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Rohöl: Vom Regen in die Traufe

25.08.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt bleibt derzeit äußerst volatil. Nur einen Tag nach dem zweitgrößten Tagesgewinn aller Zeiten verzeichnete der WTI-Ölpreis am Freitag den größten Rückgang seit Januar 1991. Der WTI-Preis handelt am Morgen bei 115 USD je Barrel, nachdem am Freitag noch 121 USD bezahlt werden mussten. Auslöser für den raschen Preisverfall war wohl der festere US-Dollar, welcher am Freitag gegenüber dem Euro zwei Cents an Wert gewinnen konnte. Baku-Tbilisi-Ceyhan, die zweitgrößte Pipeline der Welt, welche täglich 1 Mio. Barrel Rohöl bzw. 2,5% aller Weltölexporte transportiert, hat ihren Betrieb wieder aufgenommen und dürfte in den kommenden Tagen Volllast erreichen. Dies dürfte die Risikoprämie allmählich reduzieren, obgleich der Georgien-Russland Konflikt noch nicht überstanden ist.

Heute hat der russische Senat dem Wunsch der abtrünnigen georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien nach Unabhängigkeit zugestimmt und den Präsident aufgerufen, die Unabhängigkeit offiziell zu anerkennen. Auch das russische Parlament sollte heute den gleichen Aufruf an Präsident starten. Dies dürfte die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter aufrechterhalten. Der französische Präsident Sarkozy hat für den 1. September den EU-Sondergipfel zur Georgien-Krise berufen. Petrologistics berichtet unterdessen, dass die OPEC im August 450.000 Barrel Rohöl mehr pro Tag fördert als im Juli. Bemerkenswert hieran ist, dass für den Großteil der Steigerung, nämlich 400.000 Barrel, der Iran verantwortlich sein soll. Obgleich für diesen Anstieg aus unserer Sicht die zuvor zurückgehaltenen Lieferungen verantwortlich sind, sollten dadurch Rufe nach einer Fördermengenkürzung auf dem OPEC-Treffen im September lauter werden. Die OPEC fördert derzeit rund 1 Mio. Barrel täglich mehr als vereinbart.

Das steigende Angebot sollte aufgrund der schwächeren Nachfrage zu weiter steigenden Lagerbeständen in den Industrieländern führen. Auch ist zu bezweifeln, dass China in den kommenden Monaten im selben Ausmaß wie zuvor Rohöl nachfragt. Die hohen Lagerbestände, die vor den Olympischen Spielen augebaut wurden, und die Preiserhöhungen sollten sowohl das Nachfragewachstum als auch die Importe signifikant negativ beeinflussen. Damit würde auch den Ölbullen ein wesentlicher Faktor in der Argumentation fehlen, obgleich die Großspekulanten an der NYMEX in der Vorwoche erstmals seit Mitte Juli wieder per saldo auf steigende Preise setzen. Die Netto-Long-Positionen beliefen sich auf rund 11,7 Tsd. Kontrakte, verglichen mit Netto-Short-Positionen von 9,1 Tsd. Kontrakten in der Woche zuvor. Die wichtige technische Unterstützung bei 110 USD sollte vorerst halten.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist im Zuge des festeren US-Dollar und des fallenden Ölpreises etwas unter Druck geraten. Die Feinunze kostet am Morgen 820 USD, nachdem am Freitag noch knapp 840 USD erreicht wurden. Der Rückgang hält sich in Anbetracht der Gewinne beim US-Dollar allerdings in Grenzen, was als Zeichen der Stärke gewertet werden kann. Ein erneuter Rückgang unter 800 USD kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, wenn der US-Dollar weiter an Wert gewinnt. Auslöser hierfür könnte ein schwacher ifo-Geschäftsklimaindex morgen sein. Heute ist aufgrund des Feiertages in Großbritannien und des dünnen Datenkalenders damit nicht zu rechnen.

Die anziehende physische Nachfrage durch die Schmuckindustrie und die solide Investmentnachfrage sollten einem nachhaltigen Rückgang unter 800 USD entgegenstehen. Der nachlassende Optimismus der Großspekulaten an der COMEX begrenzt das Rückschlagspotenzial bei Gold ebenfalls. Die Netto-Long-Positionen fielen in der vergangenen Woche auf 112.366 Kontrakte, den niedrigsten Stand seit einem Jahr.

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Industriemetalle

Die LME ist heute aufgrund eines Bankfeiertages geschlossen. Am Freitag schlossen die an der LME gehandelten NE-Metalle großenteils mit Kursverlusten. Neben dem steigenden US-Dollar belasteten die Gewinnmitnahmen und die Nachrichten von der Angebotsseite. Der australische Bergbaukonzern Kagara berichtet, dass das Admiral Bay Vorkommen nach der vollständigen Erschließung 300.000 Tonnen Zink und 250.000 Tonnen Blei pro Jahr fördern kann. Diese Nachricht könnte auf den Preisen beider Metalle lasten, nachdem in den Tagen zuvor Meldungen über Produktionskürzungen und Minenschließungen die Metallpreise deutlich haben steigen lassen.

Zinn wird vom Ende eines Streiks in Kongo belastet und verlor am Freitag 4%. Kongo stellt 3% der globalen Zinnproduktion und ist damit der fünftgrößte Zinnproduzent weltweit. Nach dem Ende der Olympischen Spiele könnte die chinesische Importnachfrage nach Metallen wieder zunehmen, nachdem die zuvor geschlossenen Fabriken wieder aufgemacht werden.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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