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Dollar setzt Edelmetalle weiter unter Druck

19.08.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis nähert sich wieder dem 3,5-Monatstief, welches am vergangenen Freitag bei 111,35 USD je Barrel verzeichnet wurde. Die durch Tropensturm Fay ausgelösten Gewinne erwiesen sich als kurzlebig, da dieser die Ölfördereinrichtungen im Golf von Mexiko verschonte. Allerdings hat sich über dem Atlantik ein Tiefdruckgebiet gebildet, aus welchem in den kommenden Tagen der nächste Tropensturm entstehen könnte. Die Hurrikansaison dürfte somit weiter für Volatilität beim Ölpreis sorgen. Solange es aber nicht zu nachhaltigen Beeinträchtigungen der Produktion kommt, dürften Preisanstiege begrenzt und vorübergehend bleiben, weil diese zum Ausstieg aus bestehenden Positionen genutzt werden. Die Öllieferungen von den Feldern im Kaspischen Meer sind dagegen weiter unterbrochen. Allerdings soll die Baku-Tbilisi-Ceyhan-Pipeline in wenigen Tagen wieder in Betrieb genommen werden, wodurch das tägliche Ölangebot um bis zu 1 Mio. Barrel steigen würde. Dies könnte zusätzlich auf die Preise drücken.

Allerdings sind die anhaltenden geopolitischen Risiken nicht zu vernachlässigen. Wie die Sprengung einer Eisenbahnbrücke vor zwei Tagen zeigt, kann es aufgrund des Georgien-Konflikts jederzeit zu neuen Unterbrechungen kommen. Angola wird die Ölexporte im Oktober um 0,5% auf 1,996 Mio. Barrel pro Tag steigern. Hintergrund ist die Inbetriebnahme neuer Ölfelder, durch welche die Produktion im Laufe des Jahres um bis zu 200.000 Barrel pro Tag gesteigert werden soll. Die steigende Produktion in Angola dürfte dazu beitragen, eventuelle durch Anschläge verursachte Förderausfälle im benachbarten Nigeria zu kompensieren. Ohne größere Angebotsstörungen dürfte sich der Fokus weiter auf die sich abschwächende Nachfrage richten und einen weiteren Rückgang beim Ölpreis in Richtung 110 USD begünstigen.


Edelmetalle

Die Edelmetalle geben durch die Bank erneut deutlich nach. Gold notiert wieder unter der Marke von 800 USD je Feinunze. Der US-Dollar stieg gegenüber dem Euro am Morgen auf ein neues 6-Monatshoch knapp oberhalb von 1,46, was den Goldpreis belastete. Langfristig orientierte Finanzanleger scheinen den derzeitigen Preisrückgang als Kaufgelegenheit zu erachten. So stiegen die von ETF Securities und der Zürcher Kantonalbank gehaltenen ETF-Goldbestände in der vergangenen Woche auf ein Rekordhoch von 1,853 bzw. 1,626 Mio. Unzen. Der weltweit größte Gold-ETF SPDR vermeldete zumindest einen unveränderten Goldbestand von 21,5 Mio. Unzen. Die Investmentnachfrage sollte somit stabilisierend auf den Goldpreis wirken und einen weiteren Rückgang abbremsen, bevor die Nachfrage aus der Schmuckindustrie wieder anzieht, welche knapp 70% der Gesamtnachfrage ausmacht.

Als nächste wichtige Unterstützungen erachten wir das Tief von letzter Woche bei 773 USD. Diese könnte bei einem Rückgang von EUR/USD unter 1,46 getestet werden. Auslöser hierfür könnten höher als erwartet ausfallende US-Erzeugerpreise sein. Platin fällt am Morgen auf ein 11-Monatstief von 1.306 USD je Feinunze.

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Anders als bei Gold kehren Finanzanleger Platin den Rücken. Die von ETF Securities gehaltenen Platinbestände sanken in der vergangenen Woche um 30% auf 218.165 Unzen, den niedrigsten Stand seit über einem halben Jahr. Seit dem Hoch Anfang Juli haben sich die Bestände somit nahezu halbiert. Damit fehlt Platin ein stützendes Element, um die Nachfrageschwäche aus der Automobilindustrie abzufedern, welche immerhin 60% der Gesamtnachfrage ausmacht. Ähnliches gilt für Palladium, welches auf 269 USD gefallen ist, den tiefsten Stand seit Juni 2006.


Industriemetalle

Die Industriemetalle gaben gestern nach einem guten Tagesbeginn die Gewinne mehrheitlich wieder ab. Mit Spannung werden derzeit die Entwicklungen am Aluminiummarkt beobachtet: Zum einen scheint sich nach Zeitungsberichten die Lage bei der Energieversorgung in der chinesischen Provinz Shanxi zu entspannen. Die Kohlevorräte der Kraftwerke seien auf 10 Tage gestiegen. Die jüngsten Engpässe hatten dazu geführt, dass die stark in dieser Region ansässige Aluminiumindustrie ihre Produktion einschränken musste. Gleichzeitig hat die chinesische Regierung eine Exportsteuer von 15% auf Aluminiumlegierungen ab dem 10. August angekündigt. Zuletzt waren die Exporte in diesem Segment sprunghaft angestiegen, nachdem Primäraluminium bereits durch die Exportsteuer belastet wurde. Mit der Steuer auf Legierungen wird ein wichtiges Schlupfloch geschlossen und versucht, das Produktionswachstum in der energieintensiven Aluminiumindustrie zu dämpfen. Ein sich abschwächendes Produktionswachstum in China ist u.E eine wichtige Unterstützung für die Aluminiumpreise.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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