Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Fester Dollar belastet Öl und Gold

26.08.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist am Morgen wieder unter die Marke von 114 USD je Barrel gefallen. Der gegenüber dem Euro auf ein 6-Monatshoch gestiegene US-Dollar setzt den Ölpreis unter Druck. Andererseits sorgen Angebotsrisiken und zunehmende geopolitische Spannnungen derzeit für Unterstützung, so dass ein baldiger Rückgang unter 110 USD unwahrscheinlich ist. Über der Karibik hat sich ein Wirbelsturm gebildet, welcher in den kommenden Tagen auch den Golf von Mexiko treffen könnte. Die bisherigen Stürme der Saison ließen die Ölproduktion weitgehend verschont.

Eine ernsthafte Beeinträchtigung der Ölförderung im Golf von Mexiko hätte dagegen das Potenzial, den Ölpreis deutlich steigen zu lassen. Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen haben mit der gestrigen Entscheidung des russischen Parlaments, die beiden abtrünnigen georgischen Provinzen Abchasien und Südossetien als unabhängig anzuerkennen, eine neue Stufe erreicht. US-Vizepräsident Cheney will Georgien in der nächsten Woche einen Besuch abstatten. Einen Tag zuvor findet ein EU-Sondergipfel statt.

Die gegenwärtige Entwicklung rechtfertigt eine steigende Risikoprämie auf den Ölpreis, denn Georgien ist ein wichtiges Transitland für Öllieferungen aus dem Kaspischen Meer und Russland das zweitgrößte Ölförderland der Welt. So hat die BTC-Pipeline nach Angaben des türkischen Miteigentümers Boras mittlerweile wieder eine Kapazitätsauslastung von 70% erreicht. Das würde ca. 700.000 Barrel Rohöl pro Tag entsprechen.

Heute sollen die ersten Tankschiffe im türkischen Ceyhan beladen werden, seit die Pipeline durch einen Brand vor drei Wochen den Betrieb unterbrechen musste. In der norwegischen Nordsee wurden neue Öl- und Gasvorkommen entdeckt. Die Ölvorkommen belaufen sich auf 100-125 Mio. Barrel Öläquivalenten und die Gasvorkommen auf 4 Mrd Kubikmeter. Solche eher geringen Funde dürften die Befürchtungen einer sinkenden Produktion in den Nicht-OPEC-Ländern nur etwas abmildern. Die Ölnachfrage aus China scheint sich nach dem Ende der Olympischen Spiele wie erwartet abzuschwächen. Gut informierten Kreisen zufolge wird Chinaoil, der zweitgrößte chinesische Ölhändler, im kommenden Monat aufgrund der randvoll gefüllten Lager kein Benzin importieren.


Edelmetalle

Ein festerer US-Dollar hat gestern verhindert, dass Gold vom zwischenzeitlich gestiegenen Ölpreis und fallenden Aktienmärkten profitieren konnte. Gold handelte nahezu unverändert bei 820 USD je Feinunze. Für deutlich höhere Notierungen müsste der Aufwärtstrend des Dollar enden. In Anbetracht des deutlich schlechter als erwartet ausgefallenen ifo-Geschäftsklimaindex besteht jedoch das Risiko, dass der Dollar weiter steigt und somit der Goldpreis die Marke von 800 USD testet und möglicherweise sogar unterschreitet.

Fallende Inflationsraten aus Deutschland und der Eurozone könnten den Rückgang bei Euro und Gold in den kommenden Tagen aufrechterhalten. Aufgrund der steigenden physischen Nachfrage und der robusten Investmentnachfrage sollte das Abwärtspotential bei Gold jedoch begrenzt sein, so dass eine gewisse Abkopplung vom EUR/USD zu erwarten ist. So hat die starke Nachfrage nach Gold dazu geführt, dass die US-Münzanstalt die Ausgabe von American Eagles Goldmünzen aussetzen musste. Mittlerweile wurde die Ausgabe der Münzen auf limitierter Basis wieder aufgenommen.


Industriemetalle

Die LME war gestern wegen eines Bankfeiertags geschlossen. An der Comex notierte Kupfer kaum verändert bei umgerechnet 7600 Dollar je Tonne und kann damit die starken Gewinne der Vorwoche fast halten. Dies ist um so bemerkenswerter, als dass gemäß der jüngsten Daten der CFTC die spekulativen Investoren dem roten Metall zunehmend den Rücken kehren: Die Anzahl der Netto-Short Positionen der nicht-kommerziellen Anleger ist in der Woche zum 19. August abermals deutlich um knapp 4.000 Kontrakte auf gut 9.000 Kontrakte gestiegen. Zur Erinnerung: einen Monat zuvor waren die Großspekulanten noch netto-long positioniert gewesen. Das Hauptaugenmerk dürfte sich in den kommenden Wochen weiter auf das mit Abstand größte Verbrauchsland China richten. Wir sind davon überzeugt, dass die Preise für einen signifikanten Lageraufbau noch zu hoch sind.

Wir erwarten nach der durch die Olympischen Spiele bedingten Produktionsreduzierung zwar eine Belebung der Importnachfrage, nicht aber einen rasanten Anstieg. Gestern einigten sich die Minengesellschaften in Sambia und der staatliche Energieversorger Zesco auf eine Anhebung der Energietarife rückwirkend zum 1. Januar um 35%, wobei Zesco im Gegenzug eine sichere Versorgungslage für die nächsten drei Jahr garantiert. Sambia stellt 3,6% der weltweiten Minenförderung und ist damit das größte Kupfer-Förderland Afrikas.

Open in new window


Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"