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Angebotssorgen bei Öl wieder im Blickpunkt

04.08.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Sorgen vor möglichen Angebotsunterbrechungen und einer Verschärfung des Atomstreits mit dem Iran haben den Ölpreis seit Freitag um drei US-Dollar auf 126 USD je Barrel steigen lassen. Im Hoch wurden am Freitag sogar 128 USD markiert. Am Wochenende lief die Frist aus, bis zu der der Iran die Bereitschaft erklären musste, die Urananreicherung zu stoppen. Nachdem der Iran diese Frist verstreichen ließ, droht nicht nur eine Verschärfung der Sanktionen, sondern wächst auch das Risiko eines sraelischen Militärschlags gegen die iranischen Atomeinrichtungen. Am Freitag hatte der Vize-Ministerpräsident Israels Mofaz derartigen Spekulationen neue Nahrung gegeben, indem er sagte, dass es inakzeptabel sei, dass der Iran in seinem Atomprogramm vor einem großen Durchbruch steht. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Risikoprämie beim Ölpreis wieder steigt.

Zudem hat sich im Golf von Mexiko ein tropischer Sturm gebildet, der in den kommenden Tagen Hurrikanstärke erreichen und die Ölförderung im Golf von Mexiko bedrohen könnte. Nachdem die letzten beiden Hurrikansaisons verhältnismäßig glimpflich verlaufen sind, könnte dem Ölpreis von dieser Warte in den kommenden Tagen und Wochen Unterstützung widerfahren. Zudem könnte es in den kommenden Wochen zu einem Rückgang der russischen Ölexporte kommen. Diese werden ab dem 1. August mit einem Zoll von 496 USD je Tonne belegt, was einem Anstieg um 25% entspricht. Damit beläuft sich der Exportzoll momentan auf knapp 70 USD pro Barrel, was bei weiter sinkenden Ölpreisen die Exporte zunehmend unattraktiv macht. Dabei ist die Ölproduktion in Russland im Juli laut dem Energieministerium weiter um 1,1% im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Die nicht-kommerziellen Händler an der NYMEX sind jetzt per saldo neutral zum Ölpreis eingestellt, wobei laut CFTC deren Short-Positionen die Long-Positionen um lediglich 600 Kontrakte überstiegen. Zum Vergleich beträgt die gesamte Anzahl der offenen Futures-Kontrakte an der NYMEX 1,22 Millionen.

Wir gehen weiter davon aus, dass der Ölpreis aufgrund der schwächeren Nachfrage erneut unter Druck gerät, sobald die temporär stützenden Faktoren wieder an Bedeutung verlieren. So will der brasilianische Ölkonzern Petrobras bereits im ersten Quartal 2009 mit der Förderung im gigantischen Tupi-Ölfeld beginnen. Zunächst sollen dabei 20.000 bis 30.000 Barrel pro Tag gefördert werden. Dadurch sollten Befürchtungen vor einer schwächeren Ölförderung aus den Nicht-OPEC-Ländern abgemildert werden.


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Edelmetalle

Gold handelt wenig verändert bei 910 USD je Feinunze. Der US-Dollar konnte seine Gewinne trotz schlechter US-Arbeitsmarktdaten verteidigen. Dadurch fehlt Gold ein wichtiger Antriebsimpuls. Die spekulativen Marktteilnehmer an der COMEX haben ihre Netto-Long Positionen in der Vorwoche um 12,3 Tsd. Kontrakte auf rund 182,3 Tsd. Kontrakte reduziert. Anhaltende Positionsglattstellungen könnten einem kurzfristigen Goldpreisanstieg entgegenstehen Die Wechselkursentwicklung dürfte aber maßgeblich bleiben. Daher gilt es auf die morgige Fed-Sitzung und die Sitzung der EZB am Donnerstag zu achten.

Sollte der US-Dollar im Zuge dessen wieder unter Druck geraten, dürfte Gold einen Anlauf in Richtung $930 unternehmen. Laut CEO von AngloGold ist jetzt eine gute Zeit, die verlustbringenden Gold-Hedges zurückzukaufen. Dies könnte dem Goldpreis zusätzlichen Auftrieb geben. Zudem erwartet er einen Rückgang der Goldproduktion in den kommenden drei bis fünf Jharen aufgrund geringerer Investitionen. Platin und Palladium sind am Freitag aufgrund schlechter Nachrichten aus dem Automobilsekor kräftig unter Druck geraten. Platin gab um mehr als 6% nach und verliert am Morgen weiter auf 1635 USD je Feinunze, den niedrigsten Stand seit sechs Monaten. Palladium verlor knapp vier Prozent und verzeichnete bei 363 USD ebenfalls ein 6-Monatstief.

Der milliardenschwere Verlust bei Gerneral Motors, die Gewinnwarnung bei BMW und der Rückgang des USAutoabsatzes im Juli auf den niedrigsten Stand seit April 1992 dürften die Sorgen vor einer schwächeren Nachfrage aus der Automobilindustrie aufrechterhalten und die Preise für Platin und Palladium kurzfristig weiter belasten. Mittelfristig bleiben wir für Platin aufgrund des weiterhin bestehenden Marktdefizits positiv gestimmt.


Industriemetalle

Kupfer ist am Freitag unter Druck geraten und unter 7.900 USD je Tonne gefallen. Schwache Konjunkturdaten aus den USA und steigende LME-Lagerbestände schürten Sorgen vor einer schwächeren Nachfrage. Die Lagerbestände liegen jetzt mit 146,2 Tsd. Tonnen auf dem höchsten Stand seit Februar. Die verhältnismäßig niedrigen Lagerbestände waren ein Grund dafür, dass Kupfer der Konjunkturabschwächung bis zuletzt trotzen konnte. Zudem berichtete China zuletzt von deutlich niedrigeren Kupferimporten. Ein pessimistischer Konjunkturausblick durch die Fed könnte morgen dafür sorgen, dass die Kupferpreise weiter nachgeben.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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