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Erste Rufe nach Fördermengenkürzung

13.08.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Preis schloss gestern auf dem niedrigsten Stand seit Anfang Mai bei 113 USD je Barrel. Mit dazu beigetragen hat, dass Russland das Ende der Kampfhandlungen in Georgien verkündet hat. Damit steigen die Hoffnungen, dass die unterbrochenen Öllieferungen durch Georgien bald wieder aufgenommen werden können. BP hatte gestern die Western Route Export Pipeline geschlossen, welche Öl von Baku nach Supsa transportiert und eine Durchleitungskapazität von bis zu 155 Tsd Barrel pro Tag besitzt.

Laut örtlicher Quellen wurde die tägliche Ölförderung in den aserbaidschanischen Ölfeldern im Kaspischen Meer mittlerweile von 800 Tsd auf 250 Tsd Barrel heruntergefahren. Die russische Militäroffensive in Georgien macht allerdings deutlich, dass Russland eine weitere Annäherung Georgiens an den Westen und einen NATO-Beitritt der Kaukasus-Republik nicht akzeptieren wird. Dies könnte Auswirkungen haben auf zukünftige Investitionen westlicher Ölkonzerne in Georgien, welches ein wichtiges Transitland für Öl aus dem Kaspischen Meer und aus Zentralasien ist. Kurzfristig richtet sich der Fokus weiter auf die schwächelnde Nachfrage für Rohöl und Ölprodukte in den USA.

Wie die EIA berichtet, sank der durchschnittliche Ölverbrauch in den USA im ersten Halbjahr um 800 Tsd Barrel pro Tag. Das war der größte absolute Rückgang seit 26 Jahren. Nach Angaben von Mastercard lag der Benzinverbrauch in der vergangenen Woche um 3,8% unter dem Vorjahr. Heute werden in den USA die Daten zu den Lagerbeständen veröffentlicht. Die Vorräte bei Rohöl sollen um 300 Tsd Barrel gestiegen sein. Bei Benzin wird mit einem Rückgang um 2,2 Mio. Barrel gerechnet, bei den Destillaten mit einem Lageraufbau um 2,0 Mio. Barrel. Ein stärkerer Anstieg der Rohöllagerbestände oder ein geringerer Rückgang der Benzinvorräte haben das Potenzial, einen weiteren Rückgang beim Ölpreis auszulösen. Die IEA hat die Prognose für den Ölverbrauch im kommenden Jahr um 70 Tsd Barrel auf 87,8 Mio. Barrel pro Tag angehoben. Sie macht dafür in erster Linie die Nachfrage in den Entwicklungsländern verantwortlich.

Die Nachfrage in den OECD-Ländern soll sich dagegen schwach entwickeln. Nachdem schon Venezuela vor einer Woche davon sprach, will nun auch der Iran angesichts des kräftigen Ölpreisrückgangs und der Nachfrageabschwächung das Thema Fördermengenkürzung beim nächsten OPEC-Treffen am 9. September auf die Agenda setzen. Beide Länder zählen zu den Falken im Ölkartell. Entscheidend wird daher sein, ob auch andere Länder diesem Ruf folgen. OPEC-Präsident Khelil hatte Anfang der Woche noch dazu aufgerufen, die Fördermengen beizubehalten. Spekulationen auf eine mögliche Kürzung der Fördermenge im Vorfeld des Treffens könnten den Ölpreisverfall abbremsen.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte sich oberhalb von 800 USD je Feinunze stabilisieren und eröffnet heute früh leicht erholt. Schlechte Nachrichten aus dem US-Finanzsektor führten zu deutlichen Kursverlusten an den Aktienmärkten. Typischerweise profitiert Gold in Zeiten fallender Aktienmärkte. Damit Gold wieder in Richtung 850 USD steigt, müsste EUR/USD aber wieder über die Marke von 1,50 überwinden. Wie gestern bekannt wurde, sank die Goldnachfrage laut World Gold Council im zweiten Quartal um 19% gegenüber dem Vorjahr.

Ein wesentlicher Grund für den Rückgang dürfte das im zweiten Quartal sehr hohe Preisniveau gewesen sein. Mit dem deutlichen Rückgang des Goldpreises seither sollte die Nachfrage aus der Schmuckindustrie wieder anspringen. Dazu kommt, dass die Nachfrage in den kommenden Monaten saisonal bedingt wieder zunehmen dürfte. Aus diesem Grund erachten wir das Abwärtspotenzial bei Gold als begrenzt. Wichtigster Risikofaktor bleibt eine weitere Aufwertung des US-Dollar und ein fortgesetzter Rückgang beim Ölpreis.


Industriemetalle

Kupfer gab gestern weiter nach. Kurzzeitig lag der 3-Monatskontrakt 20% unter dem Niveau von Anfang Juli. Damit erfüllt auch Kupfer das Kriterium eines Bärenmarktes. Neben den Nachfragesorgen belastet die starke Angebotsausweitung, was sich auch in steigenden Lagerbeständen widerspiegelt. Nachdem bereits für Mexiko eine spürbare Produktionsausweitung für 2008 prognostiziert wurde, berichtete gestern auch Präsident der Nationalen Gesellschaft für Bergbau in Peru, dass im laufenden Jahr mit einer deutlichen Outputsteigerung um 15% zu rechnen ist. Viele Firmen hätten angesichts der gestiegenen Preise in den Ausbau ihrer Kapazitäten investiert. Auf Peru entfällt immerhin fast 10% der weltweiten Produktion.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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