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Teil 1: Der Einfluss des Gold-Futures-Marktes auf die Preisbildung

05.01.2003  |  Stephan Bogner
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Neben den kanadischen und weltweit führenden US-Goldfuturesbörsen gibt es mittlerweile auch Goldfuturesmärkte in Hongkong, Singapur, Tokio, London sowie in Sydney und Sao Paulo. Seit der Gründung des Goldfuturesmarktes London Bullion Market Association (LBMA) im April 1982 werden Goldfutures nunmehr 24 Stunden täglich weltweit gehandelt. Obgleich der Handel in physischem Gold weltweit betrieben wird, liegt das internationale Handelszentrum für physisches Gold nach wie vor in Europa (Zürich und London). Daraus ergibt sich eine geographisch zeitzonenbedingte Trennung zwischen dem Schwerpunkt im Handel mit physischem Gold in Europa einerseits und dem Handel mit Goldfutures in USA andererseits.

Da der Weltgoldhandel täglich 24 Stunden stattfindet und sich die Handelszeiten der geographisch nebeneinanderliegenden Handelszentren teilweise überlappen erfährt der internationale Arbitragehandel keine Unterbrechungen.

"Das einzelne Handelszentrum agiert hingegen, sofern sich kein(e) anderes(n) in der gleichen Zeitzone befindet(n), während einer bestimmten Zeit ´losgelöst´ von der internationalen Arbitrage". (17)

Dies ist an den US-Futuresbörsen der Fall. Sie stehen mit anderen internationalen Handelszentren in Arbitrageverbindung, während von 12:00 bis 18:00 die COMEX und IMM hingegen nur untereinander Arbitrage betreiben. Sie sind somit sich selbst überlassen und vom Marktgeschehen in physischer Ware abgekoppelt, wie Abbildung 2 verdeutlicht.

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Abbildung 2: Die bedeutendsten Kassa- und Futuresmärkte weltweit mit täglichen Handelszeiten (18)


Ferdinand Lips ist nur einer unter vielen, der sich wundert, wie es möglich ist, dass über einen Zeitraum von Monaten und Jahren, der Goldpreis in New York niedriger schließt als das tägliche Londoner Fixing. Die Antwort des Autors ist, dass "last-hour and last-minute"-Verkäufe in New York einen Preisanstieg in London entgegenwirken und verhindern. (19)

Michael Bolser untersuchte diesen Sachverhalt im Jahre 2000 und fügte dieser Analyse aktuelle Updates im November 2001 und im May 2002 hinzu. (20)


1.5. Anomale Gold-Präventiv-Verkäufe an der COMEX-Börse

Bolser besorgte sich die offiziellen Preisdaten der COMEX und der LBMA mit dem Zweck einer vergleichenden Analyse. Die Marktaktivitäten der COMEX wurden in Hinsicht auf anomale Ereignisse im Preistrend untersucht. Diese Ereignisse stellte Bolser grafisch dar und bezeichnete diese als "Präventiv-Aktivitäten" (21), welche sich generell durch überdurchschnittlich hohe Kauf- und Verkaufsmengen der COMEX an Gold auszeichnen. (22)

"Präventiv-Verkäufe" (23) sind nach Bolser ein "Betrugsnachweis" (24), welche aggressive Goldmarktverkäufe der COMEX algorithmisch misst (wenn diese mit der LBMA verglichen werden). (25)
Die Wahrscheinlichkeit, dass veränderte makroökonomische Rahmenbedingungen als Ursache interpretiert werden könnten, sieht Bolser als sehr gering an, da beide Märkte die gleiche Ware am gleichen Tag handeln. (26)

Abbildung 3 zeigt auf der linken Achse im Zeitraum 1993 bis März 2002 die prozentuale Anzahl an Tagen im Monat, in welcher der COMEX Goldpreis um mindestens 300% mehr fällt als der Londoner Goldpreis (27), welche als blaue Linie dargestellt wird.
Die rechte Achse zeigt den COMEX-Goldpreis in US-Dollar, der grafisch als gelbe Kurve wiedergegeben wird. Die schwarze Linie ist der 240-Tage Moving-Average des Preises für Gold. Die pinke Linie ist der arithmetische Durchschnitt der Präventiv-Verkäufe in der zugrundeliegenden Periode.

Zusätzlich sind vier Standardabweichungen (deviations) der Präventiv-Verkäufe mit jeweils gleichem Abstand eingezeichnet. Die vierte Standardabweichung ist die gepunktete rote Linie nahe der 28%-Tage-pro-Monat-Skala. Jede Standardabweichung der Präventiv-Verkäufe über zwei wird als seltenes und unabhängiges Ereignis angesehen

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Abbildung 3: Gold-Präventiv-Verkäufe der COMEX Januar 1993 - Januar 2002 in Prozent der Tage im Monat,
in welcher der COMEX Goldpreis um mehr als 300% fällt als der Londoner Goldpreis. (28)


Die nummerierte blaue Kurven sind mit folgenden goldrelevanten Ereignissen korreliert: (29)
  • 1: Die amerikanische Notenbank Federal Reserve übernimmt 2 Sitze bei der Vorstandsetage der BIZ.
  • 2: stetige Goldpreissteigerungen drohen die 400-USD-Marke zu durchbrechen.
  • 3: Beginn des langjährigen Abwärtstrendes des Goldpreises
  • 4: Konkurs des Long-Term-Capital-Management-Unternehmens (LTCM), welcher u.a. in Gold Carry Trades investiert war.
  • 5: Das Washington Agreement on Gold provoziert Goldpreisanstieg.
  • 6: Die Canadian Imperial Bank of Commerce versucht erfolgslos den drohenden Hedge-Book-Konkurs der Minengesellschaft Ashanti abzuwenden.





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