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Ölpreis vom Winde verweht

02.09.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis fällt heute Morgen auf ein 5-Monatstief von 106 USD je Barrel, nachdem gestern noch Preise von 115 USD gehandelt wurden. Hurrikan Gustav erwies sich damit für den Ölmarkt als ein laues Lüftchen. Noch bevor Gustav gestern die Küste von Louisiana erreichte, schwächte sich der Hurrikan auf Stärke 2 ab. Ersten Schätzungen zufolge entstand auch kein größerer Schaden an den Ölfördereinrichtungen. Es ist davon auszugehen, dass die Produktion bereits diese Woche wieder aufgenommen wird. Zuvor waren als Folge von Gustav fast 70% aller Arbeiter evakuiert und mehr als 96% der Öl- und 82% der Gasförderung stillgelegt worden. Auch die Raffinerien wurden nicht beschädigt und wenn man deren niedrige Auslastung berücksichtigt, stellt nun auch die Versorgung mit Ölprodukten kein Problem dar.

Die Marktreaktion ist ein klares Indiz dafür, wie negativ die Stimmung am Ölmarkt derzeit ist. Der Ölpreis hat mittlerweile die kritische Marke von 110-111 USD durchbrochen, wo die 200-Tagelinie und auch das Tief von Anfang Mai verliefen. Daher kann ein schneller Rückgang in Richtung 100 USD nicht ausgeschlossen werden, womit auch das Risiko einer Fördermengenkürzung durch die OPEC in der kommenden Woche signifikant zunimmt. Im August produzierte die OPEC knapp 800.000 Barrel Rohöl mehr als laut Quote vorgesehen. Damit stellt sich die Frage, wie glaubwürdig eine Fördermengenkürzung tatsächlich ist.

Darüber hinaus beginnt sich die Ölnachfrage in China wie von uns vorausgesehen abzuschwächen. Sinopec erwartet in der zweiten Jahreshälfte nur noch ein Nachfragewachstum von 4,8%. Etwas Unterstützung könnte der Ölpreis durch die aktuellen Produktionsdaten in Russland erhalten. Die Ölproduktion fiel im August um 0,9% gegenüber dem Vorjahr auf 9,82 Mio. Barrel pro Tag. Die angekündigte Reduzierung der russischen Exportsteuer um 2% ab Oktober dürfte keine großen positiven Auswirkungen auf die russischen Ölexporte haben, weil sie mit knapp 70 USD je Barrel bei den gegenwärtigen Ölpreisen weiterhin einen Großteil der Exporteinnahmen verschlingt und somit kein Anreiz besteht, mehr Öl zu exportieren.

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Edelmetalle

Ein festerer US-Dollar und der fallende Ölpreis ließen Gold auf 805 USD je Feinunze fallen. Angesichts der negativen Stimmung an den Rohstoffmärkten und der anhaltenden Aufwertung des Dollar besteht das Risiko, dass Gold kurzzeitig unter die Marke von 800 USD fällt. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass der US-Einkaufsmanager-Index ähnlich positiv überrascht wie der Chicago PMI am Freitag. Nach wie vor gehen wir davon aus, dass die robuste physische Nachfrage einem nachhaltigen Rückgang unter 800 USD entgegensteht und für mittelfristig höhere Preise spricht.

So berichten die Goldschmuckhändler aus Abu Dhabi davon, dass die Umsätze im August aufgrund des Preisrückgangs unter 800 USD um 300% gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Der Vorsitzende der Gold- und Schmuckgruppe von Abu Dhabi sprach sogar vom besten Monat seit fast 30 Jahren. Dennoch haben wir unsere Prognose für den Goldpreis aufgrund des sehr stark gefallenen Ölpreises, der bestehenden Rezessionsgefahren und des unerwartet festen US-Dollar etwas reduziert. Im vierten Quartal erwarten wir einen durchschnittlichen Preis von 950 USD je Feinunze. Zuvor rechneten wir mit einem Preis von 1100 USD.


Industriemetalle

Aluminium ist auf ein 6-Monatstief von unter 2.700 USD gefallen. Belastend wirkt vor allem die Warnung seitens des größten Aluminiumproduzenten Chinas Chalco vor einem Überschuss bei Aluminium. Die chinesische Aluminiumproduktion stieg in den ersten sieben Monaten laut dem Statistikbüro um 14% gegenüber dem Vorjahr.

Indien erwägt die Erhöhung der Exportsteuer von zuvor 15% auf 35%. Indien ist einer der wichtigsten Exporteure von Eisenerz nach China. Dies deutet zwar auf eine Einengung bei Eisenerz hin und spricht für anhaltend hohe Preise. Dennoch gehen wir sowohl bei Eisenerz als auch bei Kokskohle, den beiden wichtigsten Ausgangsrohstoffen in der Stahlherstellung von stagnierenden Preisen in den kommenden Monaten aus, weil die Stahlpreise angesichts einer dramatischen Konjunkturabkühlung weltweit zuletzt deutlich korrigiert haben. Einige chinesische Stahlhersteller haben bereits daraufhin reagiert und die Produktion teilweise runtergefahren, um einem Preisverfall entgegen zu wirken.

Der Vorsitzende des größten britischen Edelstahlschrottverwerters ELG Haniel Metals mit einer Jahrestonnage von 1,75 Mio. Tonnen warnte vor weiteren Preisrückgängen bei Nickel, wenn sich die Nachfrage nicht bald erhöht und sieht dabei das Korrekturpotenzial bis zu 15.000 USD pro Tonne. Wir gehen davon aus, dass die Schliessung der Kalgoorlie Nickelschmelze von BHP Billiton in Australien wegen Wartungsarbeiten, die bereits angekündigten Minenproduktionsreduktionen sowie die zu erwartenden Rückgänge bei der Nickelgußeisenproduktion in China diesem Preisrückgang entgegen stehen werden.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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