.

Gleichzeitig hat aber Chevron die Inbetriebnahme auf dem Agbami Ölprojekt verkündet, dessen Output von derzeitig 100 Tsd. Barrel bis Ende 2009 auf 250 Tsd. Barrel pro Tag steigen sollte. Dies dürfte ebenso zur weiteren Entspannung der Nachfrageseite beitragen wie die neuesten Schätzungen von Oil Movements, wonach die Rohölexporte der OPEC in den vier Wochen bis zum 16. August um 140.000 Barrel auf 24,81 Mio Barrel pro Tag zunehmen sollen. Ein möglicher Durchbruch der charttechnisch wichtigen Marke von 120 USD in den kommenden Tagen dürfte aus unserer Sicht das weitere Korrekturpotenzial bereits kurzfristig erhöhen.

Ein Risiko stellt der Atomkonflikt mit dem Iran dar. Am Wochenende läuft die 2-Wochenfrist aus, zu der der Iran Stellung zum Angebot des Atom-Sextetts beziehen muss. Mit einem wahrscheinlichen Verstreichen der Frist würden die geopolitischen Risiken wieder zunehmen, wa OVX GR Equitys dem Ölpreis Unterstützung geben könnte. Mit unserer kurzfristig negativen Einschätzung zu Erdgas lagen wir richtig, wobei sich der US-Gaspreis seit Anfang Juli um ein Drittel verbilligt hat. Der Preis sollte sich demnächst stabilisieren, was unter anderem auf die zuletzt etwas schwächer anschwellende Lagerbestände zurückzuführen ist.

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Edelmetalle

Die schwachen Aktienmärkte konnten Gold gestern nicht auf die Beine helfen, weil gleichzeitig der Ölpreis gefallen ist und der US-Dollar die schwachen USKonjunkturdaten überraschend gut verarbeiten konnte. Unsere Währungsexperten rechnen damit, dass der US-Dollar im Falle enttäuschender US-Arbeitsmarktdaten stärker reagiert und halten dann einen schnellen Anstieg von EUR/USD über 1.57 für möglich. Dies dürfte den Goldpreis in die Richtung 930 USD steigen lassen. Gold Fields steigerte die Goldproduktion im zweiten Quartal um 5% gegenüber dem Vorquartal auf 865.000 Unzen, was vor allem auf die Zuwächse in Südafrika zurück zu führen war, nachdem die Produktion im ersten Quartal durch Stromausfälle negativ beeinträchtigt war.

Barrick Gold, der weltweit größte Goldproduzent, berichtet dagegen von einem Rückgang der Produktion um 5,1% ggü. dem Vorjahr auf 1,86 Mio. Unzen und rechnet für das Gesamtjahr mit einer Produktion am unteren Ende der Erwartungen von 7,6-8,1 Mio. Unzen. Wir bleiben für Gold auch aufgrund unzureichender Produktionszuwächse optimistisch gestimmt. Die Inflationsrate in der Eurozone stieg im Juli auf 4,1%, den höchsten Stand seit 16 Jahren. Die Inflationsrisiken sprechen für ein anhaltend hohes Investoreninteresse für Gold.

Für Platin und Palladium dürften die am Abend zu veröffentlichenden US-Autoabsatzzahlen von Bedeutung sein. Enttäuschende Absatzzahlen könnten beide Edelmetalle belasten und einen Test der Tiefstände von 1714 USD bzw. 370 USD je Feinunze zur Folge haben.


Industriemetalle

China hat gestern bekanntgegeben, die 5%-ige Steuererleichterung für die Zinkexporte abschaffen zu wollen. Der Zinkpreis stieg daraufhin um rund 6%, konnte die Gewinne aber nicht halten. Steigende Lagerbestände, die sich jetzt auff dem höchsten Niveau seit fast 2 Jahren befinden, dürfte das Aufwärtspotenzial nach wie vor dämpfen.

Der Zinnpreis wird jetzt auch durch einen Streik in der größten bolivianischen Zinnmine, die im Juni 821 Tonnen Zinn produzierte, gestützt. Bolivien ist mit 5% der Weltproduktion der weltweit viertgrößte Zinnproduzent.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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